Es ist heiß und trocken in Südbaden - und das seit Wochen. Die Waldbrandgefahr hat vielerorts die höchste Stufe erreicht. Am Montag brannte es auf dem Kandel und dem Schauinsland. Johann Georg Goldammer ist Professor für Feuerökologie am Max-Planck-Institut für Chemie in Freiburg und Direktor des "Global Fire Monitoring Center", das weltweit Vegetationsbrände überwacht. Dem SWR erklärte er im Interview, wie wichtig im Ernstfall die richtige Ausstattung der Feuerwehr ist und was er für die kommenden Tage erwartet.
SWR: Herr Goldammer, wenn es wie gestern bei uns am Schauinsland brennt, was braucht die Feuerwehr da, um den Brand möglichst schnell kontrollieren zu können?
Johann Georg Goldammer: Die Feuerwehr braucht gut ausgebildete Einsatzkräfte und geeignetes Material, das es ihr ermöglicht, Feuer auch jenseits von den Waldstraßen und dort zu bekämpfen, wo Feuerwehrfahrzeuge nicht mehr hinkommen. Das war gestern am Schauinsland der Fall, wo es an der Trasse der Schauinsland-Seilbahn gebrannt hatte. Die Feuerwehren konnten dort auch auf das Forstpersonal zählen. Diese Zusammenarbeit und die gute Ausbildung sind Voraussetzungen für erfolgreiches und schnelles Eingreifen.
Sie arbeiten in Freiburg seit 20 Jahren eng mit den Feuerwehren und Forstleuten zusammen, die Sie auch ausbilden. Wie wichtig und besonders ist das?
In Deutschland sind die Feuerwehren dafür zuständig, Brände im offenen Land oder in Wäldern zu löschen. Und das wird auch so bleiben. Aber es ist sinnvoll, dass sich Land- oder Waldbesitzer, zum Beispiel Kommunen, Landwirte oder Privatleute, von vornherein darauf vorbereiten, mit der Feuerwehr zusammenzuarbeiten und das eigene Personal diesbezüglich ausbilden. Wenn Forstleute ein paar Handgeräte und Löschwasser dabei haben, kann ein Entstehungsbrand bekämpft werden, bis die Feuerwehr da ist.
Sie sagten, am Schauinsland habe das auch gut funktioniert, weil die Ausrüstung gut war. Woran fehlt es denn häufig bei den Feuerwehren, wenn es um Waldbrände geht?
Wir haben am Beispiel Schauinsland gesehen, dass die Fahrzeuge der Feuerwehr in steilen Berghanglagen gar nicht bis ans Feuer herankommen. Außerdem braucht man dort nicht die üblichen großen Schläuche, die die Feuerwehren normalerweise bei der Bekämpfung von Feuer in Siedlungen verwenden, sondern sehr viel kleinere. Wichtig sind die Handgeräte, zum Beispiel Rucksackspritzen, die die Einsatzkräfte mit ins Gelände nehmen, um dem Feuer hinterher- oder entgegenlaufen zu können. Das bedeutet aber unglaubliche körperliche Fitness, gutes Training und eine leichte Schutzkleidung bei heißen Sommertemperaturen wie gestern.
Feuer auf Waldkirchs Hausberg Schwarzwald: Waldbrand auf dem Kandel gelöscht
Auf dem Kandel im Landkreis Emmendingen ist am Montagnachmittag ein Waldbrand ausgebrochen. Die Feuerwehr war im Großeinsatz und hat den Brand noch am selben Tag gelöscht.
Wir sind jetzt am Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle. Der Waldbrandgefahrenindex steht vielerorts auf der höchsten Stufe. Und die nächsten Tage sollen trocken bleiben. Was erwarten Sie noch?
Wir erwarten eine unverändert hohe Gefahrenlage und können aus unserer Sicht nur das gleiche tun, was die Forstverwaltung und die Kommunen auch machen: an die Bevölkerung appellieren, jetzt am besten nicht in den Wald zu gehen und vorsichtig zu sein. Um noch einmal auf den Schauinsland zurückzukommen: Es ist sehr wahrscheinlich, dass jemand in der Schauinsland-Seilbahn eine Zigarette oder einen glimmenden Gegenstand aus der Kabine geworfen hat. Die Gefahr bleibt hoch, dass auf diese Weise wieder ein Feuer entsteht.
Auch Trockenheit kann zu Bränden führen. Feuer toben aktuell in vielen Ländern, vor allem in Südeuropa. Sie beobachten ja Vegetations- und Waldbrände auf der ganzen Welt. Wie besonders ist die aktuelle Lage?
Wir beobachten, dass das sogenannte Azorenhoch ein sehr stabiles und über Wochen anhaltendes Phänomen ist. Früher zog das Azorenhoch vorbei, nachdem es uns für wenige Tage heißes und trockenes Wetter gebracht hatte. Nun bleiben solche Großwetterlagen viel länger. Das macht die Veränderung aus. In Spanien, Portugal, Griechenland und der Türkei hat außerdem die Landflucht dazu geführt, dass große Teile der Landschaft brachliegen und mit ihren Büschen und Bäumen schneller in Brand geraten. Das alles kommt nun zusammen.
Was muss die Politik langfristig tun, um Wälder und Vegetation angesichts längerer Hitzephasen besser zu schützen?
Wir müssen unser Augenmerk bei der forstwirtschaftlichen Planung mehr auf die Zunahme von Extremwetterereignissen legen. Es müssen Maßnahmen ergriffen und Investitionen getätigt werden, die bisher nicht notwendig waren. Da ist ein Umdenken nötig. Im Schwarzwald zum Beispiel haben wir dunkle Nadelholzwälder mit Fichten und Tannen. Wird das so bleiben, wenn wir ein Klima bekommen wie im Mittelmeer oder in Nordafrika? In Zukunft wird der Wald anders aussehen, und darauf muss sich die Forstwirtschaft einstellen.