Seit Jahren kämpft die Musikszene in Freiburg für neue Proberäume - ohne Erfolg. Im Gegenteil: Nun steht ein weiteres Haus vor dem Aus. Im April 2024 soll das Kunsthaus L6 im Freiburger Stadtteil Zähringen schließen. Die Folge: Rund 20 Bands und etliche weitere Künstlerinnen und Künstler landen auf der Straße und müssen sich neue Räumlichkeiten für ihre kreativen Prozesse suchen. Doch das erweist sich als äußert schwierig.
Freiburger Musikszene fordert von der Stadt neue Proberäume
Für die Musikszene bedeutet das, "dass wir nicht einen geförderten Proberaum mehr haben. Das heißt für Freiburg, dass wir als eine der jüngsten Städte in Deutschland, mit ganz vielen tollen, kreativen Leuten nicht in der Lage sind, ihnen den Raum zu geben, den sie brauchen, um sich kreativ entfalten zu können", sagt Markus Schillberg von der Musikinitiative "multicore".
Die Band "Das Aus der Jugend" steht mit ihrem Namen sinnbildlich für die aktuelle Situation in der Stadt Freiburg. Sie proben derzeit in einem sehr kleinen Raum im Haus der Jugend, doch dort dürften sie eigentlich schon gar nicht mehr sein - sie sind zu alt. Der Platz sei jungen Schülerbands vorbehalten, meint Gitarrist Max Keefer, aber es rücken keine Talente mehr nach. "Die jungen Leute bekommen das auch gar nicht mehr mit", meint der 24-Jährige. Ihre Band sei ein trauriges Beispiel dafür, "dass es keine jungen Bands mehr gibt und das liegt daran, dass die Stadt systematisch dafür gesorgt hat, dass die Subkultur vernichtet wird."
Kulturbürgermeister prüft Holzmodule als Proberäume
Die Alarmglocken der Musikszene hat Freiburgs Kulturbürgermeister, Ulrich von Kirchbach (SPD), bereits wahrgenommen und prüft derzeit die Verwirklichung von Containern als Proberaumersatz: Module in Holzbauweise, die wenigstens 20 Proberäume bieten sollen, doch "leider sind Grundstücke knapp. Es besteht auch immer die Konkurrenz zur Wohnbebauung", heißt es aus dem Rathaus. Es gebe zudem wieder viele Kriegsvertriebene aus der Ukraine, die auch Flächen bräuchten.
"Ich habe den Glauben an die Stadt verloren."
Kulturbürgermeister von Kirchbach hat dennoch drei Flächen im Blick. Ob da aber tatsächlich alle 20 Proberäume Platz finden, sei noch fraglich, sagt er. Für Musiker Lion Günther sind das ohnehin nur "Häppchen - hier mal fünf Proberäume, dort mal zehn", kritisiert der 22-Jährige. Es bräuchte einen großen Ort, wie damals am Güterbahnhof, so seine Forderung.

Die Musikförderer von "multicore" hatten Entwürfe vorgelegt für ein Musikerhaus, doch der Traum scheiterte an den hohen Kosten von rund neun Millionen Euro, heißt es von Markus Schillberg. Eine Ersatz-Lösung mit Kellerräumen unweit des Kunsthauses L6 sollte die Wogen glätten, doch auch dort haben sich die Mietpreise mittlerweile verdoppelt. Die Kosten für die Umbaumaßnahmen für eine bandgerechte Nutzung sind von 1,1 Millionen Euro auf rund 1,8 Millionen Euro gestiegen. Zudem würde die Bandszene auch dort in Abhängigkeit eines privaten Vermieters stehen - das Projekt liegt vorerst auf Eis. Die Räume bleiben ungenutzt.