Dass Anna-Lena Hochuli einmal als Elektrikerin arbeiten würde, hätte sich die 19-Jährige nie erträumen lassen. Ihr heutiger Chef und Freund der Familie, Dennis Volk, bot ihr während der Schulzeit ein Praktikum an. Das sei doch gar nicht ihre Welt, dachte sich Anna-Lena anfangs. Mit Handwerk und Strom hätte sie doch gar nichts am Hut, und Mathe und Physik lägen ihr erst recht nicht. Das Praktikum machte sie am Ende trotzdem.
Überraschend viel Spaß am handwerklichen Beruf
Überrascht darüber, wie gut es ihr gefiel, entwickelte sich aus dem wachsenden Interesse ein zweites Praktikum. Nun ist sie seit knapp zwei Jahren glücklich in der Ausbildung zur Elektrikerin. Sie hat die Entscheidung bis heute nie bereut.
In der Lehrwerkstatt ist Anna-Lena als Frau allein unter Männern. Für sie ist das ebenso wenig ein Problem, wie in ihrer Ausbildung neue Fähigkeiten zu erlernen.
Mit Stolz und Selbstbewusstsein trägt Anna-Lena ihr T-Shirt mit dem aufgedruckten Slogan: "Ich bin Handwerkerin. Ich kann das."
Frauen im Handwerk weiterhin in der Minderheit
Frauen in Handwerksberufen sind allerdings weiterhin unterrepräsentiert. Nur 19 Prozent der Ausbildungsverträge werden an Frauen ausgestellt, so der Zentrale Verband des deutschen Handwerks. Frauen wählten öfter kreative Berufe in der Handwerksbranche wie Konditorin oder Goldschmiedin. Doch der Anteil junger Frauen bei Tischlerei oder Lackiererausbildungen steige.
Der Girls Day versucht, mit seinen verschiedenen Aktionen Mädchen für männlich dominierte Berufszweige zu begeistern. Die Erkundung von Berufen beispielsweise im Handwerk, die sowohl Jungs als auch Mädchen vielleicht gar nicht erst in Erwägung ziehen würden, steht an oberster Stelle am Girls Day.
Statt Lehramt Ausbildung zur Steinmetzin
Auch Melanie Ohnemus hatte ursprünglich andere Berufspläne. Lehrerin wollte sie werden, doch brach sie das Studium frühzeitig ab. Stattdessen besuchte sie die Steinmetzschule in Kaiserslautern. Mit ihrem heutigen Beruf ist sie glücklich. Besonders die tägliche Abwechslung als Steinmetzin und die Herausforderungen auf neuen Baustellen gefallen ihr gut. Noch dazu komme das Arbeiten mit den eigenen Händen.
In der Öffentlichkeit würde noch immer ein falsches Bild von Berufen wie Elektriker, Maurer und Zimmermann vorherrschen. Für modernes Handwerk, so die Handwerkskammer Freiburg, seien Frauen genauso geeignet wie Männer.