Nach dem Klimaschutzgesetz soll Deutschland bis spätestens 2045 klimaneutral sein. Baden-Württemberg will das bis 2040 erreichen. Und manche Städte und Gemeinden wollen noch schneller sein. Die Gemeinde Denzlingen (Kreis Emmendingen) zum Beispiel will es bereits bis 2035 schaffen und hat schon jetzt eine Vorreiterrolle im Land.
Wie treibt Denzlingen den Klimaschutz voran?
Leise und umweltfreundlich kommt der Denzlinger Bürgermeister Markus Hollemann (ÖdP) zum Rathaus gefahren - mit dem E-Roller. Selbstverständlich, dass alle kommunalen Fahrzeuge in Denzlingen elektrisch unterwegs sind. Und Strom produziert die Gemeinde so viel wie möglich selbst: kein öffentliches Gebäude ohne PV-Anlage auf dem Dach.

"Klimaschutz findet vor allem im Kopf statt"
Aber auch die Bürgerinnen und Bürger sind gefragt, die Klimaziele ihrer Stadt zu unterstützen. Dafür gibt’s extra eine Klimaschutzmanagerin, Diana Sträuber. "Das Allerwichtigste ist Kommunikation", sagt sie, "weil vor allem Klimaschutz und Energiewende eine Sache ist, die im Kopf stattfindet." Das bedeutet: ganz viel kommunizieren mit Bürgern, innerhalb der Verwaltung, mit der örtlichen Wirtschaft.
Die Stadt fördert nachhaltige Energieprojekte
Fordern und Fördern ist das Motto. Wer zum Beispiel ein Balkonkraftwerk installiert oder sein Dach komplett mit Photovoltaik belegt, bekommt eine finanzielle Unterstützung. "Da darf es am Geld nicht scheitern, da geht’s ums Miteinander im Ort", sagt Bürgermeister Hollemann, "und Menschen zu begeistern, das ist auch Aufgabe der Politik."

Graue Betonringe im Park zeugen von einem weiteren wichtigen Projekt: Ein eigenes Nahwärmenetz. Es gab bereits Probebohrungen, um das Potenzial für Geothermie auszuloten. In wenigen Jahren soll das Nahwärmenetz in Betrieb gehen. Im "Konvoi" mit neun weiteren Städten und Gemeinden aus der Region hat Denzlingen bereits eine kommunale Wärmeplanung auf den Weg gebracht.
Denzlingen produziert ein Fünftel seines Strombedarfs selbst
Eine weitere Komponente: Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen, sogenannte Agri-Photovoltaik. Eine Anlage steht bereits auf einer Wiese am Ortsrand: meterhohe Gerüste, oben drauf die Solarmodule. Für Klimaschutzmanagerin Diana Sträuber ein vielversprechendes Projekt: "Die Idee ist, dass man die Fläche doppelt nutzt und sowohl Strom erzeugt als auch Nahrungsmittel anbauen kann."
Schon jetzt produziert Denzlingen gut ein Fünftel seines Strombedarfs selbst. Und immer mehr Bürgerinnen und Bürger ziehen mit bei dem ehrgeizigen Klimaziel ihrer Gemeinde: klimaneutral bis 2035.
Kongress Klimaneutrale Kommunen in Freiburg
Nachhaltige Lösungen für die Energiewende vor Ort – darüber sprachen rund 250 Fachleute aus Kommunen, Verbänden oder Energieversorgungsunternehmen diese Woche beim "Kongress Klimaneutrale Kommunen" in der Freiburger Messe. Themen wie Wärmeplanung, Mobilität oder Digitalisierung stehen dabei im Fokus. Es ging darum, Ideen und konkrete Lösungen auszutauschen, wie Kommunen klimaneutral werden können.
Klimaschutz vor Ort ist noch nicht verpflichtend
Bisher hängt noch viel vom politischen Willen der einzelnen Kommunen ab. Die Ziele sind zwar auf Bundesebene beschlossen, aber meistens lokal nicht verbindlich verankert.
Baden-Württemberg hat sich vorgenommen, bis 2040 klimaneutral zu sein. Einzelne Kommunen wie zum Beispiel Freiburg und Denzlingen wollen es schon bis 2035 schaffen. Gesetzlich verpflichtend sind diese Ziele aber nicht. Das sei ein Problem, finden Experten wie Erik Berge vom Bundesverband Klimaschutz. Wie viel einzelne Kommunen für Klimaneutralität tun, sei bisher noch sehr stark vom politischen Willen vor Ort abhängig.
Im Ringen um Haushaltsmittel oder Personalstellen stehe der Klimaschutz in Konkurrenz zu anderen Aufgaben der Kommune, die gegebenenfalls schon Pflichtaufgaben sind. "Das könnte sich ändern, wenn auch Klimaschutz und Klimaanpassung Pflichtaufgaben werden", sagt Berge. Außerdem bräuchten die Kommunen mehr Geld speziell für Klimaschutzaufgaben.