Nachdem das Frühjahr 2022 sehr trocken war, regnet es in diesem Jahr sehr regelmäßig. Der Vegetation tut der Regen insgesamt sehr gut. Inzwischen hoffen aber viele Landwirtinnen und Landwirte, dass es trockener wird.
Mehr faule Erdbeeren?
Bei den Erdbeeren muss man wegen des Regens verstärkt auf faule Früchte achten, heißt es vom Verband süddeutscher Erdbeer- und Spargelanbauer (VSSE). Hier seien häufigere, sogenannte "Hygientepflückungen" nötig, damit die faulen Früchte die gesunden nicht ansteckten. Da die meisten Erdbeeren, die bisher verkauft wurden, unter Folien und in Gewächshäusern gewachsen sind, hat es hier bislang keine Schäden gegeben. Auch wenn jetzt die Freiland-Erdbeeren in den Verkauf gehen: Sollte es in den kommenden Wochen trockener sein, befürchtet der Verband keine größeren Schäden an den Erdbeeren.
Regen schadet dem Spargel nicht
Dem Spargel schade der Regen nicht - die Qualität sei weiterhin sehr gut, so der VSSE. Hier sei die Ernte durch die Nässe nur etwas umständlicher, weil die Folien nass und schwer sind und keine Wägen auf die Felder fahren können.
Maisaussaat und Heuernte verzögert
In der Rheinebene haben die allermeisten Landwirte und Landwirtinnen bereits Mais ausgesät und das Heu eingeholt. Anders sei das auf der Baar, so Padraig Elsner, Sprecher des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (blhv) mit Sitz in Freiburg. Dort stünden die Betroffenen jetzt unter Druck. Denn aktuell kann Mais nicht ausgesät werden, weil die nassen Böden nicht mit schwerem Gerät befahren werden können. Da die Vegetationszeit sich durch das verspätete Aussäen verkürzt, könnten hier Ertragseinbußen die Folge sein. Wegen der Nässe könne auch das Heu nicht gemäht werden. Steht das Gras aber zu lange, werden die darin enthaltenen Nährstoffe weniger.
Schädlinge und Pilze gedeihen
Auch viele Ackerbauern hoffen, dass der Regen nachlässt. Aktuell sei alles grün, überall sprieße es, sagt der Sprecher des blhv. Dabei vermehrten sich aber auch die Schädlinge, wie beispielsweise Blattläuse, sehr schnell. Diese würden zum Teil auch Pflanzenviren übertragen, die sich ausbreiten und den Pflanzen schaden könnten. Die relativ warmen, feuchten Bedingungen seien außerdem ein sehr guter Nährboden für Pilze.
"Im Ackerbau ist man kurz vor angespannt, darauf schaut man sehr nervös."
Grundwasserspiegel noch nicht erholt
Trotz des vielen Regens hat sich der Grundwasserspiegel nicht vollständig erholt. Die Lage habe sich etwas stabilisiert, "wir sind aber bei weitem noch nicht beim Normalstand", sagt Michael Koch, der für das Regierungspräsidium Freiburg das Grundwasser in ganz Südbaden überwacht. Er erklärt: Richtig auffüllen kann sich das Grundwasser nur im Winter - zwischen November und Februar etwa. Diese Monate waren aber viel zu trocken. Nachdem bereits das vergangene Frühjahr und der Sommer viel zu trocken waren, gab es auch im Winter wenig Regen und wenig Schnee, wo das Wasser dann mit der Schneeschmelze gekommen wäre. Ab dem Frühjahr, wo die Vegetationsphase beginnt, geht jedoch kaum mehr Wasser ins Grundwasser: Den Großteil nimmt die Vegetation auf, ein Teil verdunstet. "In diesen Monaten kann es also kaum eine Grundwasserneubildung geben, auch wenn es viel regnet", so Koch.