Orte der Stille mitten in der Stadt? Inmitten geschäftigem Treiben? Gibt es so etwas außer in Kirchen? Ja, seit Ende November in Basel. Dort haben wir das Café "Moment" besucht.
Mitten in der Stadt ein Ort der Ruhe
Unterwegs zum Café Moment: Am Barfüßerplatz aussteigen, zu Fuß über den gut besuchten Weihnachtsmarkt Richtung Freie Straße, der Shoppingmeile in Basel mit exquisiten Geschäften. Ganz in der Nähe, in einer kleinen Seitengasse, liegt das Café Moment.

Eine andere Welt
Die Schiebetür öffnet sich und schließt sich wieder hinter mir. Und ich bin mittendrin – im Cafe, dessen Wände in warmem Rot gestrichen sind. Vereinzelt sitzen Gäste an den dunklen Tischen - ein Kopfnicken hier, Augenkontakt da - und ich suche mir einen freien Platz. Die schwarzgekleidete Bedienung kommt an meinen Tisch und beugt sich hinunter. Flüsternd gebe ich meine Bestellung auf: "Einen Milchkaffee bitte."
Im Café wird höchstens geflüstert
Geschäftsführer Thomas Fries gesellt sich zu mir, wir flüstern weiter. Da wir zum Interview verabredet sind, zeigt er mir noch schnell den Meditationsraum und lotst mich dann in das Kellergeschoss. Hier können wir wieder normal miteinander reden.

Wer kommt ins Schweige-Café?
Zunächst will ich wissen, welche Menschen denn das Schweigecafé aufsuchen. Thomas Fries überlegt kurz und gibt lächelnd seine Antwort: "Das sind Leute aller Altersklassen, mehrheitlich Einzelpersonen, aber auch Paare und Familien, Leute, die gezielt die Stille suchen oder Leute, die aus Interesse kommen und schauen, wie sich das anfühlt."
Gäste wollen Abschalten und Genießen
"Also ein Café, ideal für Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben?", platzt es aus mir heraus. Thomas Fries widerspricht - so vehement, wie es ihm als ernsten, eher nachdenklichen, abwägenden Menschen eben nur gelingen kann.
"Das sind vielleicht Paare, die sich schon viel zu sagen haben, aber sich einfach mal in die Augen schauen wollen – das ist das Gegenteil von `sich nichts mehr zu sagen haben ´."

Überhaupt: zur Ruhe kommen, Stille genießen, und das mitten in der Stadt, das komme in der heutigen, schnelllebigen Zeit – geprägt von Konsum - viel zu kurz, findet der Geschäftsführer des Schweige-Cafés.

"Wir stellen fest, dass das Bedürfnis nach Stille zunimmt, weil die Hektik des Alltags einen auch im Homeoffice einholt. Ich wäre hier sicher Stammgast, wenn es das schon gegeben hätte."
Wer übrigens meint, hier in Ruhe arbeiten zu können, liegt falsch, Laptops sind verpönt – ein kurzer Blick aufs Handy ist allerdings okay.
Im Café sind zwischenzeitlich zwei Frauen eingetroffen. Jede für sich sucht sich einen Platz – sie ziehen sich in die Bibliothek zurück. In mein Notizbuch notiere ich die Frage, wie es ihnen hier gefällt. Sie antworten schriftlich.

Und auch Brigitta Reifschneider, die kurz mit mir vor die Tür geht, genießt es hier zu bedienen.
"Am Anfang war es ungewohnt. Aber jetzt genieße ich es total und merke, je besser ich Bescheid weiß, je ruhiger werde ich auch und genieße die Atmosphäre im Café total."

Und auch ich merke, wie ich in dieser kurzen Zeit zur Ruhe gekommen bin: Die Stille, das Schweigen im Café hatten nichts Unangenehmes. Ich habe mich richtig erholt und das Gewühle draußen konnte mir nichts mehr anhaben.
