Roman Zhuravchakn funktioniert einfach, irgendwie. Was der 31-jährige Ukrainer mit seiner Familie durchleben musste, lässt sich nur schwer begreifen: Sein zweijährige Sohn hat Leukämie. Am 24. Februar sollte die Knochenmark-Transplantation von Marco in einem Krankenhaus in Kiew beginnen. Doch wenige Stunden zuvor schlagen die ersten Raketen ein. Der Krieg beginnt. Die lebenswichtige Therapie müssen Roman Zhuravchakn und seine Frau Olha abbrechen.
Knochenmarkspende bleibt in Kiew zurück
Die beiden beschließen, die Hauptstadt mit ihren beiden Söhnen und der Mutter von Roman Zhuravchakn zu verlassen. Nur das Nötigste packen sie ein - in der Annahme, dass der Raketenbeschuss schnell aufhört, sie schon bald wieder in ihr Zuhause zurückkehren können. Es kommt anders. Und die so wichtige und seltene Knochenmarkspende bleibt in den Kühlregalen des Kiewer Krankenhauses zurück.
Flucht aus der Ukraine ist nervenaufreibend
Die anschließende Flucht in Richtung polnischer Grenze ist nervenaufreibend. Auf der Hauptverkehrsstraße ist kaum ein Durchkommen. Viele wollen nun schnell das Land verlassen. Also beschließt Roman Zhuravchakn, über die Dörfer zu fahren. Google Maps kennt die Wege nicht, Roman Zhuravchakn muss sich auf seinen Orientierungssinn verlassen. Kampfflugzeuge fliegen über das Auto der Familie, 200 Meter über ihnen. Keine weite Strecke für Bomben.
"Das war kein gutes Gefühl. Ich wünsche niemanden, so etwas zu erleben."
Freiburger Uniklinik bietet krebskrankem Sohn einen Platz an
Sie schaffen es über die Grenze, sind unter den ersten Flüchtlingen. Dort versucht der zweifache Familienvater, einen neuen Therapieplatz für seinen jüngsten Sohn zu organisieren. Er telefoniert mit vielen Kontakten in den Niederlanden, in Polen und Freiburg im Breisgau. Die Freiburger Uniklinik hatte ihnen schon einmal geholfen. Kurz nach der Krebsdiagnose war Marco hier in Behandlung gewesen. Und auch jetzt kommt ein positives Signal aus Freiburg: Die Leiterin der Kinderonkologie der Uniklinik, Charlotte Niemeyer, bietet Marco einen Platz an.
Klinik macht Spender ausfindig
Und noch eine gute Nachricht erreicht die Familie. Das Team der Kinderonkologie konnte den Knochenmark-Spender mithilfe der Spenderdatenbank kontaktieren. Nun kann die Therapie in Freiburg durchgeführt werden.

Familie kommt im "Elternhaus" unter
Die Familie kommt nun im sogenannten "Elternhaus" auf dem Gelände der Uniklinik Freiburg unter. Der Förderverein für krebskranke Kinder bietet dort Familien wie den Zhuravchakn eine Unterkunft. Doch es ist nicht nur ein Schlafplatz, den die Familien brauchen, erklärt Bernd Rendler, Vorstand des Vereins. Die Familien seien hilf- und mittellos.
"Die stehen hier mit einem todkranken Kind und müssen eigentlich intensiv betreut werden. Aber wir stoßen momentan an unsere Grenzen."
Um auch weitere Familien aufnehmen zu können, ist der Verein dringend auf Spenden angewiesen. Alleine die monatlichen Fixkosten für das Haus und das Personal belaufen sich auf 65.000 Euro. Schon nächste Woche sollen weitere schwerkranke Kinder aus der Ukraine kommen.
Der 31-Jährige Roman Zhuravchakn kann das Geschehene noch nicht ganz begreifen. Nur eins weiß er: Hier ist sein Sohn, seine Familie sicher.