Renovierter Offenburger Salmen (Foto: Pressestelle, Stadt Offenburg/Wilfried Beege)

Aufwändig umgebaut und renoviert

Demokratie-Denkmal: Offenburger "Salmen" wiedereröffnet

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AUTOR/IN
Ulf Seefeldt
Jan Lehmann

Wie kein anderes Gebäude vereint der Offenburger "Salmen" die Gegensätze der deutschen Demokratie-Geschichte. Jetzt soll die umgebaute Gedenkstätte noch mehr Besucher anlocken.

Für rund drei Millionen Euro wurde der "Salmen" umgebaut und renoviert. Kernstück des geschichtsträchtigen Hauses ist der große Saal im Obergeschoss. Hier wurde 1847 der erste deutsche Grundrechte-Katalog verlesen. Es folgte die Badische Revolution. Gut 90 Jahre später, am 9. November 1938, wurde der Saal - inzwischen eine jüdische Synagoge - von den Nazis verwüstet.

270-Grad-Film soll die Geschichte des Saals lebendig machen

Von beiden Ereignissen, die zwei Pole der deutschen Historie markieren, erzählt ein Film, den Besucher des Salmen vor Ort zu sehen bekommen. Er wird übergroß an drei Wände des Saales gleichzeitig projiziert und zeigt eindrücklich, wie sich die beiden so gegensätzlichen Geschehnisse zugetragen haben könnten. "Uns geht es darum, dass man in diesem Film die Emotionen dieses Saales spüren kann", erklärt Offenburgs Kulturchefin Carmen Lötsch. Zum einen die Euphorie von 1847, zum anderen den Schrecken, den die Nazis in der Reichspogromnacht verbreiteten.

Die Stadt hofft auf bis zu 15.000 Besucher pro Jahr

Zwei Ausstellungen zur badischen Freiheitsgeschichte und zum jüdischen Leben in Deutschland und in Offenburg sollen das vertiefen. Durch den Umbau wurden die einzelnen Gebäudeteile zusammengefügt, somit ist nun ein Rundgang möglich. Der Salmen ist nun (fast) barrierefrei und soll künftig durch feste Öffnungszeiten mehr Menschen zugänglich sein. Die Stadt rechnet mit bis zu 15.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich.

"Ich wünsche mir, dass die Leute hier Lust bekommen, sich mit dem Thema Demokratie zu beschäftigen."

Feierliche Eröffnung mit Prominenz - Schäuble wird Ehrenbürger

Zur Einweihung des neu gestalteten Salmen wurden am Freitag Stephan Harbarth, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, und Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, erwartet. Ebenfalls eingeladen war Eva Mendelsson, die letzte Offenburger Überlebende des Holocausts. Im Rahmen der Eröffnung verlieh die Stadt Offenburg die Ehrenbürgerwürde an den ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU). Schäuble lebt seit vielen Jahren in Offenburg.

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