Es ist nicht das erste Mal gewesen, dass Matthias Warnig Geld an die Stadt spendet. Er ist Geschäftsführer der umstrittenen Erdgas-Pipeline Nord-Stream-2 und gilt als ein enger Vertrauter Putins. So habe er in der Vergangenheit die Kulturwoche immer wieder mit Zuwendungen bedacht. Nun hat die Stadt Staufen das Geld zurückgewiesen, es handelt sich um 5.000 Euro. Staufens Bürgermeister Michael Benitz fand in einem offenen Brief dafür klare Worte. Darüber hat er mit SWR-Moderator Matthias Schlott gesprochen.
SWR: Was genau haben Sie ihm denn geschrieben?
Michael Benitz, Bürgermeister Staufen: Ich habe ihn geschrieben, dass uns diese neuen Entwicklungen sehr betroffen machen und dass jetzt alles unternommen werden muss, dass dieser Wahnsinn gestoppt wird. Herr Warnig ist mit Herrn Putin freundschaftlich verbunden und für mehrere russische Unternehmen tätig. Ich habe ihn aufgefordert, sich von Herrn Putin öffentlich zu distanzieren und seine Ämter in Russland niederzulegen.
Was wollen Sie damit bewirken?
Ich hoffe, dass es Wirkung zeigt, wenn sich auch das nähere Umfeld von Herrn Putin abwendet, ihm klarmacht, dass das nicht in Ordnung ist, was da geschieht.
Das Radio-Interview zum Nachhören:
Und das hat Sie bewogen, diesmal auf die sonst übliche diplomatische Zurückhaltung zu pfeifen?
Wir haben eine neue Qualität. Jetzt muss alles unternommen werden. Da gibt es jetzt keine Zurückhaltung mehr.
Gibt es denn auf diesen Brief eine Reaktion seitens Herrn Warnig?
Ja, Herr Warnig hat mir per E-Mail geantwortet. Zu Putin selber hat er nichts geschrieben. Er hat aber ebenfalls seine Betroffenheit zum Ausdruck gebracht. Und er hat beteuert, dass diese kriegerische Auseinandersetzung unverantwortlich ist. Er wolle alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um das zu stoppen.
Ist es nicht unrealistisch zu glauben, dass ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten, den Mut besitzt, sich gegen Putin zu stellen?
Das kann ich nicht beurteilen. Aber jeder Mosaikstein, der sich zum Gesamtbild gegen Putin zusammenfügt, ist wichtig. Ich vermag nicht zu urteilen, was das konkret für Auswirkungen haben kann.
Welche Reaktionen haben Sie denn auf ihre klaren Worte sonst bislang erhalten?
Überwiegend sehr positive. Auf den sozialen Kanälen wurde mir großer Respekt gezollt wird, für das, was ich unternommen habe. Es gab aber auch kritische Stimmen. Nach dem Motto, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, von so einer Person Geld anzunehmen. Es gab auch die Idee, das Geld nicht zurück zu überweisen, sondern es in die Ukraine zu schicken.
Mit der Rückgabe ist die moralische Messlatte für künftige Spenderinnen und Spender sehr hoch gelegt worden. Wie kann sich das auswirken?
Die Stadt Staufen, also auch ich in der Funktion als Bürgermeister, kann Spenden, nur entgegennehmen. Der Gemeinderat muss, so ist es auch in der Gemeindeordnung vorgeschrieben, diese Spenden genehmigen. Ich bin sicher, dass unser Gemeinderat, aber natürlich auch wir als Stadtverwaltung, jetzt sehr sensibilisiert sind und immer ganz genau anschauen werden, wer Spender und Sponsor ist. So ein Fall war bisher noch nicht auf unserer Agenda.
