Während es in Freiburg am Mittwoch über 30 Liter geregnet hat, sind in Emmendingen (Landkreis Emmendingen) wenige Kilometer entfernt in der ganzen Woche nur rund zehn Liter Niederschlag gefallen, in Waldshut-Tiengen (Landkreis Waldshut) nicht einmal das. "Wenn man ins Regenradar guckt oder in die Wettervorhersage, dann steht da Schauer und Gewitter", sagt Dominic Grethler, Landwirt in Biengen, einem Ortsteil von Bad-Krozingen. Die sind aber meist nur lokal. Was er sich jetzt wünscht, ist ein Landregen, der den Boden bis in die Tiefe anfeuchtet. Denn beim Wetterpoker ist sein Ort bisher leer ausgegangen.
Grethler hält seinen Familienbetrieb mit vielen Standbeinen am Leben. Neben Zuckerrüben betreibt er Saatgutvermehrung für Mais, baut Kartoffeln und Trauben an, hält Tiere und hat einige Felder mit Getreide.
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Erste Pflanzen mit Anzeichen von Trockenstress
Direkt hinter dem Wohnhaus und dem Stall, aus dem rund zwanzig Kühe schauen, baut er auf einem kleinen Feld Winterweizen an. Die blassgrünen Ähren ziehen sich wie ein stoppliger Teppich um die Walnussbäume. Im Schatten sitzen noch kleine Wassertropfen auf den Blättern. "Wir haben hier eins, zwei, drei Blätter, die sind alle noch grün", sagt Grethler, als er sich bückt und einen der Halme inspiziert. Das passe eigentlich noch. Denn solange sie grün sind, setzen sie den Zucker aus der Photosynthese in Ertrag um.
Was passiert, wenn der Regen weiter ausbleibt, ist in der Mitte des Feldes bereits zu sehen. Mit Beginn des Trockenstresses zieht die Pflanze die Nährstoffe aus den untersten Blättern ab - sie verfärben sich gelb. "Auf diese Nährstoffe kann sie erstmals verzichten", sagt Grethler. Es ist eine Art Notfallplan der Pflanze, der bei neuem Niederschlag gestoppt werden kann.
Baden-Württemberg ist Getreide-Exportland
Vier bis sechs Wochen sind es bis zur Ernte. Die Menge an Regen entscheidet jetzt, ob der Familienbetrieb später sechs oder neun Tonnen Weizen pro Hektar ernten wird. Auch die Qualität der Körner bildet sich erst in den letzten Wochen vor der Ernte aus.
Doch selbst wenn Dominic Grethler kein Glück mit dem Wetter hätte und seine Ernte klein ausfällt: Landesweit ist die Bevölkerung Baden-Württembergs überdurchschnittlich gut mit Getreide versorgt. "Wir haben einen Selbstversorgungsgrad von 109 Prozent über alle Getreidesorten hinweg. Beim Brotgetreide haben wir sogar einen Versorgungsgrad von 119 Prozent", sagt Horst Wenk, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes.
Der Großteil werde davon im Bundesland verarbeitet und konsumiert, teilt Wenk mit. Es könnten sogar noch zwei Millionen Menschen mehr mit Getreide für Brot versorgt werden. Ganz anders sieht es bei Gemüse, Obst oder Fleischprodukten aus. Hier liegt die produzierte Menge zum Teil unter 30 Prozent des Bedarfs.
Weizenpreis so hoch wie noch nie
Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine, ist der Preis für Weizen in die Höhe geschossen. Schwankte der Weizenpreis in den letzten Jahren zwischen 150 und 200 Euro pro Tonne, wurde das Getreide Mitte Mai für knapp 450 Euro die Tonne gehandelt. Trotzdem rechnet Wenk nicht damit, dass in Baden-Württemberg noch mehr produziert wird: "Das wird erst interessant für die Herbstaussaat, wenn man da korrigieren möchte." Im Frühjahr sei die Anbauplanung bereits abgeschlossen gewesen.
Im Weg stehen dem gegenüber die hohen Preise für Düngemittel, Diesel und Maschinen. "Es sind Preise, die gab es noch nie. Das ist unglaublich", sagt Landwirt Grethler. Vom Ersatzteil bis zum Einsatz des Dreschers - alle Preise seien durch die Decke gegangen. Was dann am Ende im Geldbeutel übrig bleibe, gleiche einem Glücksspiel, sagt Grethler, an dem nicht nur die Wolken beteiligt sind.