Niklas Jahn, Konzertexamens-Student in der Orgel-Improvisation der Hochschule für Musik Freiburg, ist international erfolgreich. Es sei ein Vollwerk der Gedanken, beschreibt Niklas Jahn die Komplexität beim Improvisieren an der Orgel. Welche Töne passen gut zusammen, welche Melodie spielen die Hände an der dreistufigen Klaviatur, welche Basstöne spielen die Füße, welche der 37 Register sorgen für die richtige Klangfarbe und vor allem - was ist interessant und abwechslungsreich? All das muss der 26-Jährige bei der Orgelimprovisation zusammenbringen. Und bei der Probe in der Liebfrauenkirche in Günterstal zeigt sich: Niklas Jahn ist voll in seinem Element.
Zwei internationale Erfolge bei bedeutenden Wettbewerben
Für angehende Konzertmusiker sind internationale Wettbewerbe ein wichtiges Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere. Und hier lief es für den jungen Organisten, der an der Musikhochschule in Freiburg zurzeit sein Konzertexamen absolviert, richtig gut. Im Juli gewann er den ersten Platz in Orgelimprovisation in St. Alban, Großbritannien, dann folgte im September der nächste Sieg in Musashino-Tokio, Japan (hier die finale Improvisation). Damit sicherte er sich neben den Preisgeldern auch eine CD-Produktion und Konzertreihen in England und Japan.
Improvisation hat im Orgelspiel eine lange Tradition
Schon seit dem 17. Jahrhundert, also der Epoche von Johann Sebastian Bach, wird an der Orgel improvisiert, erzählt Orgelprofi Niklas Jahn. Denn für die Anzahl an katholischen Messen gab es einfach nicht genug geschriebene Stücke, und es war keine Zeit, die vielen Vor- und Nachspiele in der Kirche aufzuschreiben. Seitdem hat sich die Improvisation weiter entwickelt. In Wettbewerben wird meist ein bedeutendes Orgelstück als Grundlage für die Improvisation benutzt - der Organist muss dabei die musikalischen Themen und den Stil in eine neue Form gießen. Inspiration kann natürlich auch vollkommen frei sein - so klingt dann zum Beispiel Christian Streich an der Seitenlinie:
Berufsperspektive versus Musikstil: Die Suche nach Sicherheit
Seit dem Wettbewerb in Japan sitzt Niklas Jahn mehr am Schreibtisch als an der Orgel. Er fühle sich wie ein Geschäftsführer, sagt er, denn alle Planungen für Konzerte macht er selbst. Trotz seines Erfolgs sei es schwierig, als Organist eine Agentur zu bekommen, die ihm mehr Luft verschaffen würde. Für die nächsten Jahre kein Problem, aber langfristig sei es kaum möglich, als Konzertorganist zu leben, so Jahn. Sicherheit gebe es nur als Kirchenmusiker oder Professor.
Die fehlende Sicherheit beim Improvisieren hingegen ist genau der Nervenkitzel, der ihm Spaß macht. Im Konzert zu improvisieren sei, wie die Hosen herunterzulassen, sagt er. Das ist immer auch eine Mutfrage.