Ein Mann sitzt am Rechner und tippt auf einer Tastatur. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Nicolas Armer)

Besitz von Kinderpornografie

Missbrauchskomplex Wermelskirchen: Mann aus Südbaden angeklagt

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Oliver Linsenmaier
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Die Staatsanwaltschaft Freiburg klagt einen Mann wegen des Besitzes von Kinderpornografie an. Auf die Spur kamen die Ermittler, weil er mit dem Beschuldigen des Missbrauchskomplexes Wermelskirchen im Chatkontakt stand.

Ein 49 Jahre alter Mann aus dem Kreis Breisgau-Hochschwarzwald muss sich wegen des Besitzes von Kinderpornografie vor Gericht verantworten. Das teilt die Staatsanwaltschaft Freiburg auf SWR-Anfrage mit. "Dem Beschuldigten wird vorgeworfen, auf seinem Mobiltelefon eine niedrige zweistellige Anzahl von kinderpornografischen Bilddateien besessen zu haben", erklärt die Erste Staatsanwältin Martina Wilke.

Prozess für November terminiert

Daher hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage erhoben. Bereits Mitte Juni war durch SWR-Recherchen öffentlich bekannt geworden, dass gegen den Mann ermittelt wird. Der Prozess soll am 16. November am Freiburger Amtsgericht stattfinden. Dann dürfte auch geklärt werden, welche konkreten Verbindungen der Mann zum Missbrauchskomplex Wermelskirchen in Nordrhein-Westfalen hatte.

Dort wird einem 44 Jahre alten Mann vorgeworfen, zwölf Babys und Kinder jahrelang missbraucht zu haben. Außerdem wurden auf seinem Computer und mehreren Festplatten große Mengen an Kinderpornografie und Missbrauchsdarstellungen gefunden. Der Beschuldigte hat die Taten gestanden und laut seinem Anwalt bei der Ermittlung von weiteren Tätern geholfen.

Vier Verfahren nach BW abgegeben

Vier Verdachtsfälle wurden in der Folge von der zuständigen Kölner Staatsanwaltschaft nach Baden-Württemberg abgegeben. Während die Ermittlungen der Staatsanwaltschaften Ellwangen (Ostalbkreis) und Karlsruhe/Pforzheim gegen die jeweiligen Beschuldigten aus verschiedenen Gründen eingestellt wurden, wurde in Freiburg und Rottweil weiter ermittelt.

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Ermittlungen wegen Kindesmissbrauch eingestellt

So stand der 49-Jährige aus dem Kreis Breisgau-Hochschwarzwald auch im Verdacht des sexuellen Kindesmissbrauchs. Dieses Verfahren wurde laut Wilke nun aber "mangels hinreichenden Tatverdachts" eingestellt. "Im Zuge umfangreicher Ermittlungen, unter anderem durch Auswertung von Datenträgern und Zeugenvernehmungen, ergaben sich keine konkreten Anhaltspunkte dafür, dass es tatsächlich zu sexuellen Missbrauchstaten zum Nachteil von Kindern durch den Beschuldigten gekommen ist", sagt Wilke.

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Beschuldigte ist bereits vorbestraft

Klar ist mittlerweile aber, dass der 49-Jährige und der Beschuldigte aus Wermelskirchen im direkten Chatkontakt standen. So konnten die Ermittelnden auch die Spur des Mannes aufnehmen. Woher die Bilddateien auf dem Handy des 49-Jährigen stammen, ist dagegen noch offen. Wie Wilke mitteilt, ist der Mann vorbestraft. Das Delikt könne sie aktuell nicht nennen, da das Gegenstand der Hauptverhandlung sein werde.

Strafrahmen zwischen einem und fünf Jahren

Sollte das Schöffengericht am Amtsgericht in Freiburg den Angeklagten schuldig sprechen, droht ihm laut Paragraph 184b des Strafgesetzbuches theoretisch eine Freiheitsstrafe zwischen einem und fünf Jahren. Grundsätzlich könne eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden, so Wilke.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mann aus dem Kreis Freudenstadt

Inwieweit das auch für einen Mann aus dem Kreis Freudenstadt relevant sein könnte, ist aktuell noch nicht absehbar. Auch gegen ihn wird wegen des Verdachts des Besitzes "von strafrechtlich relevanten pornografischen Inhalten" ermittelt. Viel mehr ist bislang nicht bekannt. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Rottweil hält sich mit dem Verweis auf die laufenden Ermittlungen weiterhin extrem bedeckt.

Abschluss der Ermittlungen wohl erst im kommenden Jahr

Klar ist aber, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind - und noch reichlich Zeit brauchen werden. "Nachdem noch Daten auszuwerten sind, ist nach derzeitigem Stand ein Abschluss in diesem Jahr vermutlich nicht möglich", erklärt die dort verantwortliche Staatsanwältin Sama Martina auf Anfrage. Damit ist weiterhin offen, ob der Mann bereits vorbestraft ist oder belastendes Material bei ihm gefunden wurde. Auch über die Verbindungen des Tatverdächtigten zu dem Beschuldigten aus Wermelskirchen ist bislang nichts bekannt.

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