Theater-Kritik

Macbeth am Theater Freiburg: große Oper in merkwürdiger Kulisse

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AUTOR/IN
Chris Libuda
Chris Libuda (Foto: SWR)

Der ukrainische Regisseur Andriy Zholdak inszeniert den Klassiker Macbeth von Verdi. Stimmgewaltig, aber ohne klare Bezüge zum russischen Angriffskrieg. Eine verpasste Chance, meint SWR-Autorin Chris Libuda.

Um es vorwegzunehmen: Wer eine aktuelle Auseinandersetzung mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine erwartet, wird enttäuscht sein. Die Oper könnte politisch sein, bleibt aber ein Fest der Musik. Das ist herrlich und verpasste Chance gleichermaßen.

Macbeth, der Mörder

Macbeth mordet. Er mordet, um an die Macht zu kommen. Da steht ihm nichts im Wege. Kein Kind, kein Freund. Keine Skrupel, keine Moral. Und wenn er doch mal zögern sollte, dann kommt Lady Macbeth um die Ecke: Sie stachelt ihn zu noch mehr Grausamkeit an. Am Ende sterben alle. Die Geschichte ist schnell erzählt.

"Ich sterbe im Zorn mit Himmel und Erde, abscheuliche Krone, für Dich allein.“

Bühnenbild: Tote Rehe im Bambuswald

Wer das Bühnenbild verstanden hat, möge sich melden. Da hängen lateinische Ziffern an der Wand, die sollen die zwölf Monate darstellen, ein paar fallen runter. Da liegen tote Rehe und Wildschweine im Wald aus Töpfen mit Bambusstangen. Der weibliche Teil des Chores kommt im Look von 50er-Jahre-Sekretärinnen daher, junge Tänzerinnen flattern als verführerische Hexen über die Bühne. Die männlichen Hauptdarsteller mal im Anzug mal in schusssicherer Weste. Lady Macbeth wechselt die Kostüme, von Bleistiftrock bis schwarzem sexy-Body. Macht das Sinn? Höchstens den: Diktaturen gibt es immer und in allen Zeiten. Oder, besser: Bühnenbild und Ausstattung sollen den berauschenden Klang der Oper nicht stören, verwirren aber mehr als dass sie beeindrucken.

Der Chor! Die Musik! Die Stimmen!

Der Chor bläst einem alles weg, was man an Kritik im Kopf hat. Opernchöre von Verdi sind ja gerne ein gewaltiges Vergnügen. Diesen sollte man gehört haben, macht Gänsehaut und glücklich. Lady Macbeth singt, als ginge es um ihr Leben und nicht das der vielen Opfer, betört hängen alle an ihren Lippen. Das Orchester, alle anderen Sänger: alles toll und für nicht Opern-Sängerinnen immer wieder faszinierend, was menschliche Stimme kann. Was Kunst kann. Auch wenn man Opern weder kennt noch mag: Jeder sollte das mal erlebt haben und dafür ist im Freiburger Theater gerade die Gelegenheit.


"Stets schlägt die Totenglocke. Doch keiner wagt zu klagen um die, die leiden und sterben.“

Mädchen verführen als Hexen

Während bei Shakespeare die Hexen Macbeth die Vorsehung einflüstern, werden sie auf der Freiburger Bühne zu verführerischen Mädchen. Sie schweben in Sommerkleidern über die Bühne, umgarnen Macbeth, erfreuen sich an ihrer Beute (auch das noch: ein Selfie mit totem Reh im Arm!) – kurz: sind Ausdruck jungmädchenhafter Verführung zum Bösen. So ein altmännlicher Blick auf Weiblichkeit tut erstens weh und ist, zweitens, alles andere als zeitgemäß.   

Kein Blut auf der Bühne

Die Inszenierung kommt ohne einen Tropfen Theaterblut aus, gestorben wird leise und fast nebenbei. Macbeth zurückhaltend und ganz auf die Musik fokussierend zu inszenieren, ist ja keine schlechte Idee. Nur hat man die Gelegenheit verpasst, in die Welt zu schreien, welche Grausamkeiten im Heimatland des Regisseurs gerade passieren. Es hätte ein politischer Opernabend werden können, war es aber nicht. Da halfen auch die in der Pause auf die Leinwand projizierten Bilder zerstörter Häuser aus der Ukraine nichts. Und dass gegen Ende ein Hund, der ähnlich aussieht wie der von Putin, über die Bühne geführt wurde: geschenkt.

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