Regenbogenflagge vorm Mainzer Dom (Foto: IMAGO, IMAGO / Ralph Peters)

Queere Menschen wollen Anerkennung

#OutInChurch: Freiburger Theologe sieht wachsenden Widerstand gegen katholische Lehrmeinung

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AUTOR/IN
Marion Eiche

Die Situation in der katholischen Kirche eskaliert gerade, so der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet. Zur Missbrauchsaufarbeitung kommt nun die Initiative #OutInChurch.

Die Mauern der katholischen Kirche sind ins Beben geraten - mit der Initiative #OutInChurch nochmal mehr. So sieht es der Fundamentaltheologe Magnus Striet, Professor an der Universität Freiburg: "Breite Teile des katholischen Milieus sind absolut unzufrieden mit dem, was lehrmäßig gilt", so Striet, der auch Mitglied in der neuen Kommission zur Aufarbeitung und für Prävention von sexualisierter Gewalt und und Missbrauch im Erzbistum Freiburg ist.

Im Rahmen der Initiative #OutInChurch und der ARD-Fernsehdokumentation  "Wie Gott uns schuf - Coming Out in der katholischen Kirche" haben sich am Montag 125 Geistliche und Mitarbeitende der katholischen Kirche als queer geoutet. Unter ihnen ist auch der Jesuitenpriester Ralf Klein aus St. Blasien (Kreis Waldshut), der sich vor einiger Zeit öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat. Auch der angehende Lehrer für katholische Religion, Theo Schenkel aus Rheinfelden (Kreis Lörrach), will sich nicht mehr verstecken. Den jungen Trans-Mann ärgert, dass die Kirche seine Geschlechtsangleichung nicht akzeptiert und ihn die Personalabteilung immer noch als "Frau" führt. Sein Vorhaben, eine Frau zu heiraten, ist so vor der Kirche nicht möglich.

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ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf" LGBTIQ-Mitarbeitende der katholischen Kirche outen sich öffentlich

Sie riskieren eine Kündigung und wollen ihre Sexualität doch öffentlich machen: 100 queere Mitarbeitende der katholischen Kirche haben sich in einer ARD-Doku geoutet.

Kein sexuelles Selbstbestimmungsrecht in der katholischen Kirche

Kirchenrechtlich sei die Lage bis heute eindeutig, sagte Striet am Dienstag im SWR. Es gebe - gemäß der katholischen Lehre - kein Selbstbestimmungsrecht in der Frage von Sexualität. "An diesem Punkt eskaliert gerade die gesamte Situation."

Queere Menschen fordern Anerkennung, statt Barmherzigkeit

Laut Striet wird das hierarchische, autoritäre System der katholischen Kirche nun sehr deutlich an seine Grenzen geführt. "Die Menschen, die anders leben als die Mehrheitsgesellschaft, wollen nicht nur Barmherzigkeit, wie Papst Franziskus es einfordert, sondern sie wollen Anerkennung in ihrem So-Sein. Das ist der eigentliche Kampf, der in der katholischen Kirche ausgetragen wird."

"Da regt sich jetzt massiver Widerstand."

Die Initiative #OutInChurch fordert, das kirchliche Arbeitsrecht endlich zu reformieren. Es könne nicht sein, dass die sexuelle Orientierung oder Identität ein Kündigungsgrund ist. Die katholische Kirche müsse die diversen Identitäten ihrer Mitarbeitenden anerkennen. Die Forderungen von #OutInChurch haben inzwischen einige wenige katholische Bischöfe begrüßt. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger gibt sich bedeckt. Eine offizielle Stellungnahme steht noch aus.

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