Fahnen in den russischen Nationalfarben flatterten auf Motorhauben und an Autoscheiben: Am Sonntagmittag rollten bis zu 500 Menschen mit ihren Autos durch Lörrach. Mehr als 100 Fahrzeuge waren an der pro-russischen Autokolonne beteiligt.
Autokorso gegen Diskriminierung
Die Demonstration in Form des Autokorsos war unter dem Titel "Gegen Diskriminierung der russischsprachigen Mitbürger in Deutschland, gegen Krieg, gegen Faschismus und Nazismus" angemeldet worden. Die Teilnehmer wollten damit gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung russischstämmiger Menschen protestieren.
Pro-ukrainische Gegendemonstration an der Strecke
Zeitgleich zum Autokorso versammelten sich unter einer Autobahnbrücke in Lörrach rund 130 Menschen zu einer pro-ukrainischen Gegendemo. Einige Demonstranten waren in ukrainische Flaggen gehüllt. Andere hielten Bilder aus der zerstörten Stadt Butscha hoch. Dort sollen russische Soldaten für Vergewaltigungen, Plünderungen und Hinrichtungen verantwortlich sein.

Ukrainischer Botschafter fordert Verbot russischer Fahnen bei Demos
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hatte am Samstagabend ein Verbot russischer Fahnen und anderer staatlicher Symbole bei pro-russischen Demonstrationen in Deutschland gefordert. "Das Tragen aller offiziellen Symbole eines Aggressor-Staates - wie der russischen Fahne - müsste per Gesetz verboten werden, solange Russland diesen Vernichtungskrieg gegen die ukrainische Nation führt", sagte Melnyk der Deutschen Presse-Agentur.
Das Zeigen der russischen Symbole habe nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern mit "Verherrlichung einer barbarischen Aggression" mitten in Europa. Er werde darüber "sehr konkrete Gespräche" mit der Bundesregierung führen, kündigte Melnyk an. "Ich kann gar nicht verstehen, dass die deutsche Politik dabei ein Auge zudrückt. Wenn man mit einer russischen Fahne demonstriert, dann unterstützt man automatisch einen Staat, der einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine und unsere Zivilbevölkerung führt.", so Melnyk. Via Twitter äußerte er:
Weitere Gegendemo in der Lörracher Innenstadt
Zu einer weiteren Gegendemonstration kam es in der Lörracher Innenstadt. Der Kreisverband der Grünen hatte dazu aufgerufen. Etwa 350 Menschen versammelten sich auf dem Marktplatz und zeigten ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Eine junge Demonstrantin hatte sogar Eiskugeln in den ukrainischen Nationalfarben parat.

Pro-russischer Autokorso auch in Stuttgart unterwegs
In Stuttgart hatte es am Samstag einen pro-russischen Autokorso gegeben. Die Demonstranten forderten "Stopp Russophobia" und wandten sich "Gegen die Diskriminierung russischsprachiger Kinder in den Schulen".
Bevor sich die Kolonne in Bewegung setzte, wurde unter anderem die russische und die deutsche Nationalhymne abgespielt und zu den Klängen des russischen Volkslieds "Kalinka" getanzt und gesungen. Zwischenfälle oder größere Verkehrsbehinderungen notierte die Polizei nicht.