Anja Glaser sortiert gerade ein Regal voller Tuben, Spraydosen und Tabletten. Allesamt hochgiftig - für Tiere. Anja Glaser ist Schädlingsbekämpferin mit einem eigenem Unternehmen in Appenweier (Ortenaukreis). Direkt neben ihrem Giftregal steht ein Terrarium. Darin kriechen drei ihrer insgesamt neun Würgeschlangen. Denn Schlangentänzerin ist sie auch noch - außergewöhnliche Tiere haben es ihr einfach angetan.
"Mit den einen verdiene ich mein Geld, indem ich sie umbringe, und die anderen sind meine Leidenschaft."
Anja Glaser als Schädlingsbekämpferin
Ihr tägliches Geschäft sind Schädlingsbefalle. Erst vor einigen Monaten hat Anja Glaser den Familienbetrieb ihrer Eltern übernommen. Wenn irgendwo Ungeziefer krabbelt, kriecht oder fliegt, wird sie gerufen. Sie hat aber auch routinemäßige Kontrolltermine. Ein Café in einem uralten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert hat zum Beispiel immer mal wieder Mäuse und Ratten. Anja Glaser hat deshalb überall Giftköder versteckt, die sie einmal im Monat kontrollieren muss.
Ekel empfindet sie beim Anblick von Schaben, Motten, Ratten und Co. nicht. "Ich persönlich könnte zum Beispiel nicht als Zahnhygieniker oder Friseur arbeiten, also lieber Tiere wie Menschen", sagt sie. Nur ein einziges Mal habe es auch sie geschüttelt, als ihr ein Krabbeltierchen mal von der Decke eines befallenen Hauses in den Ausschnitt gefallen war.
Anja Glaser als Schlangenfrau
Die Schädlingsbekämpfung ist ihre reguläre Arbeit. Nebenher hat sie noch das Geschäft mit ihren neun Würgeschlangen. Sie tritt immer wieder mit ihren Reptilien auf, will den Menschen die Angst vor ihnen nehmen. "Das freut mich jedes Mal, wenn ich jemanden, der eigentlich Angst vor Schlangen hat, dazu bekomme, sie zu streicheln", sagt Anja Glaser lachend. Das schafft sie zum Beispiel, wenn sie Kindergärten und Schulklassen mit ihren Schlangen besucht. Und sie hat Shows; steht mit ihren Schlangen als Bauchtänzerin auf der Bühne.
"Ich habe echt ein riesiges Repertoire: Mittelaltershows, aber Bauchtanz ist natürlich mein Steckenpferd, weil das auch vom Herzen kommt und ich wirklich gerne tanze"

Schlange "Suri" ist die größte, "Cookie" war ihre erste
"Schlangen sind wirklich was ganz Tolles und was ganz Besonderes für mich", sagt Anja Glaser. Und deshalb hat auch jede von ihnen einen eigenen Namen. Der Star im Terrarium ist Suri - eine Boa Constrictor, auch Abgott- oder Königsschlange genannt. Mit 2,2 Metern Länge und acht Kilogramm Körpergewicht ist sie die größte von Glasers Schlangen.
Ihr persönlicher Liebling ist aber Cookie, ein Königspython. Die fast 20 Jahre alte Schlange war ihre erste. Wenn sie nicht so lieb gewesen wäre, sagt Anja Glaser, hätte sie vielleicht gar nicht mit den Schlangenshows angefangen. Cookie habe sie noch nie gebissen. Überhaupt wurde die Schädlingsbekämpferin erst zwei- oder dreimal von ihren Würgeschlangen gebissen. Und jedes Mal sei sie selbst schuld gewesen, denn die Tiere würden nur beißen, wenn sie erschreckt werden oder sich bedroht fühlten, sagt Glaser.
Anstatt TK Pizza gibt's TK Maus
Etwa zweimal im Monat ist Raubtierfütterung. Suri, die Große, bekommt Ratten. Ihre kleineren Kumpanen bekommen Mäuse. Die fängt Anja Glaser als Schädlingsbekämpferin aber nicht selbst, sondern kauft sie tiefgefroren, lagert sie in einer Gefriertruhe im Büro und taut sie bei Bedarf auf. "Das sind gezüchtete Mäuse, die dem Reinheitsgebot entsprechen, gut ernährt sind und alle Mineralstoffe haben", sagt Glaser. Bei Wildmäusen sei sonst die Gefahr zu groß, dass sie Gift gefressen oder Krankheiten haben. Anja Glaser kennt sich halt aus mit Tieren, egal welcher Art.