Blockierte Parkplätze und Abschleppkosten

Ärger mit Schrottautos: Wie Autowracks die Städte belasten

Stand

Von Autor/in Silas Schwab

Lahr, Freiburg und Kehl beklagen immer mehr Autowracks, die von ihren Besitzern einfach stehengelassen werden. Sie blockieren dringend benötigte Parkplätze. Wie kommt es dazu?

Vergessen und verwahrlost: In grenznahen Städten am Oberrhein tauchen häufig halterlose Autos auf, die monatelang nicht abgeholt werden. Die Kommunen vermuten, dass die Besitzer ihre Autos auf diesem Weg unkompliziert entsorgen wollen. Dabei ist die Verschrottung in Deutschland ohnehin kostenlos. Und das wilde Entsorgen bringt Probleme mit sich - für die Umwelt und die Anwohner.

Jürgen Schaal vom Gemeindlichen Vollzugsdienst ist in Freiburg zuständig für Autowracks. Sie stehen häufig an der Straße in Industriegebieten, aber nehmen auch Parkplätze in Wohngebieten weg. Rund 500 pro Jahr registriert er. Meistens würden die Fahrzeuge von Anwohnerinnen und Anwohnern an die Stadt gemeldet. Außerdem seien Autowracks häufig ein Ziel von Vandalismus, sagt Schaal.

Wird ein Auto gemeldet oder gefunden, kontaktiere die Stadt den Halter und fordert ihn auf, das Auto wegzufahren - wenn Schaal ihn ausfindig machen kann. "Überraschend oft wird nicht reagiert", sagt Schaal. Dann markiere er das Auto zunächst mit einem grünen Klebepunkt. Nach einer Frist von zwei Wochen komme das Auto auf einen Lagerplatz der Stadt. Knapp 100 Fahrzeuge müssen jährlich von der Stadt Freiburg abgeschleppt werden. Tendenz steigend. Auf die Halterinnen und Halter kommen neben den Abschleppkosten auch Strafen zu, die je nach Kommune bei 60 bis 80 Euro liegen.

Das Auto einfach am Straßenrand zurücklassen: Überforderung ein möglicher Grund

Es gibt viele Geschichten, die hinter den zurückgelassenen Autos liegen, erzählt Jürgen Schaal vom Vollzugsdienst. In manchen Fällen ist der Besitzer gestorben und die Erben kümmern sich nicht um das Auto. Anderen Besitzern ist wiederum nicht bekannt, dass ein Fahrzeug nur mit gültiger Versicherung in der Öffentlichkeit geparkt werden darf. In den häufigsten Fällen vermutet Schaal, dass die Halter mit ihrer Situation überfordert sind.

Können die Halter nicht ermittelt werden, tragen die Kommunen häufig die Kosten für Lagerung, Verwaltung und das Abschleppen. Markus Ibert, parteiloser Oberbürgermeister von Lahr (Ortenaukreis), beklagt: "Das Abstellen von Schrottfahrzeugen auf städtischen Flächen ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine illegale Müllentsorgung auf Kosten der Steuerzahler."

Jürgen Schaal von der Stadt Freiburg könne die Halter meistens ermitteln. Und auch in Kehl (Ortenaukreis) kam es in den letzten zwölf Jahren nur drei Mal vor, dass kein Halter ausfindig gemacht werden konnte. In der Nachbarstadt Offenburg sei das hingegen häufig der Fall, teilt die Stadtverwaltung mit.

Da ist jemandem zum Beispiel was über den Kopf gewachsen, wo alles zu viel wird. Da ist das Auto dann die kleinste Sorge.

Moos wächst auf einem alten Auto
Manche Autos stehen jahrelang unbemerkt in der Stadt und werden sogar von Moos bewachsen.

Ruf nach Änderung des Fahrzeugregisters

Derzeit muss beim Abmelden eines Autos nicht nachgewiesen werden, was danach mit dem Fahrzeug passiert. Ginge es nach dem Umweltbundesamt, sollte sich das ändern. So könnte man sicherstellen, dass weniger Autos wild entsorgt werden, sagt Christian Kitazume vom Umweltbundesamt.

Der Freiburger Ordnungshüter Jürgen Schaal fordert einheitliche Regeln für die An- und Abmeldung von Fahrzeugen in der ganzen EU. Das würde es den Kommunen erleichtern, alle Halter ausfindig zu machen. Wegen der Grenznähe blockieren immer öfter auch französische Fahrzeuge die begehrten Parkflächen.

Umweltgefahr: Altautos enthalten giftige Stoffe

Melden sich die Halter in Freiburg nicht, werden die Fahrzeuge durch die Stadt versteigert oder verschrottet. Altautoverwerter finanzieren sich durch den Verkauf der Rohstoffe im Auto: etwa Blei aus der Batterie, Edelmetalle in den Katalysatoren, Eisen und Reifen.

Eine korrekte Verschrottung ist wichtig für die Umwelt. Denn Autos enthalten gefährliche Flüssigkeiten, die nicht in die Umwelt gelangen sollen. Ansonsten drohe eine Umweltgefahr, warnt der städtische Bau- und Gartenbetrieb Lahr. Wenn Öl oder Kraftstoffe in den Boden versickern, müsse dieser aufwendig abgegraben und entsorgt werden.

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