Pussy Riot in Freiburg (Foto: SWR, Sebastian Bargon)

Konzert von russischen Oppositionellen

Pussy Riot in Freiburg: Punken gegen Putin

STAND
ONLINEFASSUNG
Charlotte Schönberger
Charlotte Schönberger, Redakteurin und Reporterin beim SWR (Foto: Katja Madžar)
AUTOR/IN
Sebastian Bargon

Sie ist eine der bekanntesten Bands Russlands: Pussy Riot. Das Frauenkollektiv weiß, die russische Elite zu provozieren. Am Dienstagabend trat die Band im Freiburger Jazzhaus auf.

Die Pussy-Riot-Show im Freibuger Jazzhaus beginnt mit einem Wumms: Während die Zuschauerinnen und Zuschauer auf zwei Video-Leinwänden prügelnde Polizisten sehen, die Demonstrierende Moskau mit Schlagstöcken traktieren, skandieren vier Frauen mit bunten Sturmhauben über den Gesichtern "Putin wird dich lehren, dein Vaterland zu lieben".

Künstlerinnen kritisieren die Nähe Putins zur orthodoxen Kirche

Das russische Frauenkollektiv ist für seine exzentrischen Shows bekannt. In ihren Texten geht es um Feminismus, die LGBT-Rechte und die Opposition gegen den russischen Präsidenten, den die Gruppe als Diktator betrachtet. Seit Jahren kritisieren die Künstlerinnen Wladimir Putins Verbindungen zur Führung der russisch-orthodoxen Kathedrale. Unter anderem zeigen sie in weltweit verbreiteten Videos die massiven Repressalien gegen Demonstrierende in Russland.

Weltweite Bekannheit durch Protestaktion in Moskauer Kathedrale

International bekannt wurden sie durch eine Protestaktion in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Dort richteten sie ein Punk-Gebet an die Gottesmutter, Putin davonzujagen. Danach saßen zwei Mitglieder zwei Jahre lang in Umerziehungslagern. Vor wenigen Wochen gelang es Gründungsmitglied Maria Aljochina verkleidet als Essenslieferantin das Land zu verlassen, um mit Pussy Riot auf Tournee zu gehen.

Pussy Riot fordert Embargo gegen Russland

Auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine war Thema an diesem Abend.

"Wir fordern unsere Fans in Europa dazu auf, die Politiker davon zu überzeugen, ein Embargo gegen Russland durchzusetzen."

Pussy Riot in Freiburg: Auch die Ukraine ist Thema beim Konzert am Dienstagabend (Foto: SWR, Sebastian Bargon)
Die Bandmitglieder fordern bei ihrem Konzert am Dienstagabend im Freiburger Jazzhaus Sanktionen gegen Russland. Sebastian Bargon

Nicht alle Konzertbesuchenden können mit der Wucht des Auftritts umgehen. Die eindringlichen Bilder und Geschichten sind mitunter schwer zu ertragen. Einige Zuhörerinnen verlassen das Jazzhaus.

"Die Theater Performance ist super und emotional, aber leider kann ich das nicht aushalten."

Pussy Riot erwartet Repressalien in Russland

Bandmitglied Olga Borisova und ihre drei Mitstreiterinnen könnten theoretisch nach Russland zurückkehren. Aber dort würden sie mit Sicherheit verhaftet.

"Die Tatsache, dass ich mit Ihnen über den Krieg spreche und ihn Krieg nenne, ist ein Verbrechen in Russland“, hebt Olga Borisova im Gespräch mit dem SWR hervor. "Wir können nur darüber spekulieren, wie viele Jahre wir dafür eingesperrt würden. Das Einzige was wir tun können, ist Geld zu sammeln und Aufmerksamkeit zu schaffen."

Am Mittwochabend fand im Freiburger Jazzhaus ein weiterer Auftritt von Pussy Riot statt. Die Hälfte der Konzert- und Merchandising-Erlöse werden einem Kinderheim in Kiew gespendet.

Mehr zum Thema Russland

Lörrach

Hauptzollamt Lörrach zieht Jahresbilanz Wegen Russland-Krieg: Zoll-Kontrollen fordernd und zeitintensiv

Am größten Autobahnzoll Europas in Weil am Rhein sorgt der russische Krieg in der Ukraine für zusätzliche Arbeit. Ein Grund sind die zahlreiche Hilfslieferungen, aber auch: das EU-Embargo gegen Russland und Belarus.

Freiburg

Alexey Gresko: "Wir müssen Putin stoppen!" Nawalny-Unterstützer in Freiburg hofft auf Umsturz in Russland

Der Russe Alexey Gresko war Wahlkampfkoordinator des verhafteten Oppositionspolitikers Nawalny. Heute lebt Gresko in Freiburg und wendet sich gegen den Ukraine-Krieg.

Baden-Württemberg

Demonstrationen im Land Pro-russischer Autokorso rollt durch Lahr - Ukraine-Demo in Stuttgart

Russland-Fahnen auf den Straßen in Lahr: Am Sonntag ist ein pro-russischer Autokorso mit mehr als 100 Wagen durch die Stadt gezogen. In Stuttgart gab es eine Demo mit vielen Ukraine-Flüchtlingen.