Schachroboter Sweaty von der Hochschule Offenburg (Foto: SWR, Christine Veenstra)

Partie gegen künstliche Intelligenz

Offenburger Roboter spielt Schach für den guten Zweck

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Christine Veenstra
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Ina Johannsen

Der humanoide Roboter Sweaty ist ein Profi in seiner Disziplin Schach. Spannend wird die erste öffentliche Schachpartie gegen ihn trotzdem, denn auch Sweaty ist nicht fehlerfrei.

Mit strahlend blauen Augen schaut der Roboter Sweaty freundlich auf das Schachfeld vor sich. Sein nächster Zug wird gerade von seinem eingebauten Schachprogramm berechnet. Besser als jeder Mensch kann Sweaty spielen, sagt sein Entwickler Professor Ulrich Hochberg von der Hochschule in Offenburg. Gemeinsam mit einem Team aus Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden betreut er den Roboter und entwickelt ihn weiter.

Der Radiobeitrag zum Nachhören:

Eine Sportart kann Sweaty bereits 

Amtierender Weltmeister ist Sweaty schon seit geraumer Zeit. Allerdings nicht in der Sportart Schach, sondern beim Fußball. Nach dem Erfolg beim RoboCup Soccer, der Weltmeisterschaft für humanoide Roboter, kommt nun mit Schach die nächste sportliche Herausforderung auf ihn zu. Industrieroboter die Schach spielen, gibt es zwar bereits. Sweaty ist als humanoider, schachspielender Roboter allerdings eine Neuheit.

Eine besondere Hürde sind die Kameraaugen 

Die Besonderheit bei Sweaty, im Gegensatz zu den schachspielenden Industrierobotern, ist das neuronale Netz, das ihm als eine Art Gehirn dient. Schwierig zu händeln seien die blauen Kulleraugen, also die im Kopf montierten Kameras. Bei Industrierobotern befinde sich die festmontierte Kamera über dem Schachbrett. Für diese ein Vorteil, erklärt Fabian Schneckenburger, Mitarbeiter des Teams um Sweaty. Der humanoide Roboter muss allerdings mit den Kameras die Lage der Figuren immer wieder neu berechnen. Hinzu kommt, dass Sweaty erst lernen muss, die Figuren zu unterschieden. "Wir nehmen Bilder auf und dann labeln wir die. Das heißt, den Turm markieren wir in einem Bild und das geben wir in das neuronale Netz zum Trainieren", erklärt Celine Glatt, Mitarbeiterin an der Hochschule.  

Fehlerfrei läuft es mit Sweaty auch in der Motorik noch nicht. Aber irgendwie müsse man anfangen, sagt Entwickler Hochberg. Es sei noch kein Schach spielender Roboter aus dem Nichts entstanden.  

"Auf einmal hat er mit dem Arm auf den Tisch gehauen beim Schachspiel, anstatt den König zu ziehen."

Gerade sitzt Sweaty nur einarmig da. Den anderen Arm müsse man reparieren. Bevor die große Partie losgehen kann, müssen die Programme einwandfrei funktionieren. Das sei klar, meint Hochberg.

Trotz des großen Könnens der Maschine dürfte das Spiel auf Grund der Motorik spannend werden. Denn gespielt wird Blitzschach. Da kommt Sweaty motorisch an seine Grenzen. Besonders die Schnelligkeit kann Sweaty dabei zum Verhängnis werden. Bei seiner Motorik müsse man vielleicht etwas nachsichtig sein, sagt Entwickler Hohberg.

Auktion einer Schachpartie für den guten Zweck

Noch bis Freitag, 24. April 2022, um 17 Uhr kann eine Schachpartie gegen Sweaty ersteigert werden. Es ist das erste öffentliche Spiel gegen einen humanoiden Roboter. Der Erlös der Auktion geht vollständig an den gemeinnützigen Verein "morocco formare" aus Bühl (Landkreis Rastatt). Dieser verhilft Waisenkindern und Kindern mit Behinderung in Marokko mit Bildungsangeboten und dem Zugang zu neuen Technologien zu einer Zukunft mit Perspektive. Gutes Tun und gleichzeitig eine Schachpartie der besonderen Art erleben: Das Spiel findet am 27. April statt.

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