Security im Freiburger Strandbad (Foto: SWR)

Baden im Sommer

Sicherheitspersonal in Freiburger Freibad stark gefragt

Stand
AUTOR/IN
Nadine Zeller

Sommer, Sonne, Anarchie - im Freibad treffen die verschiedensten Menschen aufeinander. Das birgt oft Konfliktpotential. Aber nehmen die Straftaten wirklich zu?

Ein Sommervormittag im Freiburger Strandbad. Die Sicherheitsmänner Nico Wernicke und Philip Harter von der Offenburger Sicherheitsfirma Patronus Protection drehen eine Runde. "Bei Dienstbeginn schauen wir erstmal, wie sich das Publikum heute zusammensetzt", sagt Nico Wernicke. Er arbeitet seit 20 Jahren als Sicherheitsmann und hatte schon mit allen möglichen Menschen zu tun.

Heute stellt er zusammen mit seinem Kollegen sicher, dass keine Shishas, Grills und Glasflaschen mit in die Bäder genommen werden. Außerdem weist er Besucher daraufhin, dass Fotos mit dem Smartphone verboten sind. "Das birgt schon öfter Konfliktpotential. Viele wollen ihre Kinder fotografieren und sehen nicht ein, was daran jetzt falsch sein soll", sagt der Einsatzleiter. Aber manche Menschen fühlten sich dadurch eben gestört. In Fällen wie diesen sei es wichtig, ruhig und bestimmt zu erklären, wieso dies verboten sei. Erklären, schlichten, Regeln durchsetzen - ihr Job ist gefragt wie nie.

Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Straftaten zurückgegangen

"Die Anfrage von Seiten der Städte steigt jedes Jahr", sagt Laurent Boes, Projektleiter bei der Offenburger Sicherheitsfirma Patronus Protection. In den Coronajahren habe dies auch an den Zutrittskontrollen und der Überprüfung des 3G-Nachweises gelegen. Doch auch im Vergleich zu 2019 - dem letzten Jahr vor der Pandemie - würden ihre Dienste nun stärker nachgefragt. Und das obwohl die Zahl der Straftaten in den zwei Coronajahren 2020 und 2021 gesunken ist. Dies war dem anderen Publikum während der Corona-Krise geschuldet: Während der Pandemie haben vor allem Familien Zeit-Slots gebucht.

"Bestimmte Gruppen sind durch die Hürde des Buchen-Müssens einfach weggeblieben", sagt Boes von Patronus Protection. Diese habe man dafür aber wieder verstärkt an Baggerseen angetroffen. Auf Grund des Tiefstwerts 2021 ist es wenig überraschend, dass in diesem Jahr die Zahl der Straftaten in Freibädern wieder leicht angestiegen ist. Das zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik Baden-Württemberg, die dem SWR vorliegt. Vor allem zu Sachbeschädigungen und Diebstähle kommt es demnach häufiger. Auch Sexualstraftaten und Körperverletzungen nehmen leicht zu - allerdings auf einem sehr niedrigen Gesamtniveau. Blickt man auf die vergangenen zehn Jahre zurück, lag die Zahl 2013 mit 2.000 Taten am höchsten.

Die Sicherheitsmänner machen eine Glasflaschen-Kontrolle

Im Strandbad Freiburg haben sich die beiden Sicherheitsmänner Nico Wernicke und Philip Harter am Eingang positioniert. Sie fragen die Besucher nach Glasflaschen. Wer eine bei sich trägt, muss sie abgeben.

"Drin laufen die Kinder barfuß herum - geht eine Glasflasche kaputt, ist die Verletzungsgefahr einfach zu groß."

Hin und wieder bitten sie einen Besucher darum, einen kurzen Blick in die Tasche werfen zu können. Die meisten kooperieren. Andere reagieren irritiert. Ein Mann will wissen, warum er letzte Woche noch ein Bierglas über die Wiese habe tragen können. Nico Wernicke legt den Kopf schief und sagt: "Weil wir nur stichprobenartig kontrollieren." Dann lächelt er freundlich, aber bestimmt. Subtext: Dieses Gespräch ist beendet. "Wir haben mit den verschiedensten Menschen zu tun, arbeiten an den verschiedensten Orten - bekommt man irgendwann ein Gespür, wer welche Ansprache braucht." Erfahrung und Fingerspitzengefühl darauf komme es an.

Die Stimmung im Freibad kann schnell kippen

Nach dem Glasflaschen-Check laufen die beiden erneut das Gelände ab. "Wenn wir Gruppen sehen, die wir schon kennen und wissen, dass sie ein bisschen lauter sind, ein bisschen anstrengender sind, dann zeigen wir Präsenz", sagt Wernicke. Auch wenn es heute ruhig bleibt - die friedliche Stimmung kann schnell kippen: Erst im Juni 2022 kam es in Berlin zu einer Massenschlägerei und einem Polizei-Großeinsatz. Auch im Kehler Freibad in der Ortenau kam es im Jahr 2019 öfter zu Konflikten zwischen jungen Männern. Drei Jahre zuvor, 2016, kam es zu Auseinandersetzungen im Freiburger Lorettobad.

Deswegen setzt Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auf mehr Sicherheit in deutschen Freibädern. "Für mich ist wichtig, dass der Rechtsstaat durchgreift, dass ausreichend Personal vor Ort ist, damit so etwas nicht passiert", sagte Faeser nach der Massenschlägerei in einem Berliner Freibad Ende Juni 2022. Freiburg setzt derweil weiter auf externes Sicherheitspersonal.

Für Nico Wernicke ist es eine ruhige Schicht heute. "Es gibt Tage, an denen wir uns einfach nett mit den Leuten unterhalten und es gibt Tage, an denen das Konfliktpotential wesentlich höher ist", sagt er bei seiner Runde durch das Strandbad.

Mehr zu Freibädern in der Region

Linz

Auch andere Bäder im Norden von RLP betroffen Zu wenig Personal: Freibad in Linz bleibt samstags geschlossen

Die Hitzewelle im Land sorgt für viele Besucher in den Freibädern. In Linz am Rhein muss das Bad jetzt jedoch samstags geschlossen bleiben, weil Personal fehlt. Kein Einzelfall.

Stand
AUTOR/IN
Nadine Zeller