Heimleiter und Oberbürgermeister sprechen mit Presse (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Nervenaufreibender Grenzstopp - lange, strapaziöse Fahrt

Krieg in Ukraine: Heimkinder aus Kiew in Freiburg angekommen

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Gabi Krings
Charlotte Schönberger
Charlotte Schönberger, Redakteurin und Reporterin beim SWR (Foto: Katja Madžar)
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Ulrike Liszkowski

157 Heimkinder aus Kiew sind nach einer langen, strapaziösen Fahrt durch die Ukraine und Polen am Sonntag in Freiburg angekommen - auf Initiative der Ukraine-Hilfe Freiburg.

Laut der Ukraine-Hilfe der Evangelischen Stadtmission Freiburg sind die Kinder und Jugendlichen müde, hungrig, aber in stabiler Verfassung am Vormittag in Freiburg angekommen. Die Kinder sind zwischen einem und 17 Jahre alt, sie waren 70 Stunden unterwegs, unter Drohnenbeschuss und anfangs ohne ausreichend Verpflegung. Sie kommen aus dem Kinderheim "Vaterhaus" in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew, das schon länger von der Ukraine-Hilfe Freiburg unterstützt wird.

Wenige Stunden nach Kriegsbeginn sind die Kinder um zehn Jahre gealtert. Ich habe den Kindern versprochen, wenn wir hierher kommen, dass ihre Kindheit zurückkehrt. Ich bin sehr dankbar, dass ihr uns mit soviel Liebe empfangt. Ihr habt diese Kinder gerettet.

Die Stadt Freiburg kann die 167 Kinder und Jugendlichen sowie 32 Betreuerinnen und Betreuer kurzfristig in Freiburg in verschiedenen Einrichtungen unterbringen und versorgen. Sie hat das mit großer Unterstützung auch des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Malteser unter Hochdruck vorbereitet.

"Der furchtbare Krieg in der Ukraine macht fassungslos. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren ukrainischen Freundinnen und Freunden helfen, wo wir nur können."

Die Kinder und ihre Betreuenden aus einem ukrainischen Kinderheim waren mit mehreren Bussen evakuiert worden - auf Initiative und unterstützt von der Ukraine-Hilfe der Evangelischen Stadtmission Freiburg. Die Evakuierten waren am späten Donnerstagabend aus dem Kriegsgebiet in Kiew aufgebrochen.

An der ukrainisch-polnischen Grenze hatte es am Freitag zunächst stundenlange Wartezeiten und wohl Diskussionen um die Ausreise gegeben. Dann durften sie die polnische Grenze passieren. Nach langer Reise sind sie nun endlich in Freiburg eingetroffen. Die Kinder und Betreuenden sollen zu ihrem Schutz zunächst abgeschirmt und jeglicher Rummel um sie herum soll vermieden werden.

Kinderheim "Vaterhaus" liegt mitten im Kriegsgebiet bei Kiew

Die Freiburger Ukraine-Hilfe unterstützt seit Jahren Heimkinder in der Ukraine. Volker Höhlein, Leiter der Ukraine-Hilfe der Stadtmission Freiburg, organisiert Transporte von Hilfsgütern in das Land. Doch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ging es nicht mehr um die Unterstützung der Kinder, sondern um ihre Rettung. Denn das von der Stadtmission unterstützte Kinderheim "Vaterhaus" in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew liegt mitten im Kriegsgebiet, strategisch ungünstig zwischen drei Flughäfen. Am zweiten Tag des Krieges wurde dort ein Flugzeug abgeschossen, das in einen Wohnblock gestürzt ist.

"Die Angst ist einfach da, dass dort eine Bombe falsch runter kommt. Das war dem Heimleiter zu heiß. Er meinte, 'wir müssen hier weg'. Und so haben sie die einzelnen Kinder vorbereitet. Die haben ihre persönlichen Sachen in Rucksäcke gepackt und ihre Blutgruppen auf die Rucksäcke geschrieben."

Film vom 25.2.2022: Freiburg holt Kinder aus der Ukraine in den Breisgau

Währenddessen läuft bei der evangelischen Stadtmission die Sammlung von Hilfsgütern weiter. Volker Höhlein plant auch die Einrichtung einer Kleidersammelstelle. Der 48-Jährige freut sich über jede helfende Hand. Einer der Helfer, Ruslan aus der Ukraine, überlegt jedoch, in seine Heimat zu fahren und dort für die Freiheit zu kämpfen. Gleichzeitig weiß er, dass er in Freiburg jetzt für die Betreuung der geflüchteten Kinder gebraucht wird. Sein Chef hofft indessen, ihn in Freiburg halten zu können.

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