Christoph Ebner, Leiter SWR Studio Freiburg (Foto: SWR)

Nach Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte

Kommentar von Christoph Ebner: Zollitsch hätte besser geschwiegen

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Der Freiburger Ex-Erzbischof Robert Zollitsch hat ein Eingeständnis per Video ins Netz gestellt. Christoph Ebner kommentiert.

Es ist eine Entschuldigung im Duktus einer Predigt - und das macht für mich den Auftritt von Zollitsch vor der Kamera so gespenstisch, so merkwürdig und so unglaubwürdig. Zollitsch inszeniert sich im schwarzen Anzug und römischem Kragen vor einer grauen Wand - in einer Neutralität, als würde er ein Wort zum Sonntag in den 1950er-Jahren sprechen. Die Szenerie tut schon in den Augen weh und wirkt auf mich wie eine längst überfällige Pflichtübung in Form statisch abgelesener Sätze.

Nicht naiv: Zollitsch ist widersprüchlich und berechnend

Zollitsch räumt ein, dass er als Personalreferent der Erzdiözese Freiburg und später als Erzbischof Fehler gemacht hat und verstrickt sich dann aber sofort in Widersprüche. Er sagt, er habe das Wohl der katholischen Kirche über alles gestellt und er sei naiv gewesen. Das passt nicht zusammen. Wer so berechnend ist, dass er die Institution Kirche über alles stellt, auch über das Leid der Missbrauchsopfer, der ist nicht naiv - der ist berechnend. Knall hart berechnend. Punkt. 

Schuldeingeständnis mit einem enttäuschenden "aber"

Es passt auch nicht zusammen, wenn Zollitsch sagt, er habe weggesehen - gleichzeitig aber betont, dass er nie alleine gehandelt habe. Es ist ein Schuldeingeständnis mit einem "Aber". Und nach so vielen Sätzen kommt so ein Aber. Das ist für mich so enttäuschend an dem Video und an den Worten des früheren Erzbischofs und Chefs der Deutschen Bischofskonferenz. Zollitsch spricht von einer einvernehmlichen Kultur des Schweigens - ohne deutlich zu machen, dass er der Kopf der Organisation und damit dieser Kultur war - zumindest in der Erzdiözese Freiburg. 

Kein Hauch von Betroffenheit - Zollitsch bleibt kalt

Und es klingt wie Hohn, dass Zollitsch auch noch erwähnt, dass er als Chef der Bischofskonferenz den ersten Missbrauchsbeauftragten eingesetzt hat - um selbst über Jahre zu den Zuständen in seinem eigenen Bereich zu schweigen. Dieses Eingeständnis von Schuld vermisse ich - genauso wie in dem Video nicht einmal ein Hauch von Emphatie zu spüren ist, von Betroffenheit, von  trauriger Anteilnahme. Zollitsch strahlt eine eisige Kälte aus. 

Die Menschen, die in Pfarrhäusern, Klöstern und Ministrantenrunden missbraucht wurden, müssen entscheiden, ob sie die Entschuldigung des früheren Erzbischofs annehmen. Wenn ich das Video ansehe, dann komme ich zu dem Schluss: Zollitsch hätte besser (weiter) geschwiegen.

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Freiburg

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Der frühere Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat erstmals Fehler bei der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen eingeräumt. Kritik ließ nicht lange auf sich warten.

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