Nach der Wahl zum Oberbürgermeister

Kehls neuer OB Wolfram Britz: "Jetzt muss ich liefern"

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Marion Eiche
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Ulrike Liszkowski

Mit 51 Prozent der Stimmen ist Wolfram Britz am Sonntag zum neuen Oberbürgermeister in Kehl gewählt worden. Der 53-jährige Krankenpfleger sprach nun im Interview über seine Pläne.

SWR: Wolfram Britz hat sich im zweiten Wahlgang gegen Anemone Bippes aus Baden-Baden und den Kehler Baubürgermeister Thomas Wuttke durchgesetzt. Er ist seit 2014 im Kehler Gemeinderat in der SPD-Fraktion und wurde auch von den Grünen unterstützt. Womit haben Sie die Kehlerinnen und Kehler für sich gewonnen?

Britz: Ich glaube, ich bin in Kehl gut vernetzt, gut bekannt. Man weiß, für was ich stehe. Und das wurde bei dieser Wahl wohl auch honoriert.

Nur ein gutes Drittel der Wahlberechtigten hat überhaupt abgestimmt, die Wahlbeteiligung lag bei 36 Prozent. Enttäuscht Sie das?

Das ist natürlich enttäuschend, wenn Menschen sich von politischem Handeln so weit entfernen, dass sie gar nicht mehr zur Wahl gehen. Und da liegt es auch an den politisch Handelnden, dass sie alles dafür tun, um hier wieder eine deutliche Verbesserung hinzukriegen. Damit die Menschen auch wirklich wissen, sie haben mit ihrer Stimme eine gewisse Macht, und sie können damit Entscheidungen beeinflussen und vorwärts bringen. Also ist es auch für die, die antreten, natürlich ein Wermutstropfen, wenn so wenige zur Wahl gehen. Aber wir müssen schauen, dass wir das verbessern.

"Da müssen die anderen nachdenken, ob das der richtige Weg war."

Im Wahlkampfendspurt gab es Querelen, ihr Konkurrent, Baubürgermeister Wuttke hatte Mitbewerberin Bippes zum Rückzug aufgefordert, und er hat Unterstützung vom früheren Rektor der Kehler Verwaltungshochschule Paul Witt bekommen. Außerdem hat er Ihnen abgesprochen, Oberbürgermeister zu können. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen haben Sie nun ihren Vorsprung aus dem ersten Wahlgang noch gesteigert. Sind sie da der lachende Dritte?

Über das kann man nicht lachen, was da passiert ist. Besonders bedenklich ist, dass mich Professor Witt nicht kennt und nie mit mir das Gespräch gesucht hatte. Und dann solche Äußerungen in den Raum setzt, und praktisch ohne Kenntnis meiner Person Behauptungen aufstellt. Das ist schade. Aber auch das ist scheinbar im Wahlkampf so inzwischen üblich, dass man den Gegner einfach, oder den Mitbewerber - Gegner möchte ich gar nicht sagen - dass man den Mitbewerber schlecht redet, um mehr Stimmen für sich selbst zu vereinnahmen. Das ist nicht meine Art. Und deshalb werde ich es auch in Zukunft nicht weiter kommentieren. Da müssen die anderen nachdenken, ob das der richtige Weg war.

Steht das nun zwischen Ihnen und Ihrem Baubürgermeister?

Es ist ja nicht mein Baubürgermeister, ich bin ja noch gar nicht im Amt. Zwischen mir und meinem Baubürgermeister steht im Moment gar nichts. Ich habe ihm angeboten, dass wir ein Gespräch führen und die künftige Zusammenarbeit besprechen. Und jetzt liegt es an den anderen, dieses Gespräch zu nutzen und Vertrauen wiederherzustellen, was vielleicht ein bisschen erschüttert ist. Aber ich bin ein sehr großzügiger Mensch. Und von daher glaube ich nicht, dass das zwischen uns stehen kann.

"Träume sind wunderbar. Träume müssen immer realisiert werden."

Und wenn sie dann im Amt sind, was packen Sie als Erstes an?

Als Erstes packe ich morgens mal eine Tasche, und werde das Amt annehmen und mir einen Überblick über sämtliche Bereiche verschaffen. Große Projekte sind in Kehl bekannt, wie zum Beispiel die Sanierung der Bäder. Wir haben andere große Baustellen, die es zu bewältigen gilt, etwa im Baubereich. Und was ich auf jeden Fall anpacken werde ist, dass wir das Motto, was ich gewählt habe für meine Kandidatur, "Gemeinsam füreinander Zukunft gestalten" wirklich leben. Und da muss ich natürlich liefern. Denn wenn man so ein Motto wählt, ist das eine große Herausforderung. Man muss alle gemeinsam an einen Tisch bekommen und die besten Lösungen für unsere Stadt hinkriegen.

Dieses Jahr wird es in Kehl einen Sommer ohne Freibad geben. Nächstes Jahr soll das dann wieder anders sein. Träumen Sie langfristig von einem Kombibad?

Träume sind wunderbar. Träume müssen immer realisiert werden. Wir hatten ja zwei Freibäder, für eine Stadt in unserer Größenordnung haben wir uns da viel geleistet. Wir hatten auch ein Hallenbad, was schon länger geschlossen ist. Und jetzt geht es darum, die Bäderlandschaft neu aufzustellen. Ob das nachher "Kombibad" oder "Hallen- und Freibad" heißt, das ist eigentlich nicht wirklich das wichtige Thema. Sondern es muss die Möglichkeit geben, dass man Sommer wie Winter in Kehl schwimmen kann. Und wenn daraus ein Kombibad wird, dann bin ich der Letzte, der sich dem verwehrt. Im Endeffekt sind das Entscheidungen, die der Gemeinderat trifft.

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Lässt sich das denn finanzieren?

Mein Mitbewerber meinte, Kehl kann sich das leisten. Die Haushaltslage in Kehl ist wie in vielen Kommunen nicht unbedingt leicht. Es gibt viele Herausforderungen, gerade im Bildungsbereich, die man leisten muss. Wenn es leistbar ist - man spricht von 45 Millionen Euro - dann kann man das umsetzen. Aber wie gesagt, es ist eine Entscheidung des Gemeinderats auf Vorlage der Verwaltung. Und da muss etwas Gutes abgeliefert werden, dass der Gemeinderat da mitgeht.

Mit Straßburg haben sie eine große Nachbarstadt. Wie gehen Sie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit an?

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist gerade in Kehl mit den vielen schönen Dingen, die uns Straßburg bietet, ein ganz wichtiges Anliegen. Auch die Oberbürgermeisterin von Straßburg hat einen neuen Weg eingeschlagen nach ihrer Wahl. Und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Straßburg.

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