In der Basler Innenstadt herrscht geschäftiges Treiben, die Straßenbahnen sind voll, ebenso die Fußgängerzone. Schon seit sechs Wochen sind in der Schweiz alle Läden wieder auf. Denn nach Ansicht von Schweizer Experten bestehe beim Einkaufen nur ein geringes Ansteckungsrisiko, so der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen.
Zudem haben in der gesamten Schweiz die Museen und Tierparks geöffnet. Selbst Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze können gebucht werden. Nur Restaurants, Fitnesscenter, Kinos und Theater sind weiterhin zu. Eine eher lockere Corona-Strategie – gibt Thomas Steffen zu, aber mit autoritären Verboten sei man traditionell zurückhaltend in der Schweiz.
"Wir sind natürlich über die direkte Demokratie gewöhnt, dass wir bei allen Themen mitreden können. Man kann Dinge nicht verordnen, wir müssen einen gewissen Konsens finden, sonst funktioniert das nicht."
Schweiz setzt auf Appelle statt Verbote
Appelle statt Verbote und Disziplin bei den Hygiene-Regeln, mit dieser Strategie ist die Schweiz bislang ganz gut durch die Pandemie gekommen. In der Nordwestschweiz beispielsweise sind die Inzidenzwerte derzeit nur wenig höher als in Baden-Württemberg. In den Grenzkantonen schwanken sie zwischen 120 und 140. Auch die Schweizer Krankenhäuser sind noch lange nicht am Limit. Patrik Mathys vom Bundesamt für Gesundheit nennt die neusten Zahlen: "Aktuell sind gut 70 Prozent der Intensivbetten belegt. Rund ein Fünftel sind von Covid-Patienten beansprucht.
Mehr Tempo beim Impfen in der Schweiz
Beim Impfen sind die Schweizer etwas schneller als die Deutschen. Knapp sieben Prozent der Bevölkerung sind inzwischen zweitgeimpft. Der umstrittene Impfstoff AstraZeneca ist in der Schweiz bislang übrigens nicht zugelassen. Auch bei den Schnelltests wird auf Qualität gesetzt. Spucktests vom Discounter gibt es hier nicht.
"Die Tests, die Sie im Ausland und im Internet kaufen können, funktionieren unter Umständen nicht. Was Sie hier in der Schweiz kaufen erfüllt einen Qualitätsstandard, hinter dem wir auch stehen können und sagen: Es macht Sinn, diese Tests auch anzuwenden."
Pandemie-Ermüdung nicht zu unterschätzen
Kantonsarzt Thomas Steffen ist mit der Corona-Strategie seines Landes jedenfalls zufrieden. Harte Lockdowns und Ausgangssperren seien zwar effektiv, aber je länger die Pandemie dauere, umso stärker müsse man darauf achten, die Menschen mitzunehmen. Der Faktor der Ermüdung der Bevölkerung sei nicht zu unterschätzen: "Unsere Strategie hat den Vorteil, dass man länger durchhält. Die reine Lehre ist praktisch oft nicht anwendbar."