Deutschlandfahne und Frankreichfahne wehen im Wind (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Präsidentschaftswahl im Frankreich am Sonntag

Elsass fürchtet um deutsch-französische Zusammenarbeit bei Sieg Le Pens

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Charlotte Schönberger
Charlotte Schönberger, Redakteurin und Reporterin beim SWR (Foto: Katja Madžar)

Führende Politiker im Elsass warnen vor der rechtsnationalen Kandidatin Marine Le Pen. Sie würde als Präsidentin von Frankreich dem Nachbarn Deutschland den Rücken kehren.

Vor der Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl haben sich zwei führende elsässische Politiker an die Menschen im Elsass gewandt. Der elsässische Regionalpräsident, Frédéric Bierry, und Brigitte Klinkert, beigeordnete Ministerin im Arbeitsministerium, warnten vor einem möglichen Sieg von Le Pen (Front National) bei der Stichwahl am kommenden Sonntag, den 24. April 2022.

Le Pen gefährde deutsch-französische Zusammenarbeit

Die rechtsnationale Kandidatin Marine Le Pen wolle die Grenzen schließen und Deutschland den Rücken kehren. Auch das Studierende-Programm Erasmus habe mit Le Pen keine Zukunft. "Marine Le Pen zu wählen, ist nicht im Interesse des Elsass und der Elsässer", sagen Klinkert und Bierry. Außerdem sehen die beiden bei einem Wahlsieg Le Pens den Status von Straßburg als Europahauptstadt gefährdet.

Auch der Straßburger Erzbischof spricht sich gegen Le Pen aus

Neben den beiden Politikern, die den amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron (La République en Marche) unterstützen, hat sich auch der Straßburger Erzbischof vor der Wahl klar positioniert. Gemeinsam mit Vertretern anderer Glaubensgemeinschaften sprach sich Erzbischof Monsignore Luc Ravel indirekt gegen die rechtsnationale Kandidatin aus - ohne dabei Namen zu nennen. In einer gemeinsamen Erklärung rufen Katholiken, Protestanten und der Oberrabbiner von Bas-Rhin dazu auf, die Person zu wählen, die Frieden und Stabilität garantieren könne. Marine Le Pen steht für eine EU-kritische, nationalistische Politik.

Knapper Wahlsieg von Macron im ersten Wahlgang

Der amtierende Präsident, Emmanuel Macron, schaffte es in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl im Elsass auf Platz eins. In den beiden elsässischen Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin holte er insgesamt rund 30.000 Stimmen mehr als seine Herausforderin Le Pen. Die Politikerin vom rechtsextremen Front National erzielte sehr hohe Werte in den ländlicheren Gemeinden im Norden des Elsass. In den beiden größten Städten Straßburg und Mulhouse lag Jean-Luc Mélenchon von der linkspopulistischen und EU-skeptischen Partei FI deutlich vorne. Laut einer Umfrage liegt Macron nach dem Fernsehduell, das am Mittwochabend stattfand, zwar deutlich vor Le Pen. Experten rechnen aber mit einem knappen Wahlausgang am Sonntag.

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