ein Mann am Beckenrand mit gelben Shirt und DLRG-Aufschrift  (Foto: SWR, Laura Könsler)

Engagement gegen Schließung

Freibad Schweigmatt: Ehrenamtliche werden Rettungsschwimmer

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Laura Könsler

Das Freibad Schopfheim-Schweigmatt steht ohne qualifizierte Badeaufsicht vor dem Aus. Ehrenamtliches Engagement soll es retten.

Das Schwimmbad in Schweigmatt, das zu Raitbach gehört, einem Ortsteil von Schopfheim (Kreis Lörrach), ist klein aber fein. Die kleine Ortschaft Schweigmatt liegt auf einer Anhöhe, umgeben von Wiesen und Wäldern und hat ein eigenes Freibad. Die Stadt wollte das Bad schon vor Jahren schließen, doch ein Verein rettete es und betreibt es seither in Eigenregie. Doch wie überall, fehlen oder besser gesagt fehlten dem Verein qualifizierte Badeaufsichten. Kurzerhand sprangen die Raitbacher selbst ins Wasser und ließen sich zu Rettungsschwimmern ausbilden.  

Kraulen, Tauchen, Abschleppen - alles für das Bad in Schweigmatt

"Ihr macht euch bereit, krault bis hierher, taucht ab, holt den fünf Kilo Ring hoch. Dann kommt der zu Rettende von hinten, fasst euch, ihr befreit euch, packt ihn und zieht ihn dann zurück", erklärt Alexandra Böhler, Ausbilderin beim DLRG.

Rettungsschwimmer Schopfheim (Foto: SWR, Laura Könsler)

Ortsvorsteher mimt den Ertrinkenden

Dann springt Yana Karabut ins Wasser und schleppt ihren Ortsvorsteher ab. Yana ist Ukrainerin und lebt seit Kurzem im Schopfheimer Ortsteil Raitbach, zu dem auch das Schwimmbad im Ortsteil Schweigmatt gehört. In der Ukraine war sie Sportlehrerin, also prädestiniert für die Badeaufsicht in dem kleinen Höhenschwimmbad:

"Ich möchte den Menschen in Raitbach mit ihrem Schwimmbad helfen. Wenn ich helfen kann, tue ich das gerne. Es ist toll, Teil dieses Projektes zu sein."

Menschen am Beckenrand, die sich greifen, eine Frau mit DLRG Shirt schaut zu (Foto: SWR, Laura Könsler)
Alexandra Böhler, Ausbilderin beim DLRG, gibt Tipps für die richtigen Handgriffe im Wasser

Viele wollen das Bad in Schweigmatt retten

Ortsvorsteher Willi Tholen war überrascht, wie viele Leute bei dem Rettungsschwimmerabzeichen mitmachen wollten, um im Freibad einzuspringen: "Im Aufruf stand, dass wir Leute brauchen, die schwimmen können, die tauchen können und die dann auch noch dazu bereit sind im Schweigmatter Bad kostenlos ihre Dienste zu leisten. Und das ist dann schon eine ganz schöne Anforderung. Da habe ich gedacht, da werden sich vielleicht drei Leute melden. Aber dass es dann sieben waren, alle aus Raitbach, das hat mich richtig gefreut."

ein Mann, dahinter eine Frau, die ihre Hand an seinen Hals legt (Foto: SWR, Laura Könsler)
Ortsvorsteher Willi Tholen und Jeannette Hennemann, beide aus Raitbach, üben den richtigen Handgriff zum Abschleppen im Wasser

So wächst die Hoffnung, das Schweigmatter Schwimmbad mithilfe der Freiwilligen erhalten zu können. Das Bad erhalten will auch Jeannette Hennemann. Sie kannte das Bad schon, bevor sie nach Raitbach zog – einfach weil es klein, überschaubar und ruhig ist:

"Schon bevor ich hier hinten gewohnt habe, sind wir gerne von Lörrach nach Schweigmatt gefahren."

Und auch Andreas Strübe, der ebenfalls vom mangelnden Aufsichtspersonal erfuhr, bot sich kurzerhand zum Aushelfen an: "Aktuell ist es so, dass der Verein, der das Bad betreibt, nicht permanent eine Badeaufsicht hat. Und da kam die Idee auf zu schauen, ob wir genug Leute für den Rettungsschwimmer zusammenbekommen, damit wir in der Ferienzeit das Bad auch am Wochenende aufmachen können. Das war mein Antrieb, deshalb bin ich hier."

eine Frau rettet eine Mann im Wasser  (Foto: SWR, Laura Könsler)
Ortsvorsteher Willi Tholen lässt sich gerne abschleppen - zumindest, wenn es dem Erhalt des Freibades im Ortsteil Schweigmatt dient

Für Jürgen Vetter vom DLRG Schopfheim war es keine Frage, die Freiwilligen zu unterrichten, er sagte spontan zu: "Wir sind ja auch dafür da, dass wir Rettungsschwimmer ausbilden. Das ist Voraussetzung für die Bäder, dass die Aufsichtspersonen einen Silber-Rettungsschein haben." Und je mehr Bäder geöffnet sind, desto eher besteht die Möglichkeit für Kinder, das Schwimmen zu lernen. Denn durch Corona sind viele Kurse ausgefallen und die DLRG-Ausbilder haben jetzt im Nachhinein alle Hände voll zu tun.  

zwei Männer, zwei Frauen am Beckenrand fotografiert  (Foto: SWR, Laura Könsler)
Die angehende Badeaufsicht für das Schwimmbad Schweigmatt lässt sich im Freibad Schopfheim ausbilden: Raitbachs Ortsvorsteher Willi Tholen, Yana Karabut, Jeannette Hennemann und Andreas Strübe (v.li nach re) Bild in Detailansicht öffnen
zwei Rettungsschwimmerinnen  (Foto: SWR, Laura Könsler)
Trockenübungen: die Handgriffe müssen sitzen, niemand darf sich verletzen Bild in Detailansicht öffnen
zwei Männer im Gespräch im Schwimmbad  (Foto: SWR, Laura Könsler)
Der Vorsitzende des DLRG Schopfheim, Jürgen Vetter (li), hat sich sofort bereit erklärt, die Freiwilligen auszubilden und damit das Freibad Schweigmatt über Wasser zu halten Bild in Detailansicht öffnen
verschiedene Masken in einer Box mit Aufschrift "nur desinfizierte Masken"  (Foto: SWR, Laura Könsler)
Die Mund-zu-Mund-Beatmung ist steril. Jeder Prüfling nimmt eine neue Maske. Die Erste-Hilfe-Maßnahme müssen die künftigen Aufsichtspersonen im Schweigmatter Schwimmbad beherrschen Bild in Detailansicht öffnen
eine Frau kniet seitlich neben einer Übungspuppe   (Foto: SWR, Laura Könsler)
Die Handgriffe für lebensrettende Maßnahmen müssen sitzen und werden beim Rettungsschwimmer "Silber" geprüft. Jeannette Hennemann hat alle Prüfungen, auch jene im Wasser, bestanden. Bald kann sie im Freibad Schweigmatt Aufsicht führen Bild in Detailansicht öffnen
Rettungsschwimmer Schopfheim (Foto: SWR, Laura Könsler)
Jeannette Hennemann bereitet die Mund-zu-Mund-Beatmung vor. Sie ist Teil der Prüfung für den Rettungsschwimmer "Silber" Bild in Detailansicht öffnen
Frau kniet vor Dummie für Übung (Foto: SWR, Laura Könsler)
Yana Karabut ist Ukrainerin und Sportlehrerin. In Schopfheim-Schweigmatt engagiert sie sich für den Erhalt des Bades Bild in Detailansicht öffnen
eine Frau mit den Händen auf einer Puppe (Foto: SWR, Laura Könsler)
Das gehört auch mit zur Prüfung: Yana Karabut macht Herzdruckmassage Bild in Detailansicht öffnen
Menschen im Bad stoßen mit Gläsern an  (Foto: SWR, Laura Könsler)
Zum Schluss wird gefeiert. Die Prüfung zum Rettungsschwimmer "Silber" ist geschafft Bild in Detailansicht öffnen

Nach der Kombi-Übung Kraulen, Tauchen, Abschleppen, folgt noch die Herzdruckmassage und Beatmung eines Dummies. Und auch das bestehen die Absolventen mit Bravour. So steht der Badeaufsicht im Schwimmbad Schweigmatt also nichts mehr im Wege. Und das muss gefeiert werden, dachte sich Ortsvorsteher Wilhelm Tholen und serviert einen Sekt.

Willi Tholen schenkt Sekt in Gläser ein  (Foto: SWR, Laura Könsler)
Raitbachs Ortsvorsteher Willi Tholen gibt einen aus. Er freut sich, frisch geprüfte Rettungsschwimmer für das Bad in Schweigmatt gefunden zu haben

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