Muscheln sind extrem wichtig für Gewässer, denn sie sind wie Filteranlagen. Dadurch nehmen sie ihre Nahrung und Sauerstoff auf - und säubern ganz nebenbei das Wasser. Eine Bachmuschel filtriere pro Stunde bis zu fünf Liter Fließgewässer, sagt Michael Pfeiffer, Gewässerbiologe aus Freiburg.
Wie bei gewöhnlichen Filtern aber auch: Ist das Wasser zu verschmutzt, verenden sie. "Wenn Muscheln ausfallen, dann ist was faul, dann stimmt etwas nicht mit dem Gewässer", sagt Pfeiffer. Er ist vom Regierungspräsidium Freiburg beauftragt worden, sich um den Schutz von Bachmuscheln zu kümmern.
Muscheln zeigen die Wasserqualität
Ist die Wasserqualität schlecht, gibt es weniger Muscheln und auch wenige bis keine Jungtiere. Bei gutem Zustand des Gewässers können die robusten Tiere bis zu 50 Jahre alt werden. Anhand ihres Vorkommens kann Gewässerbiologe Pfeiffer die Wasserqualität erkennen. Und auch in welchem Jahr die Wasserqualität gut war und in welchem schlecht.
In einem Bach bei Teningen-Nimburg (Kreis Emmendingen) findet Michael Pfeiffer nur Muscheln, die um die 20 Jahre alt sind. Jungtiere sind keine dabei. Ein Zeichen, dass in dem Gewässer irgendetwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Was genau, muss Pfeiffer noch herausfinden. Das ist oft gar nicht so einfach.
Muschelbestand in Baden-Württemberg ist "desaströs"
Der ökologische Zustand von Bächen und Flüssen in Baden-Württemberg ist größtenteils "mäßig" bis "unbefriedigend", sagt die Landesanstalt für Umwelt. Das kann auch Michael Pfeiffer bestätigen. Das habe zur Folge, dass der Bachmuschel-Bestand "desaströs" ist. "Der Zustand ist sehr schlecht", sagt er.
Das liege daran, dass in den Fließgewässern zu viele Schadstoffe sind, wie beispielsweise Pestizide, Überreste von Medikamenten und Müll. Ein großes Problem sei auch, dass viele Bäche und Flüsse vor Jahrzehnten begradigt wurden. Dadurch seien sie viel anfälliger, sagt Pfeiffer.
Laut dem Gewässerbiologen hilft es bereits, wenn Bäche und Flüsse renaturiert werden. Die Schadstoffe seien dann zwar noch immer im Wasser, aber wenigstens seien die Lebensräume der Tiere besser, sagt Pfeiffer.
Muscheln wurden in den 90er Jahren vergessen
Bei all den Wasserschutzmaßnahmen, die es schon gibt, werden Muscheln ganz oft vergessen, kritisiert Pfeiffer. Dabei gehören laut dem Gewässerbiologen Muscheln in jedes Gewässer - wie die Rehe in den Wald.
Die wichtigste Grundlage für die Erfassung der Wasserqualität in ganz Europa ist die EG-Wasserrahmenrichtlinie. "Bei der Konzipierung dieser Richtlinie in den 90er Jahren hat man die Muscheln schlichtweg vergessen", sagt Nikolaus Geiler, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Vereins Regiowasser in Freiburg. Aus diesem Grund würden auch noch heute die Muscheln keine große Rolle spielen, wenn es um Wasserschutz geht. Michael Pfeiffer vergisst die Bachmuscheln nicht. Er will sie schützen, ihren Lebensraum verbessern und die Wasserqualität erhöhen.