Der Harvester ist grün und hat sechs große Reifen auf denen das Führerhaus montiert ist. Vorne hat er einen elf Meter langen Hydraulikarm an dem der Kopf des harvesters hängt. Er ist von der Seite zu sehen und fährt gerade einen Waldweg entlang. (Foto: SWR, Katharina Seeburger)

Moderne Holzernte

Harvester in Aktion: Vollernter frisst Bäume in Lahr

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Katharina Seeburger
Eine Frau mit dunkelblonden Haaren lacht in die Kamera. Ihre Haare sind etwas länger als schulterlang. Katharina Seeburger trägt einen gestreiften Pullover in blau, rosa und grau. (Foto: SWR, Laura Könsler)

Er wiegt 23 Tonnen, fällt, entastet und zersägt 40 Bäume pro Stunde: Der Harvester, eine Maschine für effektive und sichere Holzernte.

Rund 600.000 Euro kostet so ein Harvester, 23 Tonnen ist er schwer. An einem Ende ist ein Führerhaus auf sechs großen Reifen montiert. Von dort werden der elf Meter lange Hydraulikarm und an dessen Ende der Kopf des Harvesters gesteuert. Dieser Maschinenteil besteht aus Messern, Walzen und einer Säge. Ein Greifer hält den Baumstamm fest, während er ihn gleichzeitig unten absägt.

Der Harvester ist grün und hat sechs große Reifen auf denen das Führerhaus montiert ist. Vorne hat er einen elf Meter langen Hydraulikarm an dem der Kopf des harvesters hängt. Er ist von der Seite zu sehen und fährt gerade einen Waldweg entlang. (Foto: SWR, Katharina Seeburger)
Der Harvester kann an Hängen mit bis zu 60 Prozent Steigung arbeiten. Bei Regen arbeitet er vor allem von Waldwegen aus und fährt nicht in die Rückegassen, um den nassen Boden nicht zu zerstören. Katharina Seeburger

"Die Messer schließen sich an dem Stamm und halten den Stamm fest. Und dann kommen die aggressiven Walzen. Die laufen und treiben den Stamm nach vorne und entasten ihn."

Das sieht ein bisschen so aus, als ob sich der Harvester den Baum waagerecht in den Mund schiebt, die Äste abfrisst und den nackten Stamm nach hinten wieder ausspuckt. Dabei zersägt er den Baum automatisch in unterschiedlich große Stücke. Wie groß diese Stücke sein sollen, gibt der Fahrer vorher in einen Computer ein.

Harvester fällt Bäume nach Plan

Seit circa zwölf Jahren arbeitet der Forstbetrieb Lahr (Ortenau) mit Forstunternehmern wie Helmut Schmider und ihren Harvestern zusammen. Laut dem Forsteinrichtungswerk soll der Forstbetrieb Lahr jedes Jahr 10.000 Festmeter Holz ernten. Das entspricht mehr als 60.000 Badewannen voller Holz. Laut Plan werden aber jährlich mehr Bäume gepflanzt als gefällt.

Vier große Holzstämme liegen am Hang im Wald. Sie sind ohne Äste. Die Rinde ist an vielen Stellen aufgerissen, draunter kommt das helle Holz zum Vorschein. Im Hintergrund ist der Stumpf des eben gefällten Baumes zu sehen. (Foto: SWR, Katharina Seeburger)
Die zersägten Baumstämme holt später ein sogenannter Rückezug. Der lädt das Holz mit einem Greifarm auf seine Ladefläche und schichtet die Stämme an den verschiedenen Lagerorten im Wald auf. Die sind nach der Qualität des Holzes sortiert: Sehr gutes Holz wird zum Beispiel zu Bauholz, wengier gutes zu Paletten oder Klopapier. Katharina Seeburger

In dem Plan ist auch festgehalten, wann in welchen Bereichen wie viele Bäume gefällt werden sollen. Gefällt werden zum Beispiel Bäume, die in Gruppen dicht zusammenstehen. Denn die nehmen sich oft gegenseitig Nährstoffe und Licht weg.

Holzernte mit mehr Sicherheit für Waldarbeiter

In einer Stunde fällt, entastet und schneidet der Harvester 40 Bäume. Zum Vergleich: Zwei Waldarbeiter schaffen in der gleichen Zeit nur eineinhalb Bäume. Laut dem Betriebsleiter des Lahrer Bau- und Gartenbetriebs, Herbert Schneider, macht der sogenannte Vollernter die Waldarbeit nicht nur effektiver sondern auch sicherer. Ohne Harvester müssen die Waldarbeiter mit der Motorsäge ran.

"Man muss die Gefährdung für die Waldarbeiter in diesem Gelände sehen. Der rutscht auf einem Ast aus, fällt hin, die Motorsäge läuft weiter. Einer Motorsäge ist es egal, ob sie Holz oder Knochen schneidet. Das ist eine extrem gefährliche Arbeit. Die können und möchten wir unseren Mitarbeitern so in dieser Menge nicht zumuten."

Die Waldarbeit gilt als eine der gefährlichsten Arbeiten in Deutschland. Laut den aktuellen Zahlen der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau sind 2019 deutschlandweit mehr als 5.000 Unfälle bei der Waldarbeit passiert. Bei 36 davon sind die Menschen ums Leben gekommen.

Harvester nicht für alle Bäume geeignet

Der Harvester kann aber nicht alle Bäume fällen: Maximal 72 Zentimeter Durchmesser dürfen die Stämme haben. Meistens fällt er deshalb gerade gewachsene Nadelbäume wie Fichten. Dicke Buchen zum Beispiel müssen die Waldarbeiter weiterhin mit der Motorsäge fällen.

Zu sehen ist eine sogenannte Rückgegasse, eine Schneise im Wald. Sie führt hier ein bisschen den Berg hoch. Der Boden ist mit Reisig ausgelegt. (Foto: SWR, Katharina Seeburger)
Die Rückgegasse dient als Fahrspur für den Harvester, um weiter in den Wald rein zu kommen. Der Boden ist mit Reisig ausgelegt um das Gewicht zu dämpfen. Katharina Seeburger

Der Holzvollernter kommt an Bäume im Umkreis von elf Metern und arbeitet entweder von Waldwegen aus oder von sogenannten Rückegassen. Die führen in den Wald hinein und sind am Boden mit Reisig ausgelegt, um das Gewicht des Harvesters zu dämpfen. Bäume, die mehr als elf Meter entfernt sind, fällen die Waldarbeiter mit der Motorsäge und bringen sie mit einem Seilschlepper zum Harvester. Der entastet und sägt sie dann noch.

Ist der Harvester schlecht für den Wald?

Kritik, dass der Harvester mit seinen 23 Tonnen den Waldboden verdichtet, kann Forstunternehmer Helmut Schmider nicht nachvollziehen. Denn das Gewicht verteile sich durch die sechs großen Räder. Der Druck auf den Boden sei dadurch geringer, als wenn zum Beispiel mit Pferden im Wald gearbeitet wird.