Protest-Gottesdienst in Villingen-Schwenningen (Foto: SWR, Thorben Langwald)

Sexuelle Übergriffe in der katholischen Kirche

Früherer Straßburger Erzbischof Grallet räumt Fehlverhalten ein

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Der frühere Straßburger Erzbischof Jean-Pierre Grallet hat jetzt ein Fehlverhalten im Bezug auf die sexuellen Übergriffe in der katholischen Kirche in Frankreich zugegeben.

Vor dem Hintergrund von Ermittlungen zu den sexuellen Übergriffen in der katholischen Kirche räumte der frühere Erzbischof Jean-Pierre Grallet in einer Erklärung "unangemessene Gesten" gegenüber einer jungen Frau ein. Das teilten verschiedene französische Medien mit.

Das Opfer war demnach eine junge Frau. Zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Übergriffe, im Herbst 1985, sei sie volljährig gewesen. Die Frau soll den Straßburger Erzbischof Jean-Luc Ravel im Dezember 2021 über die Vorfälle in Kenntnis gesetzt haben. Er habe im Januar 2022 Anzeige bei der Straßburger Staatsanwaltschaft erstattet. Auf die Erklärung Grallets hat inzwischen auch Ravel reagiert.

SWR-Reporterin Christine Veenstra über die Reaktion von Erzbischof Jean-Luc Ravel:

Grallet habe schwerwiegende Taten gestanden

Mit tiefem Schmerz und großer Trauer sei die Erklärung Grallets von der Diözese Straßburg aufgenommen worden, schreibt Erzbischof Jean-Luc Ravel in einer Mitteilung. Jean-Pierre Grallet habe schwerwiegende Taten anerkannt. Es gebe derzeit eine kirchenrechtliche Untersuchung und man habe eine Meldung an die Ziviljustiz gemacht, sagte die französische Bischofskonferenz. Ermittler sollen nun die genaue Art der Tat feststellen.

Nicht das erste Geständnis

Vor zehn Tagen erst hatte es ein ähnliches Geständnis gegeben: Kardinal Jean-Pierre Ricard, einer der höchsten katholischen Geistlichen in Frankreich, soll sich in den 1980er Jahren einem 14-jährigen Mädchen gegenüber "auf verwerfliche Weise verhalten" haben, räumte der 78-Jährige ein. Vor mehr als einer Woche hatte der Präsident der französischen Bischofskonferenz bekannt gegeben, dass elf französische Bischöfe der sexuellen Gewalt beschuldigt werden.

In der Katholischen Kirche in Frankreich sollen seit den 1950er Jahren hochgerechnet 216.000 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden sein - zu diesem Ergebnis kam eine Studie. Unter Einbeziehung der von der
Kirche betriebenen Einrichtungen wird von 330.000 Opfern ausgegangen. Nur wenige Betroffene sollen sich allerdings bei der Kirche oder bei Behörden als Opfer zu erkennen gegeben haben.

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