Ein gelber Stahlcontainer wird mit einem Frontlader auf einen Lastwagenanhänger aufgeladen (Foto: Pressestelle, Pressestelle Roche)

In der Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" am 24.3.2022

Endspurt für Altlastensanierung von Roche in Grenzach-Wyhlen

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Katja Schiementz

Sieben Jahre, 240 Millionen Euro, 14.000 Abfallcontainer: Der Pharmakonzern Roche will seine Entsorgungsarbeiten auf der Deponie Kesslergrube in Grenzach-Wyhlen bald abschließen.

Die Kesslergrube in Grenzach-Wyhlen (Kreis Lörrach) ist eines der größten und teuersten Altlastenprojekte in Deutschland. Bis in die 1970-er Jahre hinein wurden in der Deponie, die direkt am Rheinufer liegt, Hausmüll, Bauschutt aber auch giftige Chemieabfälle entsorgt.

240 Mio Euro für den Totalaushub

Für die Beseitigung dieser Altlasten sind heute der Pharmakonzern Roche und der Chemieriese BASF verantwortlich. Während die BASF mit ihrer Altlastensanierung noch gar nicht begonnen hat, ist Roche mit der Totalsanierung Ende März nach sieben Jahren fertig. Kostenpunkt: rund 240 Millionen Euro.

14.000 Stahlcontainer mit Chemieabfällen entsorgt

In der riesigen Logistikhalle auf dem Grubenfeld der Roche steht ein großer Frontlader vor einem Rolltor. Bis zu fünf Mal pro Stunde öffnet es sich und gibt einen gelben Stahlcontainer frei. Er wurde in der luftdichten Sanierungshalle mit giftigem Aushub verfüllt und weil er im kontaminierten Bereich war, zunächst durch eine Waschanlage gefahren und dann ausgeschleust.

Draußen wird der Container dann auf einen Lastwagenanhänger gesetzt, zum Schiffsanleger gefahren, von dort über den Rhein gebracht und auf Schienen verladen. Per Zug geht es zu dann zu den Entsorgungsanlagen in Deutschland, Holland und Belgien.    

Eine Mammutsanierung geht zu Ende

Sieben Jahre haben die Aushubarbeiten gedauert, rund 14.000 Container mit Chemieabfällen wurden auf diese Weise entsorgt. Bis Ende März werden nun die letzten Stahlbehälter abtransportiert. Dann ist der Roche-Abschnitt der Kesslergrube schadstofffrei, das Ende einer Mammutsanierung.

"Die Fläche, die Roche saniert hat, war zwei Fußballfelder groß. Wir mussten etwa 365.000 Tonnen entsorgen und jetzt haben wir noch rund 350 Container, die wir befüllen müssen."

Rückbau der Baustelle und Renaturierung

Anschließend wird die ausgehobene Grube nochmals nach Rückständen untersucht und mit sauberem Erdreich gefüllt. Danach wird die Baustelle nach und nach aufgelöst, das heißt, die ganzen Hallen und der Schiffsanleger müssen zurückgebaut werden, damit die Fläche wieder gewerblich-industriell genutzt werden kann. Nächstes Frühjahr soll das Gelände dann renaturiert und das angrenzende Rheinufer wieder für Fußgänger und Radfahrer geöffnet werden.

Bürgermeister Benz lobt Roche-Engagement

Über das Ende des ersten Teils der Sanierungsarbeiten freut sich vor allem Tobias Benz (CDU), der Bürgermeister von Grenzach-Wyhlen. Dass der Pharmakonzern Roche den teuren Weg des Totalaushubs gewählt hat, weiß er zu schätzen.

"Dass sich ein globaler Konzern entscheidet, eben nicht nur das gesetzlich minimal Vorgeschriebene zu tun, sondern sagt, wir nehmen einen dreistelligen Millionenbetrag in die Hand, um eine nachhaltige Sanierung dieser Altlast durchzuführen, ist für die Gemeinde wirklich ein absoluter Glücksfall."

BASF will den Chemiemüll einkapseln

Als nächstes ist das Altlastengelände der BASF dran, das direkt neben der ausgebaggerten Grube von Roche liegt. Das Unternehmen hat hier allerdings andere Entsorgungspläne. BASF will die Chemieabfälle im Boden belassen und dort für immer einbetonieren.

Für Bürgermeister Benz ist das keine nachhaltige Lösung. "Niemand wird auf einer alten Chemiealtlast, die im Boden eingekapselt ist, jemals investieren. Und zum Zweiten verschiebe ich das Problem so auf künftige Generationen - denn wer kümmert sich in 50 oder 100 Jahren um diese eingekapselte Altlast?", fragt Benz.

Grenzach-Wyhlen fordert von BASF den Totalaushub

Tobias Benz und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sind deswegen bereits vor Gericht gezogen. Das endgültige Ergebnis steht allerdings noch aus. Eines aber ist klar: Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen wird sich weiterhin für einen zweiten Totalaushub einsetzen.

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Katja Schiementz