Die Pussy-Riot-Show im Freibuger Jazzhaus beginnt mit einem Wumms: Während die Zuschauerinnen und Zuschauer auf zwei Video-Leinwänden prügelnde Polizisten sehen, die Demonstrierende Moskau mit Schlagstöcken traktieren, skandieren vier Frauen mit bunten Sturmhauben über den Gesichtern "Putin wird dich lehren, dein Vaterland zu lieben".
Künstlerinnen kritisieren die Nähe Putins zur orthodoxen Kirche
Das russische Frauenkollektiv ist für seine exzentrischen Shows bekannt. In ihren Texten geht es um Feminismus, die LGBT-Rechte und die Opposition gegen den russischen Präsidenten, den die Gruppe als Diktator betrachtet. Seit Jahren kritisieren die Künstlerinnen Wladimir Putins Verbindungen zur Führung der russisch-orthodoxen Kathedrale. Unter anderem zeigen sie in weltweit verbreiteten Videos die massiven Repressalien gegen Demonstrierende in Russland.
Weltweite Bekannheit durch Protestaktion in Moskauer Kathedrale
International bekannt wurden sie durch eine Protestaktion in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Dort richteten sie ein Punk-Gebet an die Gottesmutter, Putin davonzujagen. Danach saßen zwei Mitglieder zwei Jahre lang in Umerziehungslagern. Vor wenigen Wochen gelang es Gründungsmitglied Maria Aljochina verkleidet als Essenslieferantin das Land zu verlassen, um mit Pussy Riot auf Tournee zu gehen.
Pussy Riot fordert Embargo gegen Russland
Auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine war Thema an diesem Abend.
"Wir fordern unsere Fans in Europa dazu auf, die Politiker davon zu überzeugen, ein Embargo gegen Russland durchzusetzen."

Nicht alle Konzertbesuchenden können mit der Wucht des Auftritts umgehen. Die eindringlichen Bilder und Geschichten sind mitunter schwer zu ertragen. Einige Zuhörerinnen verlassen das Jazzhaus.
"Die Theater Performance ist super und emotional, aber leider kann ich das nicht aushalten."
Pussy Riot erwartet Repressalien in Russland
Bandmitglied Olga Borisova und ihre drei Mitstreiterinnen könnten theoretisch nach Russland zurückkehren. Aber dort würden sie mit Sicherheit verhaftet.
"Die Tatsache, dass ich mit Ihnen über den Krieg spreche und ihn Krieg nenne, ist ein Verbrechen in Russland“, hebt Olga Borisova im Gespräch mit dem SWR hervor. "Wir können nur darüber spekulieren, wie viele Jahre wir dafür eingesperrt würden. Das Einzige was wir tun können, ist Geld zu sammeln und Aufmerksamkeit zu schaffen."
Am Mittwochabend fand im Freiburger Jazzhaus ein weiterer Auftritt von Pussy Riot statt. Die Hälfte der Konzert- und Merchandising-Erlöse werden einem Kinderheim in Kiew gespendet.