Der Freiburger Kinobetreiber Ludwig Ammann freut sich über die Spendenbereitschaft (Foto: SWR, Laura Könsler)

Erfolgreiches Crowdfunding für Friedrichsbau

Freiburger Kinobetreiber überglücklich über Spenden

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Dinah Steinbrink
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Marion Eiche

Kinofans haben in Freiburg 70.000 Euro für das Friedrichsbau-Kino gespendet. Im SWR-Interview erzählt Kinobetreiber Ludwig Ammann, wie das Geld nun investiert wird.

Anfang des Jahres hat eine Nachricht die Freiburger Kinofans in Aufregung versetzt: Dem über 100 Jahre alten Traditions-Kino "Friedrichsbau" drohte die Schließung. Zu wenige Gäste, zu hohe Energiekosten, kein langfristiger Mietvertrag - diese Gründe wurden von den Betreibern angegeben. Daraufhin haben viele Unterstützerinnen und Unterstützer Unterschriften gesammelt und eine Spendenaktion gestartet.  Auch die Stadtverwaltung in Freiburg hat sich für die Verlängerung des Mietvertrags eingesetzt, sodass der Weiterbetrieb des Friedrichsbaus nun möglich ist.

SWR Aktuell: Herr Ammann, Sie sind einer der Kinobetreiber des Friedrichsbaus, die Spendenkampagne war ja eine wichtige Säule für den Weiterbetrieb des Kinos. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?

Ludwig Ammann: Wir sind überglücklich, wir haben uns so etwas in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Und es sind großartige 80.000 Euro nach neuestem Stand herausgekommen. Das sind mehr als zehn Prozent dessen, was wir in den nächsten zehn, zwölf Monaten brauchen. Ich dachte, das werden so 4.000 Euro. Aber das jetzt ist völlig ungeheuerlich. 

SWR Aktuell: Aber es stehen ja doch eigentlich recht viele Investitionen an, und 80.000 Euro sind dann ja bei den Preisentwicklungen doch nicht so viel.

Ammann: Naja, 80.000 Euro sind zehn Prozent von dem, was wir brauchen. Wir haben auch schon bei Filmförderern Anträge gestellt. Das sollte nochmals 40 Prozent ergeben. Dann kommen noch 50 Prozent aus unserer Tasche. Das ist bei 750.000 Gesamtvolumen immer noch eine ganze Menge. Aber 375.000 sind leichter zu stemmen als 700.000.

SWR Aktuell: Können Sie noch einmal kurz aufschlüsseln - Was brauchen Sie konkret an Geld? Und wofür brauchen Sie das?

Ammann: Das größte Problem war die Lüftung samt Klimaanlage. Die Klimaanlage kühlt gerade noch um zwei Grad herunter. Die Lüftung funktioniert zwar noch, ist aber 42 Jahre alt und kann morgen stehen bleiben. Und dann steht halt auch der Kinobetrieb still. Dann sind es zusätzlich die Projektoren, die eine begrenzte Lebenszeit haben. Die sind jetzt schon länger gelaufen, als in der Garantie stand. Da wussten wir immer, dass irgendwann die nächsten Jahre vier mal 70.000 Euro auf uns zukommen werden. Die neuen Projektoren können halt auch mehr. Das sind dann Laserprojektoren mit halb so viel Energieverbrauch, was natürlich sinnvoll ist in diesen Zeiten und bei diesen Strompreisen. Aber eben auch viel Geld. Und dann ein neues Foyer. Und dann gibt es noch viele Kleinigkeiten. Wir sitzen bereits an einer Webseite, die kostet auch noch Geld.

SWR Aktuell: Dann war auch ein großes Problem die Planbarkeit, der befristete Mietvertrag. Und da haben Sie sich ja auch mit der Stiftungsverwaltung, also den Eigentümern, auf einen Zehnjahresplan geeinigt. Was steht dann da noch als Nächstes an?

Ammann: Es ist ja ein Prozess und das bedeutet, es geht schrittweise voran. Der erste Schritt ist tatsächlich, und das sehe ich inzwischen mit großer Zuversicht, dass sich in diesem Jahr die Besucherzahlen so entwickeln werden, dass die gesamte Rechnung betriebswirtschaftlich Sinn macht. Seit Januar sind wir ja wieder bei Zahlen, wie vor Corona. Das hat jetzt zwar ein bisschen nachgelassen und wird jetzt durch den Sommer noch einmal sehr viel stärker nachlassen. Aber ich denke, wir kommen immer noch auf 85 bis 90 Prozent. Und dann ist absehbar, dass es nächstes Jahr wieder mehr werden. Und dann könnte die Rechnung funktionieren. Also wir haben das so alles durchkalkuliert.

SWR Aktuell: Als das so auf der Kippe stand, haben Sie gesagt, ein Jahr gucke ich mir das an. Und dann sage ich vielleicht doch, ich höre auf. Jetzt ist kein Jahr vorbei, aber so wie Sie klingen, bleiben Sie dabei.

Ammann: Wenn das jetzt im Herbst, so wie wir es erwarten, weitergeht, dann bleiben wir dabei. Man muss immer diese Bedingungssätze einfügen, weil das nicht alles vorher berechenbar ist. Corona war nicht vorhersehbar, und diese absurden Strom- und Gaspreise waren halt auch nicht vorhersehbar. Und wären die nicht gewesen, hätte die Rechnung ja auch schon letztes Jahr anders ausgesehen.

SWR Aktuell: Im Internet gibt es ja inzwischen unendlich viele Serien. Es gibt die Streaming-Anbieter, die Menschen haben zu Hause zum Teil riesige Bildschirme. Inwieweit hat denn das Kino in ihren Augen allgemein noch eine Zukunft?

Ammann: Das Kino hat eine wunderbare, strahlende Zukunft. Das mit den Serien ist nichts Neues. Also, das wundert mich immer, dass das jetzt nach Corona entdeckt wird. Auf DVD konnte man sich ganze Staffeln der begehrten Pro Sieben-Serien aus Amerika schon vor 15 Jahren kaufen. Es hat vor Corona schon einen Abbau an Kinobesucherzahlen - vor allem im Mainstream-Bereich - gegeben. Die übrigens jetzt seit vier Monaten wieder bessere Zahlen als 2019 schreiben. Bei uns wird ein bisschen nachgeholt. Im Arthouse-Bereich, denke ich jedenfalls, haben wir ein sehr viel älteres Publikum. Zumindest ein Teil unseres Publikums ist über 60. Und diese Menschen kommen jetzt erst schrittweise zurück.

SWR Aktuell: Gucken wir jetzt zum Schluss noch einmal auf ihr Programm. Der Sommer steht ja vor der Tür. Warum sollten die Leute denn trotzdem und gerade jetzt in den Friedrichsbau kommen?

Ammann: Die Leute werden im Sommer nicht in den Friedrichsbau kommen. Sie werden nicht in die Harmonie kommen. Sie werden auch nicht ins Cinemaxx gehen. Sie gehen ins Open-Air-Kino, das ist im Sommer so, wir haben ein tolles Open Air. Das Programm steht seit zwei Tagen, geht dann in zwei Wochen in die Werbung. Das Open-Air-Kino ist im Innenhof des schwarzen Klosters und da haben wir letztes Jahr einen absoluten Allzeitrekord erzielt, weil die Leute halt lieber draußen sind. Und solange das so ist, ist das unsere Lebensversicherung und funktioniert ja auch.

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