Die Kapuziner verlassen das Kloster in Stühlingen  (Foto: SWR)

Kirche hat Nachwuchssorgen

Kapuziner verlassen das Kloster Stühlingen

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AUTOR/IN
Petra Jehle

Nach mehr als 100 Jahren wird der Kapuzinerorden das Kloster in Stühlingen verlassen. Im dem Kloster konnten Gäste mit den Brüdern beten, leben und arbeiten.

Das Leben im Kloster

Das Kapuzinerkloster in Stühlingen (Kreis Waldshut) war ein "Kloster zum Mitleben". Das bedeutet: Es wurden regelmäßig sogenannte Gästewochen angeboten, in denen Gäste für eine Woche im Kloster mit den Brüdern dort zusammen leben konnten. Die Gäste wurden in den klösterlichen Tagesablauf integriert - es wurde zusammen gewohnt, gebetet und gearbeitet.

Die Kapuziner verlassen das Kloster in Stühlingen  (Foto: SWR)
Die Arbeit im Klostergarten gehört zum Alltag im Kloster

Das Angebot war zuletzt ausgebucht. Die Gäste kamen aus ganz Deutschland. Ihre Konfession, Herkunft oder Alter spielten dabei keine Rolle. Auch die Motivationen waren sehr vielfältig. Manche wollten nach einem Schicksalsschlag Ruhe finden und Nachdenken. Andere schätzten die Gemeinschaft und die Gespräche.

"Man hat hier eine geborgene Umgebung. Der Ort strahlt auch sehr viel Wärme und Sicherheit aus."

So berichtete die SWR Landesschau BW in der Sendung vom 25.8.2022:

Die Gründe der Schließung

Die Entscheidung der Deutschen Kapuzinerprovinz in Münster fiel im Juni und ist keine Überraschung: seit vielen Jahren kämpft auch der Kapuzinerorden mit Nachwuchssorgen. Derzeit leben nur noch vier Brüder in Stühlingen, die auch an anderen Orten für die Pflege der Ordensbrüder und die Nachwuchswerbung gebraucht werden. In ganz Deutschland ist die Zahl der Kapuzinerbrüder inzwischen auf etwa 140 gesunken. Das Klosterleben in Stühlingen kann langfristig deshalb nicht ohne Nachwuchs aufrecht erhalten werden.

Die Kapuziner verlassen das Kloster in Stühlingen  (Foto: SWR)
Das Kloster in Stühlingen ist über 400 Jahre alt

Hinzu kommt der akute Renovierungsbedarf in dem über 400 Jahre alten Gebäude. Alleine die dringende Sanierung des Daches wurde auf 350.000 Euro geschätzt. Das Gebäude gehört dem Orden nicht, sondern einer Stiftung der Erzdiözese Freiburg. Diese wird nun darüber entscheiden, wie es mit dem Kloster weitergeht.

"Wenn man in das Dach hinein schaut, dann sieht man, dass uns die Baukosten in den alten Klöstern auffressen."

Die Geschichte des Klosters

1743 wurde das Kloster Stühlingen gegründet. Mehrfach drohte die Auflösung. Es wurde in seiner Geschichte mal als Krankenhaus oder sogar als Pferdestall genutzt. Die Kapuziner zogen 1927 in das Kloster ein. Zunächst wurden dort die Novizen ausgebildet. Vor 39 Jahren öffneten die Kapuziner ihre Klostertüren für Gäste und starten das Projekt "Kloster zum Mitleben". Über Jahre bildeten die Kapuziner in Stühlingen eine Klostergemeinschaft mit Franziskanerinnen.

Die Kapuziner verlassen das Kloster in Stühlingen  (Foto: SWR)
Der Klostergarten ist ein beliebter Ort in der Region

Die Zukunft

Die genauen Termine für den Abschied sind noch in Planung. Doch bis Jahresende werden die Brüder das Kloster verlassen. Die Kapuziner suchen derzeit nach einem neuen Ort und neuen Formen, um ihre Gastfreundschaft zu pflegen. Wo das sein wird, ist noch offen. Auch die vier in Stühlingen verbliebenen Ordensbrüder wissen sie noch nicht, wo sie künftig leben und welche Aufgaben sie haben werden. Sie sind jedoch zuversichtlich, dass der Neubeginn und die Veränderungen auch eine Chance sind.

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Petra Jehle