Bereits 2017 war der Spatenstich - jetzt ist der sogenannte Green Tower am Güterbahnhof-Areal im Freiburger Norden endlich fertig. Der 52 Meter hohe Turm beherbergt möblierte Appartements, die auf Zeit gemietet werden können. Am Mittwoch wurde das Hochhaus, das nun als "Black F Tower" (für Black Forest) firmiert, eingeweiht.
SWR-Reporter Jan Lehmann über den neuen "Green Tower":
Gestartet als hochambitioniertes Öko-Vorzeigeprojekt, zog sich das Architekturbüro 2019 als Bauherr überraschend aus dem lange geplanten Vorhaben zurück. Der Freiburger Bauunternehmer Peter Unmüßig sprang ein und baute das Hochhaus mit veränderter Konzeption zuende. Seine Tochter Annabell Unmüßig hat daraus nun ein Appartementhaus gemacht. Was ist übrig von den einstigen Ideen?

Die begrünte Fassade ist geblieben
Ins Auge fällt vor allem die Fassaden-Begrünung. Wie beim ursprünglichen Entwurf für einen "Smart Green Tower" ist die Fassade tatsächlich grün: 50.000 immergrüne Pflanzen wie Lavendel, Rosmarin und Salbei ranken sich an den Hochhauswänden. Sie sollen das Gebäude im Sommer vor dem Aufheizen schützen und im Winter vor der Kälte. Das spart Energie. Auch die Dachterrasse im 16. Stock ist begrünt. Hier sollen sogar vier Bienenvölker angesiedelt werden, die dann einen eigenen Haus-Honig produzieren.
Der Black F Tower ist immerhin klimaneutral
Insgesamt habe man bei Planung, Bau und Inneneinrichtung immer auf Nachhaltigkeit geachtet, versichern die Bauherrn. Möbel und Materialien sollten möglichst kurze Transportwege haben. In der Summe sei der Black F Tower zu 100 Prozent klimaneutral und biete den Gästen die Möglichkeit, klimaneutral auf Zeit zu wohnen. In 54 voll ausgestatteten Appartements können die Gäste zwischen zwei Nächten und mehreren Wochen wohnen. Dazu sind weitere Wohnungen und Büros in dem vierteiligen Gebäudekomplex untergebracht.

Ursprünglich sollte es ein Plus-Energie-Haus werden
Das ursprünglich geplante Hochhaus ging in Sachen Ökobilanz allerdings noch deutlich weiter. Die bereits 2014 mit viel Enthusiasmus vorgestellten Pläne sahen unter anderem vor, dass der Smart Green Tower nicht nur für sich selbst, sondern für das ganze Viertel Solarstrom erzeugt. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und Siemens waren unter anderem an der Entwicklung beteiligt. Eine leistungsfähige Batterie sollte die zuviel produzierte Energie zwischenspeichern und bei Bedarf an das Quartier abgeben.
Und damit nicht genug: Mit der Abwärme der Batterie sollte ein Fischbecken beheizt werden; mit dem Kot der Fische wiederum sollten Pflanzen in einem Gewächshaus gedüngt werden. Doch das war dem neuen Bauherrn Unmüßig zu abgehoben und auch zu teuer. Immerhin 50 Millionen Euro sollte das Projekt schon damals kosten. Dieser Betrag sei allerdings überschritten worden, sagte Peter Unmüßig am Mittwoch - auch weil es bei der Fertigstellung des Gebäudes weitere Verzögerungen und Probleme gab.
"Der Kontext war denkbar ungünstig - Pandemie, Krieg, Lieferengpässe. - Wir haben eine Bauruine übernommen."

Architekt im Clinch mit der Stadt?
Wegen des Verkaufs wurde gemutmaßt, das Freiburger Planungsbüro Frey Architekten, das auch als Bauherr fungierte, habe sich finanziell übernommen. "Wir wurden von den finanzierenden Banken angesprochen, weil eine Immoblienpleite drohte", sagt Unmüßig zu den Gründen für sein Engagement.
Architekt Wolfgang Frey bestreitet, dass die Finanzierung das Problem gewesen sei. Er nennt gegenüber dem SWR einen anderen Knackpunkt für das Scheitern seines Projekts. Demnach habe die Stadt Freiburg darauf bestanden, dass der Green Tower an das Fermwärmenetz des Energieversorgers badenova angeschlossen werden müsse. Doch damit habe "das Konzept keinen Sinn mehr gemacht", sagt Frey. Von der Stadt gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.
Green Tower soll nun in China gebaut werden
Denn, so Frey, der Green Tower sollte ja energieautark - also unabhängig von anderen Netzen - sein und als kleines Solarkraftwerk selbst Energie abgeben. Der Architekt, der in der chinesischen Millionenstadt Qingdao gerade eine große Passivhaussiedlung gebaut hat, wundert sich, dass ausgerechnet in seiner Heimatstadt Freiburg ein derartiges Projekt offenbar nicht möglich war. Jetzt plant er seinen Smart Green Tower in ähnlicher Form in Qingdao.