Soldat hält Sturmgewehr der Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch aus dem Kreis Rottweil (Foto: dpa Bildfunk, Marijan Murat)

Firma im Aufwind

Oberndorfer Waffenbauer Heckler & Koch steigert Gewinn kräftig

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Handfeuerwaffen aus Oberndorf am Neckar haben wieder Konjunktur: Die Firma Heckler & Koch hat 2021 ordentlich verdient - und dürfte künftig auch vom Ukraine-Krieg profitieren.

Vor nicht allzu langer Zeit steckte die Waffenschmiede Heckler & Koch noch tief in den roten Zahlen. Inzwischen ist das Unternehmen aus Oberndorf (Kreis Rottweil) wieder profitabel, das Geschäft wächst kräftig. Mit Sturm- und Maschinengewehren und Pistolen hat die Firma 2021 deutlich mehr Gewinn gemacht.

Im vergangenen Jahr waren es 21,8 Millionen Euro (Nachsteuer-Ergebnis) und damit 61 Prozent mehr als 2020 (13,5 Millionen Euro), wie Heckler & Koch am Freitag mitteilte. In den Jahren zuvor hatte es nur minimale Gewinne oder sogar Verluste gegeben. Auch mehrere Prozesse, unter anderem wegen illegaler Waffenlieferungen nach Mexiko machten dem Unternehmen und seinem Ansehen zu schaffen.

Ukraine-Krieg kurbelt Nachfrage in Rüstungsindustrie weiter an

Nach einer Sanierung samt zwischenzeitlicher unbezahlter Extra-Arbeit und Investitionen ging es aber bergauf. Der Umsatz erhöhte sich 2021 den Angaben zufolge um 5,5 Prozent auf 290,2 Millionen Euro. Und das Unternehmen rechnet mit weiterem Wachstum - nicht zuletzt wegen des Krieges in der Ukraine, der die Nachfrage nach Rüstungsgütern derzeit kräftig ankurbelt.

Oberndorf am Neckar

Zum Schutz vor russischen Agenten Waffenhersteller Heckler & Koch versetzt Mitarbeiter

Beim Waffenhersteller Heckler & Koch in Oberndorf (Kreis Rottweil) sorgt die zeitlich begrenzte Versetzung von Mitarbeitern für Aufsehen. Wegen des Überfalls auf die Ukraine werden Beschäftigten mit russischen Wurzeln offenbar weniger sicherheitsrelevante Arbeiten übertragen.

Profitiert Heckler & Koch von der Aufrüstung der Bundeswehr?

So plant die Bundesregierung, die Bundeswehr mit einem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro auf Vordermann zu bringen. Hierbei geht es zwar vor allem um Panzer, Hubschrauber und andere große Rüstungsgüter - Kleinwaffen-Fabrikanten dürften von den höheren Verteidigungsausgaben aber ebenfalls profitieren. "Die Nachfrage dürfte in den kommenden Jahren stärker steigen als bisher von uns prognostiziert", formuliert es Unternehmenschef Jens Bodo Koch. Erste zusätzliche Anfragen seien in den vergangenen Wochen bereits eingegangen.

Großauftrag für Sturmgewehre in Aussicht

Heckler & Koch liefert seine Sturmgewehre unter anderem an Norwegen, Litauen und Lettland. Möglich ist, dass diese Staaten nun nachbestellen. Unabhängig von den Folgen des Ukraine-Krieges können sich die Oberndorfer auf einen Großauftrag der Bundeswehr mit über 120.000 Sturmgewehre einstellen. Noch ist der Rechtsstreit mit dem Thüringer Konkurrenten Haenel zwar nicht endgültig geklärt. Allerdings sieht es eher danach aus, als ob Haenel außen vor bleibt.

Oberndorfer Waffen künftig nur noch für "grüne Länder"?

Der Schuldenberg aus Krisenzeiten ist allerdings noch immer hoch - zum Jahreswechsel lag er bei 243,5 Millionen Euro. Zwei Drittel der Schulden entfallen allerdings auf zwei Großaktionäre - diese Verbindlichkeiten sind daher eher unproblematisch für die Firma. Heckler & Koch verfolgt eine sogenannte Grüne-Länder-Strategie, der zufolge nur noch demokratische und nicht-korrupte EU- und Nato-Staaten beliefert werden sollen, plus Japan, Australien, Neuseeland und die Schweiz. Das soll der Regelfall sein, Ausnahmen lässt der Vorstand aber zu.

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SWR