LisR ist der Name des Prototyps, der in Zukunft mit Hilfe einer Infrarot-Kamera und einem Mini-Computer unter anderem Infos zur Verschwendung von Süßwasser auf der Erde liefern soll. Entwickelt und gebaut wurde das Messinstrument von dem Freiburger Start-up ConstellR und den Frauenhofer-Instituten aus Freiburg und Jena. Bald fliegt es zur Internationalen Raumstation ISS.
Teleskop LisR ist nicht größer als ein Schuhkarton
Wer bei LisR an ein klassisches Teleskop mit großem Objektiv denkt, hat weit gefehlt. Auf einem Labortisch im Fraunhofer-Institut EMI in Freiburg steht lediglich ein schwarzes, hübsches Kästchen, nicht größer als ein Schuhkarton. An einigen Stellen hängen Kabel heraus. LisR ist ein ganz spezielles Teleskop und soll ab März weit bessere Wärmebilder von der Erdoberfläche liefern als alle bisherigen Teleskope.
Das Teleskop hat einen vielfältigen, praktischen Nutzen
Marius Bierdel ist der Cheftechniker des Start-ups. LisR könnte in Zukunft viele praktische Nutzen haben: Man könne besser erkennen, wo es in Städten zu Wärmehotspots komme und Waldbrände könnten frühzeitiger und effektiver bekämpft werden. Doch den größten Nutzen werden die Aufnahmen des Teleskops wohl für die Landwirtschaft bieten.
„Wir haben die Möglichkeit, mit dieser Information frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, wie zum Beispiel zu bewässern, um die Pflanzen vor etwaigen Schäden zu schützen."
Denn mit den Daten von LisR könnten Landwirtinnen und Landwirte über eine App frühzeitig erkennen, wo Pflanzen bald an Wassermangel leiden werden und diese dann gezielt bewässern. Dadurch könnte man eine Verschwendung der kostbaren Süßwasserressourcen vermeiden und gleichzeitig Ernteausfällen aufgrund von Dürre vorbeugen.
Bessere Auflösung als jedes anderes Teleskop
Auf einem Bildschirm zeigt Marius Bierdel zwei Wärmebildaufnahmen von London. Das eine Bild stammt von dem Sentinel-3 Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Auf ihm sind in erster Linie große, quadratische Klötze in Rot, Blau und Gelb zu sehen. Daneben eine Wärmebildaufnahme von LisR. Auf diesem Bild sind dieselben Farben zu sehen, jedoch in deutlich feinere Formen gegossen. Man erkennt den Verlauf von Straßen und Vierteln in London und der Themse, die sich durch die Stadt schlängelt.
Vier Jahre hat die Entwicklung von LisR gedauert, an der etwa 25 Personen beteiligt waren. Um das Teleskop für den Einsatz im All klein zu bekommen, wurde ein Weg gefunden, technische Geräte durch Digitalisierung zu ersetzen. Außerdem wurden für die Optik nicht mehr schwere Linsen benutzt, sondern Aluminium-Spiegel aus Jena, die mit einer Goldschicht überzogen sind.
Erst im Dezember gab die NASA das finale Go
Am Samstag, 19.2.2022, um 18:40 Uhr begibt sich LisR auf den Weg zur ISS. Gestartet wird von einem Weltraumbahnhof der NASA im US-Bundesstaat Virginia. Die finale Zusage der NASA für LisR habe man allerdings erst im Dezember bekommen. Dabei hätte die hübsche schwarze Edelstahlhülle den Einsatz fast noch vereitelt: Die erste Farbe hat sich bei Testversuchen direkt aufgelöst. Die Zusage der NASA hat für Marius Bierdel und sein Team viel bedeutet.
“Das war wirklich ein sehr bewegender Moment, als wir dann die Daumen hochbekommen haben, dass wir auf die ISS dürfen.“
Um die ganze Welt quasi in Echtzeit zu kartieren, braucht es allerdings weitere Teleskope in der Umlaufbahn. Derzeit arbeite man bereits daran, denn 2023 soll Teleskop LisR Unterstützung bekommen.