In Kippenheim gab es am Mittwochabend eine Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus. Gastrednerin war die in Kippenheim geborene Jüdin und Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher. An der Veranstaltung nahmen der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Kippenheims Bürgermeister Matthias Gutbrod sowie - wegen der Corona-Pandemie - wenige geladene Gäste teil.
Inge Auerbacher lebt in New York
Inge Auerbacher wurde am 31. Dezember 1934 in Kippenheim geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie später in der Nähe von Göppingen. Zusammen mit ihren strenggläubigen jüdischen Eltern wurde Inge Auerbacher im August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die Familie überlebte den Holocaust und wanderte 1946 nach Amerika aus. Inge Auerbacher lebt seit 75 Jahren in New York.
"Ich habe die grauenhafte Zeit des Schreckens und des Menschenhasses noch gut im Gedächtnis. Leider ist dieser Krebs wieder erwacht und Judenhass ist in vielen Ländern - auch in Deutschland - wieder alltäglich. Diese Krankheit muss so schnell wie möglich geheilt werden."
KZ-Überlebende wirbt für Versöhnung
In der Kippenheimer Alten Synagoge sagte Auerbacher, dass sie sich noch gut an die Schreckensherrschaft der Nazis erinnere. Sie berichtete - wie bereits in ihrer Rede vergangene Woche im Deutschen Bundestag - über das Leid der Juden in den Konzentrationslagern. Nur wenige hätten überlebt. Dennoch sei es wichtig, dass sich alle Menschen auf der Welt miteinander versöhnen würden.

Zur Ehrenbürgerin von Kippenheim ernannt
Inge Auerbacher, die als Vierjährige die Pogromnacht erlebte und ihren Geburtsort Kippenheim schon als kleines Kind verlassen musste, fühlt sich immer noch verbunden mit dem Schwarzwald. Wo man den ersten Atemzug gemacht habe, das bleibe immer, sagte sie bei der Gedenkstunde. Bürgermeister Matthias Gutbrod würdigte Auerbacher mit den Ehrenbürgerrechten und überreichte der 87-Jährigen die Urkunde mit der dazugehörigen Medaille.
"Ich wohne schon seit 75 Jahren in New York, aber wenn ich gefragt werde, wo kommst du her? Naja, ich werde immer bleiben: das Ingele aus Kippene!"