Um zwei Uhr nachts luden Helfer die drei Busse aus Südbaden in einem Verteilungszentrum an der ukrainischen Grenze aus. Vor allem Lebensmittel, Decken und medizinisches Material, Waren im Wert von 200.000 Euro, organisiert innerhalb von nur 24 Stunden. Am Freitagmorgen, kurz nach Sonnenaufgang, waren die Busse von Kirchzarten im Breisgau-Hochschwarzwald in Richtung Ukraine aufgebrochen. Noch am Samstag sollen sie 180 Menschen nach Südbaden bringen.
Begonnen hat alles mit einem Hilferuf des ukrainischen Gewichthebers Igor Tomtchenko an seinen Freund Jürgen Braun aus Bräunlingen im Schwarzwald-Baar-Kreis. "Ich muss an die Front", schrieb Igor Tomtchenko. "Kannst Du bei Dir meine Frau und meine Tochter aufnehmen?" Jürgen Braun, ehemaliger Europameister im Gewichtheben, war dem Hilferuf seines Sportsfreundes sofort gefolgt. Organisierte Transport und Wohnraum für hunderte Flüchtlinge sowie Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine.
Hilfsbereitschaft rührt Gewichtheber zu Tränen
Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Schlafsäcke und Decken. Rote Kisten stapelten sich auf den Sitzen der Reisebusse. Ein Anhänger ist bis oben hin vollgepackt. Ein Busunternehmen stellte nicht nur die Busse zur Verfügung, sondern spendete auch den Sprit. Der Anblick der Hilfsbereitschaft trieb Jürgen Braun vor der Abfahrt die Tränen in die Augen.
"Ich glaube, das trifft die Menschen an der richtigen Stelle. Am Herz. Und dann ist die Bereitschaft riesengroß."
Auch Kindersitze wurden am Freitag in die Busse geladen. Die Initiative um Jürgen Braun will so viele flüchtende Menschen wie möglich aus der Ukraine mit zurückbringen. Doch sie ahnen, dass die größte Herausforderung noch bevorsteht: In den Bussen ist Platz für 180 bis 200 Menschen. Jürgen Braun fürchtet, dass sie jeden Platz fünf- bis zehnmal belegen könnten. Wenn nicht sogar mehr, sagt er.
"Und dann wird die Frage sein, und einer muss entscheiden: Wer kommt mit und wer bleibt da?"
Bilder aus dem Krieg
Von seinem ukrainischen Freund bekommt Jürgen Braun immer wieder Fotos aus dem Krieg. Ein Kampfflugzeug, das explodiert. Ein zerstörter Hubschrauber. Der Freund aus Gewichtheberzeiten vor einem russischen Militärfahrzeug. In den Händen eine Waffe. Er kämpft mit seinen Söhnen an der Front. Jürgen Braun macht das alles fassungslos - aber nicht hilflos.
"Ich tue ja was. Nichts zu tun, wäre schwierig."
Jürgen Braun hofft, dass sie am Sonntag nach Südbaden zurückkehren. Zusammen mit geflüchteten Menschen, Frauen und Kindern, aus der Ukraine. Und es geht weiter: Für die kommende Woche hat Jürgen Braun weitere Fahrten an die ukrainisch-polnische Grenze geplant. Weitere vier Busse sollen Flüchtende nach Südbaden bringen.