Denn Goldwaschen ist für den Zollbeamten Rainer Stärk aus Weil am Rhein (Kreis Lörrach) ein Hobby, in dem er völlig abtauchen kann. In seinen Goldwaschkursen - oder, wenn er stundenlang und ganz für sich im Rhein nach Gold sucht.
"Also das hat ein Reinheitsgebot von 22 Karat und die Beimischungen sind vor allen Dingen Silber. Deswegen glänzt es auch so wunderschön."
Als er einst seinen ersten Goldflitter fand, beschreibt er, sei er gleich infiziert gewesen. Völlig überwältigt vom Gefühl, selbst Gold gefunden zu haben.

"Es ist eine Faszination, selbst hier in Deutschland Gold zu waschen, dass man eben nicht nach Alaska muss, sondern dass es hier sogar Gold gibt. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen."
Großer Reiz: Gold suchen – und finden
Wenn er Zeit hat, dann ist Rainer Stärk deshalb draußen, am Rhein. Eine Flussbiegung bei Istein (Kreis Lörrach) etwa ist vielversprechend. Denn sie bremst den Fluss ab und birgt so: Die Chance auf Gold.
Seine Ausrüstung hat sich Rainer Stärk auf den Rücken geschnallt: Waschpfanne, Plastiksieb, Campingklapphocker, eine lange Goldwaschbank, die ein bisschen aussieht wie ein altes Waschbrett, aber aus blauem Metall. Mit einer Schaufel in der Hand watet er durch das teils knietiefe Wasser. Immer wieder verfangen sich Algen an seinen grünen Gummiclogs. Rainer Stärk im Goldfieber: "Das ist immer wieder ein bisschen aufregend, der Reiz ist ja immer da. An einer Stelle findet man nichts. Und plötzlich hat man dann so eine Bonanza gefunden."

An einer Kiesbank im Rhein packt er aus, stellt den Campingklapphocker ins Wasser. Dort, wo die Strömung etwas sachter ist. Ein paar Meter weiter im Fluss strömt es richtig, mit handgroßen Kieselsteinen fixiert er seine Waschrinne, die er so als Schleuse nutzt: "Hier setz ich die Schleuse, die trennt das Gold und das leichtere Material von allein. Und das wird dann zum Schluss in der Pfanne ausgewaschen: Das schwere Gold bleibt dann oben drin liegen."
Trotz nasser Füße schweißtreibend: schaufeln, sieben, schwenken

Schaufel um Schaufel: Rheinkies, größere Brocken, dazwischen Sand ins grüne Sieb - was durchrutscht: über die Waschbank. Mit etwas Glück setzen sich dann millimeterkleine Goldteilchen ab, bleiben quasi kleben auf der Gummimatte. Die Ausbeute schließlich kommt in die schwarze Goldwaschpfanne - mit ihren feinen Rillen.

Stärk schwenkt und schwenkt, erst schnell, dann immer vorsichtiger, spült immer wieder Wasser nach, schwemmt behutsam Steinchen, kleinste Muscheln und Sand aus, filtert so die Goldflitter heraus: "Zuerst muss man alles unnütze Material loswerden und dann lassen wir uns überraschen, was zu finden ist."

"Das war ja überhaupt gar nicht mehr bekannt, dass es hier Gold im Rhein gibt. Das ist total in Vergessenheit geraten."
Vom Beruf zum Hobby: Schon immer wird am Rhein Gold gewaschen
Dabei hat Goldwaschen eine lange Tradition am Oberrhein. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts: Nebenerwerb etwa von Fischern, Bauern und nur wenigen gewerblichen Goldwäschern - die eigentlich Löschsand aus dem Rhein gewannen und dabei quasi als "Beifang" Goldflitter fanden.
Sogar die Kelten und Römer sollen hier einst Gold gewaschen haben. Berggold aus den Alpen, wird vermutet, das durch die Rhein-Zuflüsse hierher gelangt.
"Nach großen Hochwassern bilden sich gern wieder neue Kiesbänke, an denen sich das Gold dann ansammelt."
Woher das Gold im Rhein genau stammt, darüber rätseln Wissenschaftler weiterhin. Mit dem sagenhaften Rheingold aus Wagners Oper indes hat es aber wohl kaum etwas zu tun. Schließlich soll der Goldschatz der Nibelungen der Sage zufolge einst bei Worms im Rhein versenkt worden sein.

Schaufel, Goldwaschbank, Pfanne: damals - wie heute. Wobei sich wegen der vielen Wehre und Staustufen im inzwischen begradigten Rhein: kaum noch Gold anreichert. Und doch wird Rainer Stärk auch dieses Mal fündig, zeigt auf mehrere, klitzekleine Goldpunkte: "Das dürften sicher drei Millimeter sein hier. Das sind Goldflitter, ja, das ist ein großes, für den Rhein auf jeden Fall."

"Wenn man ungefähr zwei, dreitausend Goldflitter zusammen hat, dann hat man ein Gramm. Ich würde es also nie verkaufen, was ich gefunden habe, da hängt einfach zu viel Schweiß drin."
Und reich würde er damit sowieso nicht, aber wie er sagt, reich an Euphorie. Was er findet, saugt Stärk mit seiner sogenannten "Sniffer-Bottle", die er an einem Band um den Hals trägt, auf: Eine Art Pipetten-Flasche, in der er seine Goldflitter sammelt.

Für Stärk ist Goldwaschen ein Ausgleich zum Bürojob. Draußen in der Natur: "Das hat richtig was Meditatives, weil man fokussiert sich nur auf die Pfanne und dann blendet man alles außen herum weg. Noch so als Hintergrund das Rauschen vom Wasser."
Stärks größter Fund: Wenn Goldglanz nicht reich, aber glücklich macht
Stärk stammt ursprünglich aus Auenheim (Ortenaukreis), einem ehemaligen Fischerdorf, in dem bis Mitte des 19. Jahrhunderts intensiv Goldsuche betrieben wurde. Und so ist auch er über die Geschichte seines Heimatortes aufs Goldsuchen gekommen. Stolz hält er seinen bisher größten "Goldschatz" aus dem Rhein in die Sonne:
"So viereinhalb mal dreieinhalb Millimeter ungefähr, findet man nicht jeden Tag. Wenn die anderen Goldsucher das sehen, werden sie super neidisch - und würden das auch gerne finden."

Und so bedeutet manch gefundener Flitter für Rainer Stärk dann irgendwie doch: ein bisschen Goldrausch.
"Es ist Entspannung und ein bisschen Abenteuer zugleich. Man nimmt immer etwas mit nach Hause, auch wenn es kein Gold ist."