Ein Kommentar von Matthias Zeller, Büroleiter SWR Lörrach
Man kann die Einschränkung der Grundrechte wegen der Corona-Pandemie richtig finden, man kann sie zu lasch finden, man kann sie zu einschneidend finden. Unterschiedliche Meinungen gehören zur Demokratie, zu ihrem Wesenskern.
Eines aber kann man nicht: Das, was der Lörracher Stadtrat Jörg Müller auf der sogenannten Querdenker-Demo getan hat und was jeder auf youtube nachhören kann. Man kann den Lockdown nicht mit einem Konzentrationslager vergleichen. Lörrach und Deutschland im Corona-Lockdown 2020 hat nichts, aber auch gar nichts zu tun mit Auschwitz.
In Auschwitz und anderen Konzentrationslagern haben die Nazis Menschen systematisch und bestialisch getötet. Kinder vor den Augen ihrer Mütter und umgekehrt. Was hat das zu tun mit heute – mit Masketragen, Abstand halten, Kontakte begrenzen? Nichts, aber auch wirklich gar nichts.
Falsche Vergleiche verharmlosen und verhöhnen
Stadtrat Jörg Müller hat seine Rede mit dem Hinweis begonnen, dass er kein Neonazi, kein "Covididiot" und kein Corona-Leugner ist. Ich nehme ihm ab, dass er eigentlich die Bedeutung der Grundrechte betonen wollte. Aber: Es ist ihm mehr als missglückt. Denn dieses Grundgesetz mit seinen Grundrechten ist doch die in Worte gefasste Lehre aus den Verbrechen der Nazis, aus dem "Nie wieder" angesichts der Millionen Opfer, auch der in den Konzentrationslagern.
Wer historisch falsche Vergleiche zieht, wie es Jörg Müller gemacht hat, der verharmlost die NS-Verbrechen. Und wer sie verharmlost, der verhöhnt – ob gewollt oder nicht – die Opfer. Ich finde, eine Entschuldigung ist fällig. So darf Jörg Müller seine Worte nicht stehen lassen. Als gewählter Stadtrat und stellvertretender Fraktionschef der Freien Wähler im Lörracher Gemeinderat steht er in besonderer Verantwortung. Ihr muss er sich stellen!