Das Land Baden-Württemberg will den Tierschutz weiter stärken und damit auch regionale Schlachthöfe, die nach sogenannten Tierwohl-Kriterien schlachten. Dazu hat das Land Fördermittel von insgesamt 11 Millionen Euro bereitgestellt. Markus Gerspacher betreibt den Schlachthof Eichrüttehof bei Görwihl im Landkreis Waldshut-Tiengen. Der Hof ist einer der ersten im Land, der nach den angestrebten Tierwohl-Kriterien schlachtet.
Was bedeutet schlachten nach Tierwohl-Kriterin?
Mit viel Ruhe, Geduld und vor allem ohne Stress oder Gewalt gehen die Tiere bei Metzger Markus Gerspacher in den Schlachtraum. Zuvor haben sie schon mindestens eine Nacht auf seinem Hof verbracht - im großen Außenklimastall ganz in der Nähe vom Schlachthaus. Der Metzger erzählt, dass das die Tiere beruhige. Auch, weil sie nicht alleine im Stall sind, sondern andere Tiere um sich haben.
Maximal 20 Tiere pro Tag
Landwirt Markus Meier hat seinen Jungbullen höchstpersönlich hergebracht. Am Tag selbst begleitet er ihn noch bis in den Schlachtraum. Die Alternative bei herkömmlichen Schlachthöfen sei alles andere als würdevoll, findet Markus Meier, Landwirt aus Dachsberg (Kreis Waldshut-Tiengen).
Dann kommt der Viehtransporter, wo 20 Stück drin sind und man treibt das eigene rein, macht den Laden zu und dann ist es weg.
Kurze Transportwege und würdevoller Umgang: Maximal 20 Rinder oder 20 Schweine werden auf dem Eichrüttehof an einem Tag geschlachtet. Keine Massenproduktion, keine Hektik. Auch die Schweine sind schon mindestens einen Tag vorher da. Im beheizten oder im Sommer gekühlten Stall mit Spielzeug, unmittelbar neben dem Schlachtraum. Nachdem der letzte regionale Schlachthof in St. Blasien (Kreis Waldshut-Tiengen) dicht gemacht hat, können die Bauern ihr Vieh jetzt wieder mit ihren Traktoren zum Schlachten bringen und Kühen und Schweinen quasi das "letzte Geleit" geben.
Fußbodenheizung für Schweine
Seit Januar dieses Jahres hat der Hof die Zulassung als EU-Schlachthof nach Tierwohl-Kriterien. Schweine und Kühe werden dabei ohne Einsatz von bestimmten Elektrogeräten zur Schlachtung geführt. Die Böden sind außerdem rutschfest und beheizt - auch das soll die Tiere entspannen, damit sie sich in ihren letzten Minuten möglichst wohl fühlen. Dann werden die Schweine nass gemacht und betäubt, bevor sie gestochen werden, so Markus Gerspacher, Metzger in Görwihl-Hartschwand. Der Blutentzug führe dann zum Tod, sagt er.
Markus Gerspacher ist nicht nur Metzger, er ist auch Landwirt und das mit Leidenschaft. Was er sich für seine eigenen Tiere bei der Schlachtung wünscht, hat er jetzt selbst umgesetzt. Für ihn sei das Tierwohl am wichtigsten, so der Metzger.
Wenn es dem Tier gut geht, dann ist auch das Fleisch gut.
Land förderte seinen Schlachthof
1,5 Millionen Euro hat Gerspacher für den tierwohlgerechten Betrieb investiert. Knapp die Hälfte davon hat das Land übernommen. So sollen neben dem Tierschutz auch regionale Schlachthöfe, wie der von Markus Gerspacher, gestärkt werden. Für weniger Tierleid und bessere Fleischqualität. Möchte ein Schlachthof auf Tierwohl-Kriterien umstellen und eine solche Förderung beantragen, muss unter anderem eine Gesamtkonzeption vorgelegt werden. Diese wird dann von Veterinärmediziner des Regierungspräsidiums fachlich geprüft.
Aktuell haben 243 Schlachtbetriebe im Regierungsbezirk Freiburg eine Zulassung. Laut Regierungspräsidium Freiburg haben im Regierungsbezirk in den vergangenen Jahren die Schlachthöfe in Singen und Offenburg den Betrieb eingestellt.