Als eine von drei Gemeinden in Baden-Württemberg will Merdingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) mit der neuen Grundsteuer C Druck auf Eigentümer machen. Denn in dem Ort sind zwar 41 Baugrundstücke baureif und somit komplett an die Infrastruktur angeschlossen. Trotzdem sind sie seit mindestens zehn Jahren unbebaut. Dabei gehe es um Wohnraum, der gebraucht werde, betont Bürgermeister Martin Rupp (parteilos). Wegen der Grundsteuer C müssen betroffene Eigentümerinnen und Eigentümer jetzt jährlich doppelt so hohe Steuern zahlen.
Merdingen will mehr Wohnraum schaffen
Auf den noch unbebauten Baugrundstücken könnten bis zu 200 Menschen wohnen, erklärt Martin Rupp. Auch würden immer mehr Familien aus Freiburg ins Umland ziehen, zum Beispiel nach Merdingen. Mehr als 2.600 Menschen leben dort. Sollte die neue Grundsteuer C tatsächlich wirken, würde die Gemeinde außerdem deutlich mehr Geld aus dem Finanzausgleich bekommen, um in ihren Ort investieren zu können.
Die Krux: Bauplätze seit über zehn Jahren erschlossen, aber unbebaut
Die Eigentümer, die von der Grundsteuer betroffen sind, seien bereits informiert, heißt es aus dem Rechnungsamt in Merdingen. Konkret geht es um 41 Bauplätze, die bereits vor 1998 entstanden und seit mindestens zehn Jahren unbebaut sind.
Davon befinden sich sechs im historischen Ortskern. Alle Grundstücke sind an die bestehende Infrastruktur angeschlossen - also etwa mit Gas, Strom, Wasser und demnächst auch Glasfaser versorgt. Kosten, die sich dann auch auf mehr Einwohnerinnen und Einwohner verteilen würden.
Bald neue Wohnungen in Merdingen?
Im Rathaus hofft man, dass die höheren Steuern dazu führen, dass die Grundstücke zeitig bebaut werden. Der Bedarf im Ort sei da und außerdem sei der Druck, dass immer mehr Familien ins Freiburger Umland ziehen, deutlich zu spüren.
Dabei könnte tatsächlich neuer Wohnraum für mindestens 160 bis 200 Menschen entstehen, dann rechnet Bürgermeister Martin Rupp mit Mehreinnahmen aus dem Finanzausgleich in Höhe von 270.000 Euro.
Merdinger hoffen jetzt, Baugrundstück kaufen zu können
Die Grundsteuer C gilt in Merdingen bereits. Eine entsprechende Satzung wurde im vergangenen Jahr beschlossen und 2025 eingeführt. Die betroffenen Flurstücke wurden am Dienstag öffentlich bekanntgegeben. Auch hat der Gemeinderat am Dienstagabend einer entsprechenden Allgemeinverfügung mehrheitlich zugestimmt. Sie ist Voraussetzung dafür, dass die betroffenen Grundstücke auch mit der Grundsteuer C besteuert werden können.
Während der Gemeinderatssitzung habe es natürlich auch kritische Stimmen betroffener Eigentümer gegeben, berichtet Bürgermeister Rupp. "Ihre Wut war zu spüren", so Rupp. Ein Kritikpunkt: Die Gemeinde würde den Zuzug von Nicht-Merdingern fördern. In der Sitzung hätten sich aber auch positive Stimmen geäußert. So würden einige Merdinger jetzt hoffen, dass sie doch in absehbarer Zeit ein Baugrundstück kaufen könnten.
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Wohnraum ist knapp - auch in Wendlingen am Neckar. Dagegen soll eine neue Steuer helfen. Doch die Grundsteuer C wird nicht allen gefallen. Andere Städte warten erst einmal ab.
Merdingen einzige Gemeinde in Südbaden mit Grundsteuer C
Merdingen ist die einzige Gemeinde in Südbaden, welche die Grundsteuer C für baureife, aber unbebaute Grundstücke eingeführt hat. Das ist bisher auch in anderen Teilen von Baden-Württemberg eine Ausnahme.
So gibt es die Grundsteuer C bisher nur in Tübingen und Wendlingen (Landkreis Esslingen). Überlegt wird aber auch in anderen Orten, wie in Bad Boll (Landkreis Göppingen) und in Freiburg. Dort sprechen sich die jeweiligen Grünen-Fraktionen für die Steuer auf unbebaute Grundstücke aus.