Zählen, messen, begutachten - Forsteinrichter in der Ortenau machen Inventur im Wald. (Foto: SWR)

Klimawandel erfordert Umdenken

Inventur im Wald: So geht es den Bäumen im Mittleren Rheintal

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AUTOR/IN
Christof Gerlitz
ONLINEFASSUNG
Anita Westrup

Alle zehn Jahre machen Experten von Forst BW im Mittleren Rheintal Waldinventur. Der Zustand der Bäume? Teils besorgniserregend.

Im Mittleren Rheintal geht eine große Waldinventur in die finale Phase. Wie gesund oder krank sind die Bäume? Und wie schnell oder langsam wachsen sie bei Trockenheit und Hitze überhaupt noch? Experten von Forst BW haben dazu Daten gesammelt. Sie sind ausschlaggebend dafür, wie der Wald in den kommenden zehn Jahren bewirtschaftet wird. Für den Wald im Forstbezirk Mittleres Rheintal steht fest, dass er sich weiter verändern wird.

Gesundheits-Check-up der Bäume mit speziellen Geräten

Das Winkelprisma hilft beim Schätzen im dichten Wald im Ortenaukreis. Es gehört zum Handwerkszeug von Michel Rönz. Er ist sogenannter "Forsteinrichter". Ein ganz Jahr lang hat er Inventur im Wald gemacht. Dabei hat er mehr als 14.000 Hektar im Mittleren Rheintal punktuell begutachtet. Und wie geht es dem Wald? Besser als anderswo, sagt Rönz. "Der Zustand ist im Bergwald auf großen Flächen gut und auch hier im Rheinwald auf großen Flächen gut. Aber wir sehen schon, dass die Schäden in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren deutlich zugenommen haben."

"Der Klimawandel ist hier angekommen und er wird sich vermutlich weiter verstärken."

Waldinventuren in BW haben eine lange Tradition

In Baden-Württemberg gibt es Waldinventuren schon seit 300 Jahren. Damals wie heute sind die gesammelten Daten wesentliche Grundlage bei der Gestaltung des Waldes. Es geht um die Zukunft des Waldes, auch um Nachhaltigkeit.

Aus dem SWR-Archiv: So sah die Waldinventur im Winter 1967 aus. (Foto: SWR)
Aus dem SWR-Archiv: So sah die Waldinventur im Winter 1967 aus.

Klimawandel fordert den Wald heraus

Zurück in der Gegenwart: Forst BW hat in der Nähe von Willstätt (Ortenaukreis) zu einem Pressetermin eingeladen. Eines der Ergebnisse der Waldinventur: Der Wald von morgen wird sich verändern müssen. Denn die Herausforderungen sind gewaltig und die Liste der Probleme lang: große Hitze, extreme Trockenheit, dazu Starkregen, Hagel, Borkenkäfer, Pilzbefall. Dies sind alles Folgen des Klimawandels. Eine neue Strategie in der Waldplanung muss her. Axel Hink, Leiter des Fachbereichs Biologische Produktion bei Forst BW, erklärt: "Wir müssen uns überlegen, wie sehen die Wälder aus, in Regionen, die deutlich heißer, deutlich trockener sind. Zum Beispiel im Mittelmeerraum oder im asiatischen Raum. Wir müssen uns überlegen, was wir von dort übernehmen können, was wir vielleicht an anderen Herkünften brauchen."

Wald der Zukunft braucht Vielfalt statt Monokulturen

Auf einer Lichtung im Forstbezirk Mittleres Rheintal standen eigentlich Eschen, sie sind aber einem Pilz zum Opfer gefallen. Jetzt wachsen dort Stieleichen, Platanen und Ulmen. "Wir müssen einfach auf Vielfalt im Wald setzen, auf eine Mischung von Laubholz, Nadelholz, von Tiefwurzlern, von Flachwurzlern und wir müssen natürlich auch durchaus neue Baumarten mit ins Kalkül nehmen, die im Augenblick nur am Rande eine Rolle spielen", so Bernhard Hake, Forstbezirk Mittleres Rheintal.

"Es wäre verheerend, wenn wir nur auf eine Strategie oder nur auf eine Baumart setzen würden."

Rettung in Sicht? Den einen Hoffnungsträger unter den Bäumen gibt es laut Experten nicht. Noch nicht. Feststeht aber: Die Wälder werden sich verändern müssen, um für das künftige Klima gewappnet zu sein. Sichtbar wird das allerdings frühestens in 50 Jahren.

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