Es gibt zwei verschiedene Vorwahlen, der eine Stadtteil ist evangelisch geprägt, der andere katholisch. Außerdem verläuft die Grenze zwischen Baden und Württemberg mittendurch - auf den ersten Blick trennt die beiden Teilstädte Villingen und Schwenningen tatsächlich einiges.
"Schwenningen war bis 1907 ein Dorf und Villingen eine Stadt. Das prägt natürlich auch das Lebensgefühl."
Traditionell war Schwenningen viel mehr die Arbeiterstadt, während im mittelalterlichen Villingen bürgerliches Milieu vorherrschte. Trotzdem kam seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer stärker die Idee auf, die beiden Städte zu verbinden. Laut Conradt-Mach standen dahinter vor allem wirtschaftliche Interessen. Größere, regionale Einheiten sollten die Voraussetzungen für den Wirtschaftsstandort verbessern.
Verwaltungsreform 1972
Im Zuge der Gemeinde- und Kreisreform wurde daraus Realität: 1970 stimmte eine große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger aus Schwenningen für die Zusammenlegung. 1971 begrüßten dann auch die meisten Bewohnerinnen und Bewohner von Villingen die Stadt-Ehe.

"Villingen-Schwenningen ist die Baden-Württemberg-Stadt schlechthin. Die Fusion war auch eine Vollendung der Fusion von Baden und Württemberg."
Stadt mehr und mehr zusammen
Seit den Siebzigern sind die beiden Städte zusammengewachsen - konfessionelle Unterschiede gibt es beispielsweise heute viel weniger. Auch räumlich haben sich die Stadtteile angenähert: "Das Klinikum hat nochmal eine Verbindung gebracht. Außerdem planen wir da ein Wohngebiet, dass wir räumlich zusammenwachsen lassen", sagt Jürgen Roth, der Oberbürgermeister der Stadt.
Villingen-Schwenningen ist zu wenig selbstbewusst
Natürlich gibt es noch immer viele Unterschiede. Für die Historikerin Annemarie Conradt-Mach ist das aber nicht problematisch: "Meine Einstellung ist, dass es für Villingen-Schwenningen ein großer Vorteil ist, dass wir diese Vielfalt haben." Rupert Kubon stimmt dem zu, er hat aber auch Verbesserungsvorschläge. So müsse die Stadt seiner Ansicht nach noch deutlich selbstbewusster auftreten.
Mit Zuversicht in die Zukunft
Aber auch so muss sich die Doppelstadt nicht verstecken. Der aktuelle Bürgermeister Jürgen Roth will darum im kommenden Jubiläumsjahr vor allem die Erfolge feiern: "Wir sind aus zwei Mittelstädten zu einer großen Kreisstadt mit mehr als 86.000 Einwohnern gewachsen. Wir strotzen vor Kraft. Wir haben ein tolles Entwicklungspotenzial. Wir sind auf den besten Weg für die nächsten 50 Jahre."
Eigentlich wollte Villingen-Schwenningen dieses 50-jährige Jubiläum pompös feiern - aufgrund von Corona ist das nicht im vollen Umfang möglich: Aus dem Festakt am 1. Januar wurde eine Videobotschaft und auch die Jubiläums-Fasnet wird es nicht wirklich geben. Jürgen Roth ist aber zuversichtlich, dass manche Festlichkeiten noch stattfinden können. Besonders freut er sich auf die lange Tafel, bei der im September Tische auf der Hauptstraße zwischen Villingen und Schwenningen aufgestellt werden und Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zum gemeinsamen Picknick haben.