Die Waldshuter Rheinfähre fährt einmal Stündlich über den Rhein  (Foto: SWR)

Unsere Sommerserie: eine Rheinreise

Der Rhein als Verkehrsader: eine Fährfahrt mit der "Waldshut-Tiengen"

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AUTOR/IN
Petra Jehle

Die Brücken über den Rhein sind überlastet. Staus sind Alltag. Eine Alternativen ist die kleine Personenfähre in Waldshut. Sie verbindet seit 1806 die beiden Rheinufer.

In drei Minuten über den Rhein: das geht zwischen Waldshut und Full. Wo jeden Tag Autos und Lkw auf den Brücken an den Grenzübergängen im Stau stehen, geht es auf dem Fluss ganz bequem und schnell. Die Personenfähre der Stadt Waldshut-Tiengen fährt zwischen 9 Uhr morgens und 17 Uhr abends immer zur vollen Stunde. Egal, ob jemand mitfahren will oder nicht. Kapitän Sven Schießel legt ab. Denn ein Staatsvertrag aus dem Jahr 1806 schreibt es so vor.

Während wenige hundert Meter weiter auf der Bundesstraße Autofahrer über den Dauerstau am Grenzübergang schimpfen, herrscht am Bootssteg am Rheinufer am frühen Morgen Idylle pur. Die Sonne funkelt auf der Wasseroberfläche, die Vögel zwitschern. Zwei Schwäne drehen ihre Runden. Die Fähre steht auf der deutschen Rheinseite.

Morgens um 9 Uhr legt die Fähre über den Rhein das erste Mal ab

Um 9 Uhr legt sie am Morgen zum ersten Mal ab und fährt die 180 Meter ans andere Ufer. Die Überfahrt dauert drei Minuten. Am Schweizer Rheinufer bei Full (Kanton Aargau) warten an diesem Morgen zwei Frauen. Sie sind Stammkundinnen und nutzen die Fähre regelmässig zum Einkaufen und Bummeln in Waldshuts Altstadt.

Beliebte Abkürzung über den Rhein ohne Stau

"Was soll ich mit dem Auto da rüber fahren und einen Parkplatz suchen? Ich gehe jede Woche, da bin ich sofort im Ausland und kann dort gut und günstig einkaufen."

Auslastung der Fähre ist gering

15.000 Menschen nutzen die Fähre zwischen Waldshut und Full pro Jahr. Die meisten sind Schweizerinnen und Schweizer, die zum Einkaufen nach Waldshut kommen. Im Sommer sind auch Wanderer und Radfahrer an Bord, welche ihre Touren am Rheinufer so bequem abkürzen. Zum Vergleich: Auf der Straßenbrücke werden jeden Tag fast 15.000 Fahrzeuge gezählt.

Rheinfähre ist im Staatsvertrag festgeschrieben

Ein Geschäft macht die Stadt Waldshut-Tiengen mit der Fähre nicht. Richtig voll wird das Boot mit seinen 120 Plätzen eher am Nachmittag bei den Rundfahrten, beim Sonntagsbrunch oder wenn die "Waldshut-Tiengen" für Partys gebucht wird.

Ein Mann mit Geldbörse auf dem Schiffssteg (Foto: SWR, Petra Jehle)
In drei Minuten über den Rhein - Fährmann Sven Schießel bringt seine Fahrgäste sicher ans Ziel

"Es gibt einen Staatsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz seit 1806 und den müssen wir einhalten. Da können wir jetzt nicht einfach sagen, wir machen das nicht mehr, weil wir nicht mehr wollen oder sich das nicht rentiert."

Der Arbeitsplatz des Kapitäns an und auf dem Fluss ist außergewöhnlich: Er ist Schiffsführer, Techniker, Touristenführer, Alleinunterhalter und manchmal auch Kummerkasten zugleich.

"Da bin ich ständig in der Natur mit ihren wechselnden Jahreszeiten. Das ist schon was Tolles."

Zudem darf er, als vermutlich einziger Kapitän, wie ein Zollbeamter auf seiner Fahrt von Deutschland in die Schweiz die grünen, sogenannten "Ausfuhrkassenzettel" abstempeln. Diese sind der Nachweis, dass Waren in Deutschland eingekauft und über die EU-Aussengrenze in die Schweiz gebracht wurden. Nur mit dieser offiziellen Bescheinigung können sich Schweizer Kundinnen und Kunden die höhere deutsche Mehrwertsteuer zurück erstatten lassen.

Rheinfähre Waldshut (Foto: SWR)
Die Blick vom Bootssteg der Fähre auf den Rhein

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