Keine passende Therapie bisher

Ständig außer Puste: Wie diese Gundelfingerin mit Long Covid kämpft

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Jessica Hans
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Hendrik Huber
SWR-Redakteur Hendrik Huber

Dauernd müde und kein Ausweg in Sicht: Uta Schwörer-Seyl aus Gundelfingen leidet unter Long Covid und dem chronischen Erschöpfungssyndrom. Eine gezielte Behandlung gibt es nicht.

Während die Coronazeit bei den einen immer mehr in Vergessenheit gerät, ist das Leben mit der Krankheit für andere immer noch allgegenwärtig. Eine von ihnen ist Uta Schwörer-Seyl aus Gundelfingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Sie kämpft mit Long Covid und dem chronischen Erschöpfungssyndrom, kurz ME/CFS.

Architektin kämpft seit 2020 mit Folgen der Corona-Infektion

Sie war eine der ersten Corona-Patientinnen in Südbaden: Gleich im März 2020 infiziert sich die Architektin mit dem Virus. Erst nach zwei Monaten kann sie wieder arbeiten. Zwei Jahre später verstärken sich die Symptome erneut. Die Diagnose: Long Covid und chronisches Erschöpfungssyndrom. Diesmal braucht sie ein ganzes Jahr, um ins Arbeitsleben zurückzukehren.

Long Covid-Patientin: Couch statt Mountainbiken

Ende 2024, ein neuer Rückschlag. An Arbeit oder Sport ist gar nicht mehr zu denken. Nach zwei Kilometern Spazieren ist Schluss. Früher fuhr sie mit dem Mountainbike durch die Alpen, heute ist sie schon nach ein paar Metern um den Block erschöpft - mehr ist nicht drin für Uta Schwörer-Seyl. Eine bittere Pille für die einst sehr aktive Frau.

Es ist so, als hätte jemand die Vollbremse bei voller Fahrt gezogen!

Unbeschwerte Momente auf dem Mountainbike: Der Konstrast zwischen ihrem früheren und ihrem aktuellen Leben könnte kaum größer sein.
Unbeschwerte Momente auf dem Mountainbike: Der Konstrast zwischen ihrem früheren und ihrem aktuellen Leben könnte kaum größer sein.

Bisher keine Therapie gegen chronisches Erschöpfungssyndrom

Sich dem Frust hingeben, will die Architektin nicht. Sie glaubt fest daran, dass sie es wieder zurück auf den Sattel schaffen kann. Dennoch - eine Therapie gegen das Chronische Erschöpfungssyndrom gibt es noch nicht. Und das, obwohl in Deutschland etwa eine halbe Million Menschen unter der Krankheit leiden.

Von der Politik erhoffe ich mir, dass tatsächlich Gelder für die Forschung zur Verfügung gestellt werden würden und es wäre wirklich gut, wenn da sehr viel geforscht werden würde.

Uta Schwörer-Seyl aus Gundelfingen leidet unter Long Covid und dem chronischen Erschöpfungssyndrom
Seit fünf Jahren chronisch erschöpft: Uta Schwörer-Seyl aus Gundelfingen leidet unter Long Covid und dem chronischen Erschöpfungssyndrom.

Solange kämpft Uta Schwörer-Seyl mit der Hilfe ihrer Ärzte und einer Long Covid-Studie weiter gegen die Erschöpfung und das Vergessenwerden. Dabei unterstützt wird sie von ihrer Familie und einer Selbsthilfegruppe für Long Covid-Betroffene. Die Freiburger Gruppe zählt etwa 100 Mitglieder, die sich regelmäßig über neue Forschungsergebnisse und Behandlungsmethoden austauschen. Doch der Fortschritt läuft schleppend.

Long Covid: Studie mit 1.500 ehemals Infizierten

Auch zwei Jahre nach einer Corona-Infektion leiden noch rund zwei Drittel der Long Covid-Betroffenen unter erheblichen Langzeitfolgen - und sind dadurch bei Gesundheit und Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt. Dies ergab eine Studie von Wissenschaftlern der Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm. Sie untersuchten mehr als 1.500 ehemals Infizierte aus Baden-Württemberg im Alter von 18 bis 65 Jahren.

SWR Kultur-Moderator Martin Gramlich im Gespräch mit Studienleiter Prof. Winfried Kern, Uniklinik Freiburg:

Wissenschaftler erfassen viele bleibende Beschwerden

Viele Betroffene hätten weiterhin erhebliche, bleibende Beschwerden. Die Wissenschaftler zählen dazu chronische Müdigkeit, auch Fatigue genannt, und rasche Erschöpfung, Gedächtnisprobleme und Konzentrationsstörungen sowie Atemnot und Brustschmerzen. Auch innere Unruhe, Depressionen und Schlafstörungen kämen häufig vor.

Laboruntersuchungen zeigen: Keine krankhaften Befunde

Trotz dieser objektiven Anzeichen von verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit und kognitiven Defiziten zeigten beinahe alle routinemäßigen Laboruntersuchungen keine krankhaften Befunde.

Dazu sagte Raphael Peter vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm, die Diskrepanz zwischen den funktionellen Testergebnissen, dem subjektiven Leiden der Patienten und den vielen unauffälligen Laborergebnissen legten nahe, dass man in einer anderen Richtung nach den Ursachen suchen müsse.

Studienleiter: Corona-Langzeitfolgen sind "erschreckend"

Studienleiter Professor Winfried Kern von der Universitätsklinik Freiburg sagte, es sei erschreckend, wie viele ehemals Infizierte nach zwei Jahren noch Beschwerden und Einschränkungen hätten. Die Studie wurde im Fachmagazin "Journal PLOS Medicine" veröffentlicht.

Die rund 1.500 Teilnehmenden stammen den Angaben zufolge aus einer Gruppe von mehr als 11.000 Erwachsenen in Baden-Württemberg, die bereits in einer ersten Studie in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern sechs bis zwölf Monate nach der Infektion zu ihren Symptomen befragt worden waren.

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