In Rottweil haben sich am Montagabend erneut etwa 1.000 Menschen zu einer nicht genehmigten Versammlung gegen die Corona-Regeln getroffen. Gegenwind kam neben einer angemeldeten Mahnwache vor allem auch von Narren, die mit Peitschenknallen - dem so genannten "Klepfen" - gegen die Versammlung protestiert haben. Aufgerufen zur Klepfer-Aktion wurde über soziale Medien. Dutzende Narren waren dem Aufruf gefolgt und haben den Platz unterhalb des "Schwarzen Tores" mit ihren Peitschen für sich vereinnahmt und die Versammlung gegen die Corona-Regeln somit verdrängt.
Es hört sich an wie an der Fasnet: Die Narren, die "Klepfer", geben alles und lassen ihre "Geißeln" genannten Peitschen schnalzen und knallen, was das Zeug hält. Das passiert genau an dem Platz in der Innenstadt, an dem sich sonst die unerlaubte Versammlung der Impfgegner bildet. Es ist durchaus ein Narren-Streich. Denn das Treffen der Narren war zwar auch nicht angemeldet - aber "die" dürfen das, theoretisch jedenfalls - und zwar aus der Tradition heraus.
Auch an den kommenden Montagen soll "eingeklepft" werden
In Rottweil ist es seit Urzeiten Sitte, dass ab dem Dreikönigstag, dem 6. Januar, die Narren, eben jene "Klepfer", unterwegs sind und mit Peitschen geknallt wird. Zwar haben sich die Narren aus Rücksicht auf Anwohner die letzten Jahre immer eher außerhalb der Stadt eingeklepft. Aber, das Wo sei ja nun nicht verbindlich festgelegt, zwinkern die Narren und rufen auf Flyern und über soziale Netzwerke auch für die kommenden Montagabende - bis einschließlich Fasnets-Montag - weiter zum traditionellen Klepfen in die Innenstadt.
Mahnwache erinnert an die Corona-Opfer im Landkreis
Die Rottweiler Narrenzunft selbst hat mit der Aktion übrigens offiziell nichts zu tun. Das sei eine rein private Initiative, heißt es seitens der Zunft. Insgesamt ist die Aktion, abgesehen vom Lärm der Klepfer, ruhig verlaufen. Und das soll auch in Zukunft so bleiben: Die Konfrontation wolle nämlich niemand, versichern die Narren. Neben der Klepfer-Aktion gab es noch eine genehmigte Mahnwache, bei der mit Kerzenlichtern an die mehr als 230 Corona-Opfer im Kreis Rottweil erinnert wurde.
Proteste gegen Impfgegner auch in Lahr
Deutlich ruhigeren Protest gab es in der Ortenau. Etwa 50 Beschäftigte aus dem medizinischen Bereich haben sich gestern Abend in Lahr einer Demonstration von 300 Gegnern der Corona-Maßnahmen entgegengestellt. Sie trugen Schutzanzüge und Masken und zeigten Protest-Plakate. Es blieb auch dort friedlich.

"Impfen statt schimpfen". Oder "Ihr Intensivbett ist leider noch belegt". Die Botschaften auf den Schildern der Ärztinnen, Krankenpfleger und Notfallsanitäterinnen sind eindeutig. Es ist stiller Protest. Das medizinische Personal steht auf der einen Straßenseite. Auf der anderen treffen sich die Gegner der Corona-Maßnahmen. Wortgefechte gibt es keine.
"Wir versorgen jeden Patienten - egal ob geimpft oder ungeimpft. Allerdings wird es für uns immer schwieriger, die Patienten einer Klinik zuzuweisen, weil einfach immer weniger Klinikbetten da sind."
Nach zwei Corona-Jahren sei das Personal erschöpft und müde, sagt Meier. Impfen lassen, Abstand halten, Maske tragen - alle müssten dazu beitragen, die Pandemie zu beenden. Wael Hamdan, Arzt am Lahrer Krankenhaus, spricht für viele seiner Kolleginnen und Kollegen, wenn er sagt: "Wir sind seit zwei Jahren unter Dauerfeuer." Deshalb demonstrieren Hamdan und seine Kollegen an diesem Abend für das Impfen und gegen die Verharmlosung.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war zunächst von der "Rottweiler Narrenzunft Klepfer" die Rede. Dies haben wir korrigiert. Die "Klepfer" sind keine eigene Zunft, sondern teils Mitglieder der Rottweiler Narrenzunft, teils aber auch unorganisierte Peitschenschwinger.