Im Wahlkreis Freiburg wird es spannend: Noch-Abgeordneter Matern von Marschall (CDU) muss sich zwei jungen Herausforderinnen stellen: Julia Söhne (28) von der SPD und der Kandidatin der Grünen, Chantal Kopf (26). Letztere war bislang wenig bekannt in Freiburg und Umgebung.
SWR: Frau Kopf, was wollen Sie als Bundestagsabgeordnete für den Raum Freiburg zuerst angehen?
Chantal Kopf: Ich möchte für unsere Region die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Elsass verbessern. Das ist für ganz viele Menschen - gerade Pendlerinnen und Pendler - ein ganz wichtiges Anliegen. Deswegen setze ich mich für eine schnelle Reaktivierung der Bahnverbindung von Freiburg über Breisach nach Colmar ein. Da muss die Bundespolitik sich engagieren.
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist ganz akut in unserer Region, auch da brauchen wir eine andere Bundespolitik, da sind die großen Hebel, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Und wir spüren überall die Auswirkungen der Klimakrise, gerade hier in der Landwirtschaft in unserer Region. Da muss die nächste Bundesregierung handeln, effektiven Klimaschutz machen - das ist auch meine Motivation, jetzt zu kandidieren als junger Mensch für den Deutschen Bundestag.
SWR: Was sagen Sie den Menschen in Südbaden, die Angst haben, dass grüne Politik ihren Lebensstil einschränken könnte?
Kopf: Ich nehme das sehr ernst, weil wir natürlich Veränderungen erleben werden. Aber wenn wir nicht handeln, werden die Folgen viel teurer werden, die Veränderungen viel brutaler für die Menschen - gerade für künftige Generationen. Deswegen brauchen wir wirksamen Klimaschutz und gleichzeitig natürlich auch Maßnahmen, um Klimaschutz sozial abzufedern. Beispielsweise gibt es den Vorschlag, die höheren Einnahmen aus dem CO2-Preis den Menschen zurückzugeben.
Ich finde nicht, dass der einzelne Mensch sich ändern muss - das kann nicht der Sinn von Politik sein. Der Sinn von Politik ist, die Rahmenbedingungen zu verändern. Die können wir zum Beispiel auch so ändern, dass zukunftsfähige Arbeitsplätze hier gehalten werden und hier entstehen, wenn wir eine kluge Industriepolitik machen, wenn wir Klimaschutz klug umsetzen.
SWR: Was wäre denn Ihre Wunsch-Koalition?
Kopf: Ich kämpfe für starke Grüne, weil wir jetzt in den Bundesländern überall sehen, da wo Grüne stark sind, da setzen wir am meisten Klimaschutz um und darum geht es. Gerade bei dieser spannenden Wahl, wo so viele unterschiedliche Konstellationen möglich sind, ist es den Wählern überlassen. Mir ist es wichtig, dass wir mitregieren und nicht die anderen wieder ohne uns, denn das würde weitere vier Jahre Stillstand in Deutschland bedeuten.
Wir haben am meisten Schnittmengen mit der SPD, deswegen hoffe ich, dass es für ein Zweierbündnis vielleicht sogar reicht. Wenn nicht, dann muss man wirklich in die Gespräche gehen. Wir erleben gerade, dass die Linkspartei sich selbst ausschließt von der Verantwortung, gerade in der Außenpolitik. Das muss man natürlich zur Kenntnis nehmen.
Das Interview führte SWR-Reporterin Charlotte Schönberger.