Die evangelische Kirchengemeinde Hinterzarten, zu der auch Breitnau, Feldberg und Titisee (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) gehören, hat seit Neuestem eine rollende Kirche. Inspiriert von einem Schäferwagen - aus hellem Holz, mit einem runden Dach und roten Fensterläden. Ein kleiner Glockenturm auf dem Dach und ein dunkles Kreuz an der Eingangstür machen den Wagen als Kirche erkennbar.
Verkauf des Gemeindezentrums Feldberg-Falkau war Auslöser
Als 2019 das Gemeindezentrum in Feldberg-Falkau verkauft werden musste, entstand die Idee: Eine rollende Kirche muss her, um die Gläubigen in allen Ecken des Schwarzwaldes zu erreichen. Feldberg gehört ebenso wie Breitnau und Titisee zu den Hauptorten der verstreuten evangelischen Gemeinde. 1.200 evangelische Christen gehören zur Kirchengemeinde Hinterzarten, sowie weitere 300 Gläubige, die hier ihren Zweitwohnsitz haben.
"Nach dem Verkauf haben wir uns gefragt: Wie können wir weiter Kirche sein? Wie können wir die Gläubigen in diesem großen Gebiet zu einer Gemeinde zusammenbringen?"
Schäferwagen-Manufaktur bei Rottweil zimmerte Kirche zusammen
Nach einiger Überlegung beschloß die Kirchengemeinde Hinterzarten, eine Schäferwagenkirche bauen zu lassen. Ende 2021 gab sie den Bau bei einer Schäferwagen-Manufaktur in der Nähe von Rottweil in Auftrag. Vorbilder für eine solche, rollende Kirche befinden sich in Gunzenhausen in Franken, sowie in Eckernförde an der Ostsee, wo bereits seit einigen Jahren Schäferwagenkirchen unterwegs sind. Am diesjährigen Himmelfahrtstag konnte die mobile Kirche in Hinterzarten endlich mit einem festlichen Gottesdienst eingeweiht werden.
Auf dem Berg oder am See: Schäferwagenkirche ist sehr mobil
Gottesdienste im Grünen sollen künftig verstärkt durch die rollende Kirche ermöglicht werden - ob auf dem Berg oder am See. Dazu hängt Pfarrerin Ulrike Bruinings die Schäferwagenkirche an ihr Auto und fährt los. Für einen Draußen-Gottesdienst können Altar und Lesepult, sowie 20 Bierbänke aus dem Inneren des Wagens herausgetragen werden. Eine Solaranlage auf dem Dach sorgt für Strom.

Rollende Kirche: Gebete, Gespräche und "Segen-to-go"
Darüber hinaus möchte die Gemeinde ihre neue Kirche auch als offenen Raum nutzen, etwa für ein persönliches Gebet, Seelsorgegespräche oder den sogenannten "Segen-to-go". Auch die Leiter der verschiedenen Gruppen der Gemeinde können sich im Schäferwagen besprechen oder die rollende Kirche als Teil etwa von Kinder- und Jugendfreizeiten nutzen.
Mehr Gemeindeleben und offen für alle
Die evangelische Gemeinde Hinterzarten hofft, dass die Schäferwagenkirche gut ankommen und für die Gläubigen, für ihre verstreut lebenden "Schafe" im übertragenen Sinne, präsent sein wird. Das Kennzeichen des Gefährtes gibt die Richtung vor. Es lautet "FR-JO-1014". Wie die Pfarrerin verrät, ist das ein versteckter Hinweis auf den Vers 14 im Johannesevangelium, Kapitel 10: "Ich bin der gute Hirte, und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich." Einer, der die Idee besonders gut findet, ist zum Beispiel Gemeindemitglied Horst Schories. Er ist davon überzeugt, dass die Schäferwagenkirche das Gemeindeleben stärkt.
"Das ist ein tolles Angebot! Gerade für Gemeinden, in denen keine feste Kirche steht, und für ältere Leute, die nicht mehr so mobil sind."
Pfarrerin Ulrike Bruinings betont außerdem, dass die Schäferwagenkirche auch für diejenigen offen sein soll, die Gott und der Kirche eher fern sind. Vielleicht fühlen sie sich ja in dieser rollenden Kirche doch zuhause, hofft Bruinings.