Storch füttert sein Jungtier (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam)

Streng geschützte Art

Immer mehr Störche in Südbaden

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AUTOR/IN
Christine Veenstra

Südbaden ist ein beliebtes Brutgebiet für Störche. Auch in Riegel am Kaiserstuhl bauen die Zugvögel wieder ihre Nester. Das sorgt allerdings auch für Konflikte.

Die Störche sind zurück - aus ihren Winterquartieren in Afrika und Südspanien. Doch die einst seltenen Zugvögel sind mancherorts inzwischen fast schon eine Plage. Zuletzt musste vergangene Woche ein Nest auf einem Strommast weichen, denn es drohten Probleme für die Elztalbahn. Auch in Riegel (Kreis Emmendingen) mussten im letzten Jahr einige Nester entfernt werden. Im Regierungsbezirk Freiburg wurden 2022 insgesamt etwa 40 Storchennester entnommen.

Störche fühlen sich in Südbaden wieder wohl

Mitte der 70er Jahre brüteten in Baden-Württemberg gerade noch 15 Storchenpaare. Der Weißstorch war auch in Südbaden fast ausgestorben. Viele Menschen und Initiativen haben sich seitdem aber sehr um die Vögel bemüht und sie wiederangesiedelt.

Wiederansiedlung des Storchs war sehr erfolgreich

Laut dem Gründer des Vereins "Weißstorch Breisgau", Gustav Bickel, wächst die Population jedes Jahr um 10 bis 15 Prozent. Bickel ist seit fast 30 Jahren für die Wiederansiedlung des Weißstorchs aktiv, doch inzwischen muss er sich immer öfter die Frage stellen lassen, ob es nicht langsam zu viel wird mit den Störchen.

Herabfallende Äste und Unrat sorgen für Unmut

Von rund 200 Nestern, die sein Verein betreut, sind 2022 einige mit Ausnahmegenehmigungen entfernt worden. In Riegel am Kaiserstuhl hat die Kirchengemeinde St. Martin im vergangenen Herbst vier Nester beseitigt. Herabfallende Äste bargen rund um die Kirche Probleme für die Verkehrssicherheit. Aber immer noch gibt es auf dem Kirchdach etwa ein Dutzend Nester. Pfarrer Jürgen Schindler beklagt, dass der Kot der Tiere immer wieder Kirchgänger in ihren Sonntagskleidern besudele.

"Bei einer Hochzeit musste der Fotograf das Hemd wechseln. Aber das größere Problem ist die Verkehrssicherungspflicht."

Nester nur mit Genehmigung entfernen

Auch einige Privatleute in der Nachbarschaft möchten die Nester auf ihren Hausdächern inzwischen gern loswerden. Wer selbst Hand anlegt, ohne vorher eine Genehmigung einzuholen, der verstößt allerdings gegen das Artenschutzgesetz und riskiert einigen Ärger. Denn Störche sind eine streng geschützte Art. Außerdem sorgen die Vögel schnell für Ersatz und bauen neue Nester. Gustav Bickel appelliert deshalb an die Vernunft. "Man muss einen Mittelweg finden", so der Storchenvater.

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