Festivalbesucher feiern bei Sonnenschein beim Auftaktkonzert des Southsidefestivals 2022. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Andreas Maier)

Schlecht organisiert?

Festivalbesucher kritisieren Southside 2022: "kaum Schatten" und "zu volle Wasserstellen"

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Am Wochenende hatten viele Festivalbesucher des Southside mit der Hitze zu kämpfen - und kritisieren, dass sich die Organisatoren schlecht darauf vorbereitet hätten. Die Verantwortlichen dementieren.

Temperaturen über 30 Grad, kaum Schatten und zu wenig Wasserstellen - so beschreiben manche Userinnen und User auf Instagram die Begleitumstände des Southside-Festivals 2022 am Wochenende. Sie kritisieren, dass die Organisation "chaotisch" gewesen sei. Auch aus der Eventbranche kommt Kritik. Die Verantwortlichen argumentieren jetzt dagegen und sprechen von "Gerüchten."

Southside 2022: Zu wenig Wasserstellen?

So zum Beispiel beim Thema Trinkwasserversorgung. "Das Gerücht, dass es zu wenige Trinkwasserstellen gegeben hätte, geht auf einige wenige Stimmen in den sozialen Medien zurück", schreibt auf SWR-Anfrage eine Sprecherin des Unternehmens FKP Skorpio. Es ist unter anderem auch für das Southside-Festival verantwortlich. Auf dem Festivalgelände habe es acht kostenlose Trinkwasserpositionen gegeben, mit jeweils bis zu 80 Zapfstellen. Gäste hätten nicht lange warten müssen.

Auf der offiziellen Instagram-Seite des Southside-Festivals, aber auch unter einem Post von SWR Aktuell, kommentierten Userinnen und User, dass die Wartezeiten an den Wasserstellen teilweise sehr lang gewesen seien - weil zu wenige vorhanden waren. Auch die Eiswürfel im Shop seien irgendwann ausgegangen. Diesem Kritikpunkt stimmt die Sprecherin jedoch zu. Es habe keine Möglichkeit gegeben, Eiswürfel nachzuordern.

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Keine Schattenplätze waren vor den Bühnen

Auch das Thema fehlende Schattenplätze will die Sprecherin nicht komplett abstreiten. "Natürlich sind die Bereiche vor den Bühnen nicht überdacht." Das sei der Nachteil von Open-Air-Konzerten. Trotzdem habe es neben der Zeltbühne an allen großen Gastroständen große Sonnenschirme gegeben. Southside-Gäste sollen wegen fehlendem Sonnenschutz auf einzelne Konzerte verzichtet haben - so schreibt eine Userin: "Ich hab tatsächlich fünf mal überlegt, bevor ich mir eine Band angeschaut habe, ob es mir das wirklich wert ist und ich mir die brütende Hitze ohne Sonnenschutz antue." Andere sollen sich in den Schatten von Mülltonnen und Dixi-Klos gesetzt haben.

Wurden Helferinnen und Helfer schlecht behandelt?

Kevin Paap, Geschäftsführer einer Planungsagentur, kritisiert vor allem den Umgang mit Helferinnen und Helfern vor Ort. Dieser Punkt wird auch auf Social Media bemängelt. Am Sonntag war Paap mit einer Band auf dem Southside-Festival unterwegs. Er beschreibt im Interview mit dem SWR seine Sicht der Dinge: "Die Wassersituation war extrem", sagt er. Auch Helferinnen und Helfer seien schlecht versorgt worden. "Ich habe aus dem Künstler-Backstage Getränke mitgenommen, damit sie überhaupt was zu trinken bekommen", sagt er. Er und sein Team hätten den ganzen Tag nur Cola getrunken, weil es kein Wasser mehr gegeben habe. Der Punkt mit den Helferinnen und Helfern ist ein Punkt, den die Sprecherin von FKP Skorpio unkommentiert lässt.

Personalmangel macht Festivalbranche zu schaffen

Dabei ist gerade das Thema Personalmangel laut Paap, aber auch FKP Skorpio eine große Herausforderung in der Festivalbranche. Ob "Licht, Ton oder Catering" - in diesen Bereichen seien viele Menschen während der Pandemie gezwungen gewesen, sich einen anderen Job zu suchen, so die Sprecherin. Verluste hätten nur mit Menschen aufgefangen werden können, die auch in diesem Bereich ausgebildet seien. Bei den Festivaljobs habe es aber viel Interesse gegeben.

Paap appelliert: "nicht zu viel auf einmal wollen"

Paap wünscht sich indes, dass die gesamte Branche nach der Corona-Flaute aufpasse, nicht zu viel auf einmal zu wollen. "Alles wieder höher, schneller, weiter - nur um alles nachzuholen", sei nicht der richtige Schritt. Das werde gefährlich für die Gäste - vor allem, wenn zu viele Menschen an einem Ort seien und das Personal für Deeskalation zum Beispiel bei einer Massenpanik fehle. "Wenn das so weitergeht, werden Menschen auf diesen Festivals sterben", sagt er.

Auch deshalb ist das Feedback der Besucherinnen und Besucher so wichtig. FKP Skorpio hat laut Sprecherin für das Southside eine Umfrage eingerichtet - damit wichtige Punkte bewertet und für das kommende Jahr mit einbezogen werden können. Welche Punkte das sind, schreibt die Sprecherin nicht - das zeigt sich dann vielleicht im kommenden Jahr.

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SWR